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Die versteckte Lust der Frauen - ein Forschungsbericht

Die versteckte Lust der Frauen - ein Forschungsbericht

Titel: Die versteckte Lust der Frauen - ein Forschungsbericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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aggressive Frauen hervorzubringen. Da steht gleich die Vorstellung des gesellschaftlichen Niedergangs im Raum.«
    Den gelb-orangefarbenen Schal unterm Kinn verknotet berichtete Wendy der Koordinatorin – die die Informationen aktualisierte, nachdem sie die fehlenden Einträge in Wendys EB -Tagebuch bemerkt hatte –, dass sie selten Fantasien von anderen Männern habe. »Ich fühle mich sehr zu meinem Mann hingezogen«, versicherte sie auch mir mit munterer Stimme, allerdings hatte sie dabei einen stahlharten Unterton. Diese Art Antwort hatte ich schon von mehreren, wenn auch bei Weitem nicht von allen Frauen gehört, mit denen ich gesprochen hatte: Als würden die Gefühle für ihre Partner diesen Schutz benötigen und dürften nicht verraten werden, nicht einmal in ihrer Fantasie. Sie schienen, ob bewusst oder reflexhaft, den zeitlosen Regeln zu folgen, die besagen, wie Frauen sich zu verhalten haben. Forderte das seinen Tribut von den Kreisläufen der Neurotransmitter, die sich doch – wie all unsere Kreisläufe – verstärken oder abschwächen lassen und die man sogar verkümmern lassen kann? Hat die Engstirnigkeit der erotischen Fantasien die Kanäle verkleinert, auf denen diese Gedanken durchs Gehirn reisen, hat sie die Reihen der Neurotransmitter ausgedünnt, die entlang dieser Wege aufblitzen, was dann wiederum zu einer noch stärker beschränkten Denkweise führt? Haben die Lektionen, die man Mädchen darüber beibringt, was natürlich oder normal ist und was nicht, diese Schaltkreise von Anfang an nicht so stark werden lassen? Und haben sie vielleicht die entgegengesetzten Bahnen verbreitert, die Kanäle, in denen das Serotonin schnell zum Unterdrücken inakzeptabler Impulse heranrauscht?
    Â»Ich starre ihn heimlich unter meinen Wimpern hervor an, während er in der Schlange steht und darauf wartet, bedient zu werden. Ich könnte ihn den ganzen Tag lang beobachten. Er ist groß, breitschultrig und schlank. Und wie diese Hose auf seinen Hüften sitzt.«
    Wendy hatte gerade Fifty Shades of Grey gelesen, den ersten Band der Erotik-Trilogie, dessen Verkaufszahlen in Amerika bei knapp 20 Millionen Exemplaren lagen, der die Rekorde für Verkäufe pro Woche brach und den Wendy wie so viele andere als Mommy-Porno verspottet hatte. Das war nicht ihre übliche Lektüre. Sie gönnte sich Szenen wie diese, in der die Heldin Anastasia sich an den Beginn ihrer sadomasochistischen Affäre mit Christian erinnert. Diesem wortkargen, beherrschten Typ mit den »anmutigen« Fingern, an dem alles »atemberaubend schön« ist.
    Â»Bedeutet das, dass du heute Abend mit mir schlafen wirst, Christian?«
    Â»Nein, Anastasia, das tut es nicht. Erstens schlafe ich nicht mit jemand. Ich ficke … und zwar hart.«
    Und bald liest sie:
    Â»Ich komme sofort, wieder und wieder, ich löse mich unter ihm auf, während er sich weiter köstlich in mich hineinrammt.«
    Später geht es so weiter, als Christian ihr befiehlt:
    Â»â€ºUnd jetzt streck die Hände nach vorn, als würdest du beten.‹ … Er zieht einen Kabelbinder heraus, legt ihn um meine Handgelenke und verschließt ihn … ›Halt dich am Bettpfosten fest.‹ … Er tritt hinter mich, packt mich bei den Hüften … Er verpasst mir mit der flachen Hand einen Schlag aufs Hinterteil … ›Mach die Beine breit.‹ … Er streckt die Hand aus, packt meinen Zopf und schlingt ihn sich bis zu meinem Nacken hoch um die Hand, um meinen Kopf zu fixieren. Sehr langsam schiebt er sich in mich hinein und zieht dabei gleichzeitig an meinem Haar … Sein andere Hand umfasst meine Hüfte, hält mich fest, und dann rammt er sich in mich hinein, sodass ich nach vorn katapultiert werde … Ich umklammere den Bettpfosten noch fester … Er macht mit seiner gnadenlosen Attacke weiter … Meine Kopfhaut schmerzt, weil er so an meinen Haaren reißt … Ich fürchte mich vor meinem Orgasmus … Wenn ich komme, werde ich in mich zusammensacken … Sein Atem wird heftiger … er stößt ganz tief … mein Name auf seinen Lippen … Ich bin nur noch Körper und eine Woge der Lust, die mich in die Tiefe reißt, ein Gefühl süßer Erlösung und dann vollständige und alles umschlingende Besinnungslosigkeit.«
    Während Wendy das auf ihrem iPad las, sorgte ein Unwetter für einen

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