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Die Verschwundenen

Die Verschwundenen

Titel: Die Verschwundenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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ihn flüchtig. »Ah, Sie haben schon mit den Auswertungen angefangen! Eine vorbildliche Arbeitseinstellung.«
    »Ja«, murmelte Cotton. »Wenigstens einer, der sich sein schmales Gehalt redlich verdient.«
    Auf dem Weg zu ihrem Rechner ging Decker an der Kaffeemaschine vorbei. »Was haben Sie gesagt?«
    »Danke für das Lob.«
    Cotton verschwieg wohlweislich, was genau er auswertete. Vermutlich glaubte die gute Philippa, dass er sich durch die Hintergrundberichte von Skalskys Geschäften wühlte. Stattdessen hatte Cotton sich in der zweiten Hälfte der Nacht mit den Vermisstenfällen der letzten Jahrzehnte befasst.
    Decker trat wieder an seinen Schreibtisch, mit einer Kaffeetasse in der Hand. Sie musterte Cotton von oben bis unten. »Sie sehen furchtbar aus«, stellte sie fest.
    »Schon wieder?«, entgegnete Cotton.
    »Immer noch. Sie waren nicht zu Hause, nachdem wir letzte Nacht Schluss gemacht haben, nicht wahr?«
    »Stimmt«, räumte Cotton ein. »Ich war nicht müde und dachte mir, ich kann schon mal den Papierkram erledigen.«
    »Wie stellen Sie sich das vor?«, fragte Decker ein wenig vorwurfsvoll. »Vor zwei Tagen haben Sie die ganze Nacht bei den Docks verbracht. Gestern waren wir zusammen unterwegs. Heute Nacht stehen wieder Observierungen an. Wie lange wollen Sie das durchhalten, wenn Sie Ihre Pausen nicht nutzen?«
    »Solange es nötig ist.«
    »Unsinn. Sie fahren jetzt nach Hause und schlafen ein paar Stunden. Ich brauche Sie heute Abend einsatzfähig.«
    »Aber …«
    Decker schüttelte den Kopf. »Das ist eine dienstliche Anweisung Ihr Seniorpartnerin, Cotton.«
    Sie blieb an seinem Schreibtisch stehen, bis Cotton zusammengepackt hatte und das HQ verließ. Womöglich konnte er zu Hause ungestört arbeiten. Wenn er gleichzeitig Decker unterstützen und seiner eigenen Spur folgen wollte, brauchte er einfach die Zeit.
    Er rief Zeerookah mit dem Smartphone an, während er zum Wagen ging, und bat ihn, ein paar Dateien für den mobilen Zugriff bereitzustellen. Dann stieg er in seinen Dodge und lehnte sich erst einmal kurz zurück.
    Wenn er es recht bedachte … ein paar Stunden Schlaf waren vielleicht nicht das Schlechteste.
    Er fuhr los. Es ging bereits auf Mittag zu. Cotton fädelte sich zügig durch die Fahrzeugkolonnen und fuhr von der Centre Street auf die Brooklyn Bridge. Hier herrschte meist dichter Verkehr, aber heute blieb reichlich Platz auf den drei Fahrspuren Richtung Brooklyn.
    Cotton gab ein wenig mehr Gas. Der Motor seines 425-PS-Boliden grollte dumpf. Umso überraschter war er, als ein kleiner Lieferwagen mit hohem Tempo hinter ihm heranzog, dicht auffuhr und ihn anblinkte.
    Cotton schnaubte verärgert und las das Nummernschild im Innenspiegel – ein ganz normaler Reflex aus seiner Zeit als Cop, auch wenn er inzwischen keine Verkehrsvergehen mehr aufnahm. Er zog nach rechts auf die mittlere Spur, um den Drängler vorbeizulassen.
    Inzwischen fuhren sie über den rundum verkleideten Teil der Brücke. Das metallene Rahmenwerk ließ die Straße fast wie einen Tunnel wirken. Den Fahrer des Lieferwagens schien das nicht einzuschüchtern. Er setzte zum Überholen an, kaum dass Cotton die Spur freigegeben hatte. Dabei fuhr er so dicht am Dodge vorbei, dass er beinahe den Spiegel mitnahm.
    »Wohl größenwahnsinnig geworden, was?« Cotton kämpfte gegen seinen Zorn an, wurde noch etwas langsamer und zog weiter nach rechts, um die Situation zu entschärfen.
    Im selben Augenblick riss der Fahrer des Transporters das Steuer unvermittelt herum und rammte den Dodge.
    Cotton war so überrascht, dass er einen Sekundenbruchteil nicht reagierte. In dieser Zeit drückte der Kleintransporter ihn über die gesamte rechte Spur hinweg bis an den Fahrbahnrand.
    Sie waren nun fast am Ende der Brücke. Die Verkleidung blieb zurück, doch der Lieferwagen drängte Cotton unerbittlich auf die kleine Betonmauer zu, hinter der es zehn Yards tief auf die Old Fulton Street hinunterging.
    Cotton fluchte. Er bremste und lenkte gegen, aber das andere Fahrzeug klebte an seiner Flanke. Es war schwer genug, um Cottons sehr viel stärkeren Dodge gegen die schrägen Betonsperren vor der eigentlichen Seitenmauer zu schieben. Der Dodge geriet ins Schleudern.
    Cotton fing den Wagen ab, trat aufs Gas und schoss davon. Kurz erhaschte er einen Blick auf den anderen Fahrer. Der Kerl trug eine Basecap und eine Sportjacke mit hochgeschlagenem Kragen. Im Innenspiegel sah Cotton, wie der Kleintransporter ins Schlingern kam. Krachend fuhr er

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