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Die versteckte Lust der Frauen - ein Forschungsbericht

Die versteckte Lust der Frauen - ein Forschungsbericht

Titel: Die versteckte Lust der Frauen - ein Forschungsbericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Kopfteil des Bettes war in dieser Hinsicht nicht oft zum Einsatz gekommen. Sie kann wirklich gut kuscheln, und diese Fenster wirkten zudem so bedrohlich; ich meinte, sie regelrecht zu spüren. Dabei hatte ich mir Vorhänge nähen lassen. Schwere, aus Samt. Wir hatten damals vielleicht noch einmal wöchentlich Sex, aber der erreichte mich nicht. Mein Körper reagierte, aber die Lust, die ich empfand, war mit der vergleichbar, die man bei der Rückgabe der Bücher in der Bibliothek verspürt.
    Ich hatte eine Freundin, die zu sagen pflegte: ›Je länger du verheiratet bist, desto größer ist das Bett, das du brauchst.‹ Ich fühlte mich von ihm abgestoßen; das war ungefähr so, als wäre mein Körper ein Zimmer, in dem ich keine Unordnung wollte. Im Gegensatz zur Offenheit am Anfang, als mein Körper ein Zimmer war, bei dem es mich nicht kümmerte, ob er mit Schuhen hereinkam – weil ich es mir so gewünscht hatte.
    Er hatte auch ein bisschen zugelegt, nicht viel – mir ist es wohl zunächst nicht einmal aufgefallen. Irgendwann dann schon. Das klingt so krass. Vielleicht waren es gute zehn Kilo. Man bekommt ja beigebracht, dass das keine Rolle spielen soll. Er begann auch, seine Haare zu verlieren. Er ist Jude – schwarze Haare, dunkle Haut, braune Augen. Das hatte mir sehr gefallen. Ich bin sommersprossig und blond. Er hatte also diese hübschen schwarzen Haare und verlor immer mehr davon. Es störte mich, dass er so gar nichts dagegen unternahm. Er wusste doch, wie sehr ich sein Haar mochte, aber er tat überhaupt nichts. Ich sagte ihm, wie sich das für mich anfühlte: ›Ich mache all diese Sachen und versuche, gut auszusehen, warum kannst du das nicht auch?‹ Er entgegnete, es sollte doch keine Rolle spielen. Darauf ich: ›Wirklich? Und wenn ich 50 Kilo zunehmen würde, wäre dir das auch egal?‹ Und er meinte: ›Dann würde ich mir Sorgen um deine Gesundheit machen.‹
    Irgendwie verlor ich meine Großzügigkeit ihm gegenüber. Ich weiß auch nicht, wie. Es lag sicher nicht nur an seinem Aussehen. Für Frauen ist das ja nicht unbedingt ein Schönheitswettbewerb. Großzügigkeit ist nicht dasselbe Gefühl wie Leidenschaft, aber sie kann dein Sexleben schon glücklicher machen.
    Eine Freundin erzählte mir von einem Artikel, in dem stand, wie man wieder mehr Feuer in seine Ehe bringt. Einer der Tipps von der Liste lautete: Lassen Sie sich von Ihrem Mann in der Waschküche überraschen. Sie lachte nur darüber und meinte: ›Mir kommt mein Mann vor wie mein Bruder.‹
    Wir gingen erst spät zu einem Psychologen, als wir schon reif für die Scheidung waren. Ich fürchtete nämlich, einen Therapeuten zu konsultieren, hätte nur noch mehr Ratschläge zur Folge, wie ich sie schon in Büchern gelesen hatte – Büchern, die von Therapeuten geschrieben waren. Wir konnten hundert verschiedene Gefühlsübungen ausprobieren. Oder hundert neue Stellungen.
    Ich lag also einfach nur auf diesem Bett und hielt meine Tochter im Arm. Sie ist wirklich ein Kuscheltalent. Es fühlte sich an, als hätte ich etwas zur Muskelentspannung genommen. Ich schmiegte mich an sie und hing morbiden Gedanken nach: Sie ist das Letzte an körperlicher Nähe, das ich noch bekommen werde, bevor ich sterbe, sie ist das Letzte an körperlicher Nähe, das ich noch bekommen werde, bevor ich sterbe. Und ich spürte diese Fenster, obwohl ich die schweren Samtvorhänge immer geschlossen hielt.«
    3
    Die Liebesgeschichte von Sophie und Paul begann, als sie beide die Krankenpflegeschule besuchten. An einem Abend vor zehn Jahren beschloss eine Gruppe von Auszubildenden, in eine Bar zu gehen und dort Stille Post zu spielen. Paul saß rechts von Sophie. »Sophie«, flüsterte sie der Frau zu ihrer Linken ins Ohr, »möchtest du mal mit mir ausgehen?« Die Frage machte Wort für Wort die Runde, bis sie wieder bei ihr ankam.
    Die zwei waren jetzt seit acht Jahren verheiratet und hatten drei kleine Kinder, das jüngste noch kein Jahr alt. Beide arbeiteten, und was immer ihnen an Zeit als Paar übrig blieb, ging für seine Lernerei im Rahmen einer Weiterbildung drauf. Trotzdem wirkte ihr Schlafzimmer geradezu wie ein Heiligtum.
    Als Sophie ihren Freunden damals zum ersten Mal verraten hatte, wie sehr sie sich wünschte, von Paul ausgeführt zu werden, hatten die sie

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