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Die versteckte Lust der Frauen - ein Forschungsbericht

Die versteckte Lust der Frauen - ein Forschungsbericht

Titel: Die versteckte Lust der Frauen - ein Forschungsbericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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zeigte, dass zwei innere Ausbuchtungen der Klitoris die Lösung des G-Punkt-Puzzles sein könnten. Diese beiden Ausbuchtungen umgeben die schwammige, reichlich mit Nerven durchsetzte Umhüllung der Harnröhre. Auf dem Ultraschallbild war zu sehen, wie der Penis einen bestimmten Bereich der vorderen Scheidenwand berührte. Daraufhin begannen die Klitorisausläufer mit einer scherenartigen Bewegung, die die Umhüllung der Harnröhre massierte. Dies, so eine neue Theorie, animierte das Gewebe zu einer neuralen Übersteuerung – und brachte die Frau zum Orgasmus. Demnach war der Punkt zwar Auslöser der Scherenbewegung, der Ursprung des Orgasmus lag dagegen im weichen Gewebe, das die Harnröhre umgibt.
    Komisaruk und Whipple haben einen Ratgeber für Laien herausgebracht: »Nachdem mit der Handfläche nach oben einer oder zwei Finger in die Vagina eingeführt wurden, machen Sie damit die ›Komm her‹-Geste.« So lässt sich diese Region lokalisieren. »Frauen berichteten uns, sie hätten Schwierigkeiten, den G-Punkt selbst zu finden und zu stimulieren (außer mit einem Dildo, einem G-Punkt-Vibrator oder einem ähnlichen Hilfsmittel), sie haben dagegen kein Problem damit, die lustvolle Empfindung zu erkennen, wenn der Bereich von einem Partner stimuliert wird. Um den G-Punkt beim vaginalen Verkehr zu stimulieren, sind die besten Stellungen die, bei denen sich die Frau oben befindet oder der Mann von hinten in sie eindringt. Der Orgasmus als Folge der Stimulation des G-Punkts wird tief im Körper empfunden.«
    Keine der Bemühungen von welcher Seite auch immer hat die Debatte »innerlich« versus Ȋußerlich« beendet. Daran dürfte sich auch in nächster Zeit nicht viel ändern. Etwa die Hälfte aller Frauen glaubt, einen G-Punkt zu besitzen; die andere Hälfte glaubt das nicht. Komisaruk und Whipple haben mithilfe ihres Finger-Prickers und Pupillometers noch etwas verifiziert, das über die Anatomie hinausgeht und von kaum jemand in Zweifel gezogen wurde: Nämlich dass es Frauen gibt, die sich selbst ohne jegliche Berührung, nur kraft ihrer Gedanken, zum Orgasmus bringen können. Aus noch ungeklärten Gründen ist diese Fähigkeit bei Frauen sehr viel stärker verbreitet als bei Männern. So haben sich im Labor von Komisaruk und Whipple Frauen durch die Vorstellung von Geliebten oder auch durch bestimmte Musikstücke selbst in Ekstase versetzt.
    Eines Nachmittags beobachtete ich, wie Nan Wise, Komisaruks Mitarbeiterin bei der Computertomographie-Studie, sich zu Demonstrationszwecken in den Zylinder legte. Es sei alles eine Frage der Atmung, erklärte sie mir, bevor sie sich in den Apparat begab, außerdem ginge es um die Beckenbodenmuskulatur und darum »zu wissen, wie man Energie zum Zirkulieren bringt«. Ihre Lieblingsfantasie behielt sie allerdings für sich.
    Ich fragte sie, ob das wirklich ein Orgasmus wäre.
    Â»Es gibt alle möglichen Arten von Niesern«, sagte sie mit dem Anflug eines Lächelns, »aber ohne Zweifel wird es ein Niesen sein.«
    Dann lag sie reglos unter dem Laken. Auf dem Bildschirm wurden die Punkte dicker und wirrer. Fünf Minuten und 19 Sekunden nachdem sie begonnen hatte, hob sie die Hand.

9
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    Einen Zauber bewirken
    Die Koordinatorin Martina Miller zählte die Tabletten ab. Wendy füllte inzwischen einen Fragebogen aus. Sie war stolz darauf, wie effizient sie gerade war. Sie saß an Millers Schreibtisch im Zentrum für Sexualmedizin in einem Vorort von Maryland, mit Blick auf die Fotos von Millers sorglosen Hunden. Sie entfernte die Büroklammer, die die vielen Seiten des Fragebogens zusammenhielt, las rasch jede Frage und kontrollierte die Kästchen neben den Antworten, ordnete die Seiten, indem sie die Seiten, sobald sie fertig war – klack, klack –, auf Millers weißes Klemmbrett aus Email schlug, klammerte sie wieder zusammen und gab das Dokument an die Koordinatorin zurück.
    Im Gegenzug händigte Miller Wendy einen neuen Medikamentenvorrat aus. Wendys rote Hose und der kanariengelbe, orange gesäumte Schal strahlten Optimismus aus. Sie bedankte sich, lachte kurz auf und ließ das Pillenglas in ihrer glänzenden Handtasche mit Reißverschluss verschwinden. Aber dann wurde eine kleine Panne offenbar. Als Miller in ihrem Computer nachsah, wies sie Wendy darauf hin, dass einige Einträge fehlten, die sie jedes Mal in ihrem

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