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Die Verschwundenen

Die Verschwundenen

Titel: Die Verschwundenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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auf den erhöhten Seitenstreifen und glitt dann Funken sprühend am Begrenzungszaun entlang.
    »Okay, Mr. Basecap« , stieß Cotton hervor. »Ziehen wir dich aus dem Verkehr.« Er setzte sich vor den Verfolger und versuchte, ihn zum Halten zu zwingen.
    Der Transporter wurde langsamer, gab dann aber unvermittelt wieder Gas und rammte das Heck des Dodge. Cotton fluchte, kurbelte wild am Lenkrad, brachte den Dodge erneut in Spur – und sah gerade noch im Rückspiegel, wie der Lieferwagen die Abfahrt Richtung Cadman Plaza nahm.
    »So nicht, Freundchen!«
    Cotton rammte den Fuß auf die Bremse. Der Dodge stellte sich quer. Andere Fahrzeuge schossen wild hupend an ihm vorbei. Der Dodge wirbelte um die eigene Achse. Rücksichtslos fuhr Cotton ein Stück als Geisterfahrer dicht am Straßenrand im Gegenverkehr zur Ausfahrt zurück. Das Crescendo der Hupen schwoll an, als die Wagen rechts von ihm hektisch zur Seite wichen.
    »Sorry, sorry ...«, murmelte Cotton, die Hände um das Lenkrad gekrampft. »Bin ja schon weg!«
    Er bremste ein zweites Mal hart, riss den Dodge herum und schoss in die Ausfahrt. Zwischen den Bäumen des Cadman Plaza Parks sah er gerade noch, wie der Lieferwagen auf dem linken Abzweig in die Straßen von Brooklyn einbog.
    Cotton gab Gas. Er tastete nach seinem Mobiltelefon, geriet bei einem Überholmanöver beinahe ins Schleudern und fluchte herzhaft.
    Kein Dienstwagen, kein Funkgerät, keine Unterstützung. Aber die Cadman Plaza war so gut wie leer, und Cotton holte auf. Doch schon bog der Lieferwagen vor ihm in die Tillary Street ab, wo wieder mehr Autos unterwegs waren.
    Cotton schlängelte sich durch den Verkehr. Der Lieferwagen fuhr gewagte Manöver, um ihn abzuschütteln. Er wendete über einen Fußgängerüberweg auf dem begrünten Mittelstreifen der Adams Street und bog in kleinere Stichstraßen ab, ohne sich um die erlaubte Fahrtrichtung zu kümmern. Cotton hörte Reifen kreischen und weiteres Hupen – er konnte den rasenden Transporter allein schon nach der Geräuschkulisse verfolgen. Hinter ihm heulte eine Polizeisirene los.
    Cotton war dicht an dem Kleintransporter dran, als der Fahrer in die Fulton Street Mall einbog und mit hohem Tempo durch die belebte Einkaufsstraße jagte. Abrupt schoss der Lieferwagen in die Bond Street, gegen die Fahrtrichtung. Cotton konnte nicht rechtzeitig reagieren. Im Vorbeifahren sah er, dass der Fahrer die Kurve selbst kaum schaffte. Mr. Basecap nahm den Bürgersteig mit und wäre um ein Haar in eine Pizzeria gerast. Dann verschwand er um die Ecke.
    Cotton fluchte und schlug auf das Lenkrad. Er überlegte, ob er wenden sollte, aber der Verkehr war zu dicht, und er konnte die Fußgänger nicht gefährden. Doch als er Sekunden später von links, vom Ende der Fulton, ein lautes Hupkonzert hörte, wusste Cotton, wo der andere herausgekommen war.
    Er riss den Lenker herum und jagte in die Flatbush Avenue. Ein paar Hundert Yards weiter sah er den Lieferwagen wieder. Das Fahrzeug stand quer über einem Bürgersteig, mit offener Fahrertür vor dem Einstieg der DeKalb U-Bahn-Station.
    Cotton hielt mit kreischenden Bremsen daneben. Er sprang aus dem Wagen, stürmte die Stufen hinunter und zog seine Waffe. Passanten schrien auf, duckten sich oder sprangen zur Seite. Cotton blieb auf den letzten Stufen stehen und spähte durch die Gänge der Metro Station.
    Keine Basecap, keine Sportjacke – nur verwirrte, verängstigte oder gleichgültige Gesichter.
    Cotton stieß die Luft aus und steckte die Waffe weg. Er hätte sich weiter umsehen können, aber tief im Inneren wusste er, dass Mr. Basecap ihn erst einmal abgehängt hatte. Vielleicht saß der Bursche längst in einer U-Bahn, vielleicht war er einfach durch die Station gelaufen und an einem anderen Ausgang wieder auf die Straße gelangt. Aber selbst wenn der Verdächtige hier unten auf dem Bahnsteig stand – er musste nur die Baseballkappe abnehmen und die Sportjacke ausziehen, und Cotton würde ihn nicht wiedererkennen.
    Cotton beschloss, sich auf den Wagen und die Spuren zu konzentrieren und nicht länger auf gut Glück irgendwo hinzurennen. Er eilte die Stufen hinauf, den Cops entgegen, die gerade links und rechts von den beiden quer geparkten Wagen stoppten. Cotton seufzte. Er würde viel zu erklären haben. Mr. High würde nicht begeistert sein – und um seinen übel verbeulten Dodge würde er sich auch noch kümmern müssen.
    Zum Glück hatte die Verfolgungsjagd Adrenalin in seine Adern gejagt, sodass ihm ohnehin

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