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Die versteckte Lust der Frauen - ein Forschungsbericht

Die versteckte Lust der Frauen - ein Forschungsbericht

Titel: Die versteckte Lust der Frauen - ein Forschungsbericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Anfangs brauchte ich das nicht. Jedenfalls komme ich ziemlich leicht zum Orgasmus und Jill auch, meistens kommen wir noch mal, und es ist eine Erleichterung. Danach ist mein Kopf ganz leer, und trotz allem, was ich mir vorher ausgemalt habe, fühle ich mich ihr näher. Dann frage ich sie manchmal: ›Warum machen wir das nicht jeden Abend?‹ Oder ich sage: ›Das sollten wir jeden Abend tun.‹
    Dann vergeht eine Nacht. Und noch eine. Ich lasse es zu, sorge sogar selbst dafür. Ich weiß nicht, warum. Und dann auch die Nacht danach.«
    2
    Susan wollte ein niedriges Kopfende an ihrem Bett. Das Schlafzimmer hatte jede Menge Fenster, und sie wünschte sich ein Kopfende, das gut hineinpasste, eines, das nicht die Fensterscheiben verdeckte. »Und ich wollte eines, an dem man sich beim Sex gut festhalten konnte. So wie bei diesen altmodischen Dingern aus Messing mit Stangen, aber das wäre wieder zu hoch gewesen. Schließlich entdeckte ich eines aus Holz, das zu einem Plattform-Bett gehörte. Es hatte diese runden Löcher, lauter kreisförmige Ausschnitte.«
    Aus den Fenstern blickte man auf die Vorstadt, wo sie mit ihrem Mann wohnte. Darunter standen ihre Birken und das Vogelhaus, das er für ihren gemeinsamen Sohn gebaut hatte. Trotzdem war es, wie sie sich erinnerte, nachts so, »dass diese Fenster mir irgendwie Angst machten. Es waren einfach zu viele, und sie verwandelten sich in schwarze Löcher aus nichts. Ich denke, sie erinnerten mich an meinen Vater. Als er im Sterben lag, verlegten ihn die Leute von der Sterbebegleitung aus seinem Bett, das übrigens ein wunderschönes Kopfteil mit blauem Seidenpolster hatte, in ein Gitterbett vor einem Fenster mit Blick auf einen Luftschacht.« Der Vater war Anfang 50 und alleinstehend; er und Susans Mutter hatten sich schon Jahre vorher scheiden lassen. »Ich ging damals aufs College, und wenn ich nach New York kam, um ihn zu besuchen, hatte ich immer das Gefühl, als könnte dort jemand reinkommen und ihn holen. Ich wusste, dass er sterben würde, aber es kam mir vor, als würde es auf diese Weise früher passieren. Er schien neben diesem Fenster nach hinten raus irgendwie so ungeschützt zu sein. Auf mich wirkte es, als beraube es ihn seiner Manneskraft. Das ist seltsam, weil es in seiner Wohnung noch ein anderes Fenster gab, eine Fensterreihe genau genommen. Und ich erinnere mich an Leute da draußen, die sich nackt sonnten. Sie lagen mit Handtüchern auf einem Dach. Es muss Richtung Osten gewesen sein. Das Licht war wunderschön.«
    Ãœbergangslos erzählte sie weiter: »Es war herzzerreißend, als mein Mann die Anziehungskraft, die er auf mich ausgeübt hatte, verlor. Ich konnte nicht darüber sprechen. Ich wollte ihn nicht kränken. Und es war wohl Aberglaube, aber mir schien, wenn ich laut zugeben würde, dass die Anziehung weg war, würde sie auch nie wiederkehren. Ich betete also nur dafür. Ich habe den Eindruck, dass das bei Frauen schneller passiert als bei Männern. Meiner Ansicht nach sind Frauen unzufriedener als Männer. Das ist die Regel, aber man spricht nicht darüber, und viele Frauen kämpfen gegen die Realität an, dass sie sich nicht mehr zu den Ehemännern hingezogen fühlen, mit denen sie doch eigentlich den Rest ihres Lebens verbringen sollten.
    Anfangs waren wir sehr leidenschaftlich. Aber ich glaube, da gibt es dieses absolute Missverständnis, wonach Frauen emotional engagiert sein müssen, um sich zu einem Mann hingezogen zu fühlen. Ich denke, es könnte sogar das Gegenteil der Fall sein, dass zu Beginn einer Beziehung die Zuneigung aus der körperlichen Anziehung erwächst. Manchmal, vielleicht in langfristig glücklichen Partnerschaften, stärkt der Sex auch die emotionale Beziehung, aber zunächst ist es die Anziehungskraft, die zählt.
    Aber ich weiß auch nicht recht. Stimmt das? Wir waren erst einmal nur gute Freunde. Es war nicht so, dass ich ihn gesehen und mir gedacht hätte: Oh, der ist ja unglaublich scharf. Es lag eher daran, wie er sprach. Wie er roch. Es ging mir um die ganze Person. Aber ich fand ihn definitiv anziehend.
    Ich weiß noch, dass eines Abends unsere jüngere Tochter ins Schlafzimmer kam. Wir hatten gerade angefangen, uns zu lieben. Dann kuschelte ich mit ihr und verspürte kein Verlangen nach körperlicher Nähe zu meinem Mann. So war es schon seit einer ganzen Weile – das

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