Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verschwundenen

Die Verschwundenen

Titel: Die Verschwundenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
Vom Netzwerk:
Lehnstuhl wie ein angeschwemmtes Wrack. Matt nippte sie an dem Cognac, dann leerte sie das Glas in einem Zug.
    Der Mann sprach währenddessen weiter: »Wir haben bisher nur gehört, dass sie ertrunken ist. Du musst dir nicht gleich das Schlimmste ausmalen, nur weil das FBI da reingeraten ist. Vielleicht war es nur ein Unfall – solche Dinge passieren nun mal. Genau wie bei Martin und North.«
    »Ich hoffe sehr, dass es nichts zu bedeuten hat«, sagte Lydiah Bruckner. »Aber …«
    »Es wird sich alles aufklären.« Er tätschelte ihren Handrücken, nahm ihr das Glas aus den Fingern und stellte es auf dem Schreibtisch ab, wo sein eigener Drink unberührt blieb.
    Eine Zeit lang stand er stumm da und betrachtete seine Besucherin. Dann ging er um seinen Tisch herum, nahm das Telefon zur Hand und wählte eine Nummer.
    »Hi, Aaron«, sagte er. »Ich habe eine Bitte an dich. Du weißt, wo Lydiah Bruckner wohnt? Sie hatte heute zwei Besucher aus New York, zwischen zehn und zwölf am Morgen. Kannst du die Daten der Mobilfunkzellen in Lydias Umgebung abrufen und die Handys der beiden isolieren? Ja? Danke, Aaron! Ich werde das honorieren.«
    Er legte auf und musterte Lydiah Bruckner. Der Kopf der Maklerin war herabgesunken, und sie schnarchte.
    Der Mann seufzte und verzog die Lippen in einem Anflug von Bedauern. Dann nahm er den Hörer wieder auf und wählte eine andere Nummer.
*
    Zurück in der Zentrale, erstellte Decker einen Plan für die Observation. Sie wollte Skalsky und seine wichtigsten Handlanger im Auge behalten und mehr über seine Hintermänner erfahren, deren Geld vielleicht an Robinskis Fingern kleben geblieben war.
    Cotton nutzte die Gelegenheit, als seine Kollegin abgelenkt war, und schlich sich zu Zeerookah.
    Der Computerfreak und IT-Spezialist des G-Teams saß an einem seiner High-Tech-Rechner, tief in die Arbeit versunken. Er schaute auf drei Bildschirme gleichzeitig, während er scheinbar blind etwas auf seiner Tastatur tippte.
    Cotton legte ihm die Hand auf die Schulter. »Schluss mit der Onlinezockerei«, sagte er. »Ich hab richtige Arbeit für dich.«
    »Ja, ja«, schimpfte Zeerookah, drehte den Kopf und warf Cotton einen vorwurfsvollen Blick zu. »Das haben sie alle. Decker füllt mir gerade das Postfach mit Anforderungen.«
    »Mag ja sein«, sagte Cotton. »Aber ich komme persönlich zu dir. Zählt das nichts?«
    »Mir kommen gleich die Tränen. Es hat bestimmt was zu bedeuten, dass du dich um den offiziellen Kanal rummogelst und mir deine Wünsche ins Ohr flüsterst. Aber du hast Glück. Ich bin ich gerade zu beschäftigt, um darüber nachzudenken. Was willst du, Cotton?«
    »Ich wäre dir dankbar, wenn du für mich nach Fällen suchst, die dem unserer Toten ähneln. Schau bei ViCAP nach und überall sonst, wo verschwundene Personen und nicht identifizierte Todesfälle erfasst sein könnten.«
    ViCAP war die zentrale Datenbank zur Verfolgung von Gewaltverbrechen. Anfangs nur zur Sammlung von Daten und zum Abgleich von Informationen bei Mordfällen konzipiert, wurden in der ViCAP-Datenbank inzwischen auch Fakten über andere Gewaltverbrechen gesammelt.
    »Du glaubst, wir haben es mit einem Serienmörder zu tun?«, fragte Zeerookah.
    Cotton zögerte kurz. »Nein, eigentlich nicht. Ich will nur herausfinden, was Robinski in den Jahren getrieben hat, als sie verschwunden war. Ich suche nach einem Muster.«
    »Decker folgt einer anderen Spur, wenn ich mir ihre Anfragen so anschaue.«
    »Weißt du«, erwiderte Cotton, »ich sehe das so: Mr. High hat uns nicht nur auf den Todesfall angesetzt. Er macht sich Sorgen um den Identitätsdiebstahl. Und wenn es da einen Missbrauch gibt, der uns Sorgen machen sollte, dann war es gewiss kein Einzelfall.«
    »Wo du recht hast«, sagte Zeerookah, »hast du recht.«
    »Wenn wir also vergleichbare Fälle finden, gelangen wir genau dahin, wo der Chef uns haben will. Und wenn Decker einer anderen Spur nachgeht, können wir beide doch gut zweigleisig fahren, nicht?«
*
    Spät in der Nacht saß Cotton wieder gemeinsam mit Philippa Decker in einem Auto. Sie standen auf der 8th Avenue, in der Nähe der 43. Straße, und behielten Skalskys schwarzen Lincoln im Auge. Der Clubbesitzer war in Richtung seines Etablissements verschwunden, aber das lag von ihrem Standort aus hinter einer Ecke und außer Sicht.
    »Sollen wir jetzt wirklich stundenlang ein leeres Auto beobachten?«, fragte Cotton.
    »Observation ist meistens langweilig, das wissen Sie doch aus Ihrer Zeit beim NYPD«,

Weitere Kostenlose Bücher