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Die Verschwundenen

Die Verschwundenen

Titel: Die Verschwundenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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erwiderte Decker.
    »Ja«, sagte Cotton. »Aber wir wollen Skalsky im Auge behalten, nicht seinen Wagen. Vermutlich macht er genau jetzt all die interessanten Dinge, die wir gern beobachten würden, und wir sehen ihn erst wieder, wenn er nach Hause fährt und sich schlafen legt.«
    »Dafür haben wir einen anderen Mann im Club sitzen«, gab Decker zurück. »Wir beide können da schließlich nicht rein, ohne dass er uns auf Anhieb erkennt.«
    Sie trugen Ohrstöpsel, die mit digitalen Funkgeräten verbunden waren. Dann und wann kamen die Statusmeldungen ihrer Kollegen herein. Deckers Plan lief darauf hinaus, ein Bewegungsprofil von Skalsky anzufertigen, dazu Fotos von den Personen, mit denen er sich traf.
    »Trotzdem«, sagte Cotton. »Wir können genauso gut draußen warten – irgendwo, wo wir die Gegend um den Club überblicken können.«
    Er stieg aus.
    »He!«, protestierte Decker, doch Cotton reagierte nicht.
    Decker schnaubte und folgte ihm. Sie schaute sich um.
    Sie befanden sich im Theaterdistrikt. Um sie her wogte das Leben. Nachtschwärmer flanierten über die Bürgersteige, und der Verkehr bewegte sich als bunte Lichterkette im Schritttempo an ihnen vorbei. In New York pulsierte das Leben rund um die Uhr.
    »Also gut«, murmelte Decker. »Aber wir fallen weniger auf, wenn wir uns zwischen den Fußgängern treiben lassen. Kommen Sie!«
    Sie schlenderten die Straße entlang, bis der Eingang der Black Diamond Bar in Sicht kam. Die kleine Leuchtreklame ging in den bunten Lichtern der umliegenden Geschäfte beinahe unter.
    Decker blieb stehen. »Da!«, sagte sie halblaut. »Das ist interessant …«
    »Was?« Cotton folgte ihrem Blick und stellte fest, dass sie zu einem Pick-up schaute. Ein schlanker, muskulöser Mann in schwarzem Rollkragenpullover stieg gerade ein.
    Decker zupfte Cotton am Ärmel. »Kommen Sie, fahren wir dem Typen hinterher!«
    Sie eilten zurück zu ihrem Wagen.
    »Und Skalsky ist Ihnen plötzlich egal?«, fragte Cotton, während er sich hinter das Steuer schwang.
    »Das ist Tom Mason«, erwiderte Decker. »Man konnte ihm nie etwas nachweisen, aber es heißt, er wäre Skalskys Experte fürs Grobe – und sein Verbindungsmann zum Kartell. Also los, folgen Sie dem Burschen!«
    »Aye, aye, Sir!« Cotton fädelte den Wagen in den Verkehr ein. Er versuchte sich zu merken, welches der vielen Rücklichter vor ihm dasjenige war, dem er zu folgen hatte. »Ich glaube, ich erinnere mich an den Knaben. Aber als ich ihn zuletzt gesehen habe, hatte er noch mehr Haare.«
    »Mal sehen, wohin er fährt. Wenn Skalsky mit Robinskis Tod zu tun hat, ist Mason unser erster Verdächtiger.«
    Mason lenkte seinen Pick-up die 8. Straße entlang Richtung Norden, fuhr durch den Columbus Circle und entlang des Central Parks durch die Upper Westside. Cotton folgte ihm in sicherem Abstand und hoffte darauf, dass der Mann nicht die Lichter hinter sich beobachtete.
    Mason fuhr nach Harlem. In den letzten Jahren hatte der Stadtteil durch Luxussanierungen sein Ansehen grundlegend gewandelt, und viele Neighbourhoods waren nicht nur sicherer geworden, sondern regelrecht hip – meist auf Kosten der ursprünglichen Bewohner, die durch die steigenden Mietpreise hinausgedrängt wurden.
    Das galt allerdings nicht für das Viertel, in das Mason einbog. Hier hielt sich noch ein Restbestand an alten Gebäuden, die aussahen, als wären sie seit dem vorletzten Jahrhundert nicht mehr renoviert worden. Der Pick-up stoppte vor einem Haus, bei dem Cotton sich fragte, ob die Bewohner darin wahrhaftig Miete zahlten. Die graue Fassade war über und über mit Graffiti beschmiert, viele der Fensteröffnungen gähnten leer und ohne Scheiben, andere starrten weiß und blind zwischen dem Mauerwerk hervor.
    Cotton lenkte den Wagen um die nächste Ecke und hielt. Ein paar Gestalten saßen gegenüber auf der Freitreppe eines Hauses, betrunken, unter Drogen oder einfach zu apathisch, um auch nur in ihre Wohnungen zu gehen.
    »Und jetzt?«, fragte Cotton.
    »Sie folgen Mason ins Gebäude und versuchen herauszufinden, was er dort vorhat.«
    »Und Sie?«
    »Ich kümmere mich um den Wagen«, antwortete Decker. »Um unseren und den von Mason.«
    »Na denn …« Cotton stieg aus und lockerte seine Waffe im Schulterhalfter. Er dachte dabei gar nicht mal an Mason – er ging davon aus, dass ein Polizist in dieser Gegend so ziemlich jedem auf die Füße trat. Na, zumindest bin ich nicht im Anzug unterwegs .
    Leichtfüßig trabte er um die Ecke. Masons Pick-up

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