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Die versteckte Lust der Frauen - ein Forschungsbericht

Die versteckte Lust der Frauen - ein Forschungsbericht

Titel: Die versteckte Lust der Frauen - ein Forschungsbericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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schlichtes, fast schüchternes Lob, an die Freude, die ihm ihre Geste bereitet hatte. Während sie regelmäßig miteinander ausgingen, wuchs ihre Begeisterung stetig, sodass sie, wenn sie sich mit anderen Pärchen verabredeten, immer dachte: »Ich will eigentlich nur mit ihm nach Hause gehen.« Und dann hatten sie sich ein gemeinsames Zuhause geschaffen, in einem Backsteinhaus im Kolonialstil mit drei Schlafzimmern. Die Entscheidung für dieses Leben hatte sie nie bereut. Es war nur so, dass sie sich jetzt fürchtete.
    Vor Jahren hatte sie ihn zu Hause manchmal bei der Hand gepackt und war mit ihm die Treppe hinaufgerannt. Jetzt wartete sie wie die Beute auf das – wenn auch sanfte und geliebte – Raubtier. »Er rückt dann im Bett näher an mich heran oder legt seinen Arm um mich oder streicht mir über den Rücken.« Einmal in der Woche versuchte er, die von ihr errichteten unsichtbaren Barrieren zu überwinden; einmal in der Woche versuchte sie, es ihm nicht zu verwehren. Und wie eine unzerstörbare Maschine kam sie regelmäßig zum Orgasmus, wenn sie sich liebten, so, wie sie es immer getan hatte. Aber am darauffolgenden Abend war sie wieder diejenige, zu der sie geworden war: die Frau, die tat, als würde sie schlafen oder sich komplett auf ihr Buch konzentrieren, wenn er die Treppe hinaufkam. Ihr war unbegreiflich, wie sehr diese Treppe sich verändert hatte.
    Anders als Libigel bastelte Flibanserin direkt an den Neurotransmittern herum, allerdings nicht genug. In den entsprechenden Studien bewirkte es nicht genug, um vor der FDA zu bestehen. Wendy und ihre Freundinnen hatten das exakt angezeigt. Andere Medikamente hatten andere Schwierigkeiten. Ein paar Jahre, bevor die Frauen um Wendy sich an solchen Studien beteiligten, war man durch Zufall auf ein anderes Präparat aufmerksam geworden. Ein Wissenschaftlerteam der University of Arizona hatte eine Chemi kalie erforscht, die ohne Sonne die Haut bräunen sollte, eine Ver bindung, die Melanozyten, pigmenterzeugende Zellen in der Haut, anregen sollte. Doch als die Forscher Tests mit ein paar Männern durchführten, bekamen sie von fast allen eine unerwartete Wirkung zurückgemeldet: plötzliche und erstaunlich harte Erektionen. Und anders als bei der Wirkung von Viagra, wo es ausschließlich um die hydraulische Wirkung des Blutes ging, veränderte das Bräunungsmittel etwas im Kopf und versetzte die Männer in lustvolle Stimmung. Viagra sorgte für Härte, wenn der Antrieb vorhanden war; das Bräunungsmittel lieferte, wie die Wissenschaftler herausfanden, beides.
    Niemand wusste mit Sicherheit, was genau die Chemikalie im Gehirn bewirkte, während der Körper bräunte, aber mit jeder Dosis schickte der Nucleus preopticus medialis des Hypothalamus, ein Teil des von Pfaus sogenannten Einschlagsorts des Verlangens, einige Stunden lang zusätzliches Dopamin in die grauen Zellen. Dadurch stieg nicht nur der Appetit auf Sex rasant an, sondern gleichzeitig erstarb der Appetit auf Nahrung komplett. Das entspricht völlig einem bekannten Zusammenhang innerhalb der Regelkreise des Hypothalamus, wo es um den Bezug zwischen den fol genden Grundbedürfnissen geht: Sex, Nahrung, Schlaf. Wird das Verlangen nach einem der drei überwältigend groß, spielen die übrigen vorläufig keine Rolle mehr.
    Die Firma, die die Rechte an der Chemikalie kaufte, glaubte, etwas Bemerkenswertes zu besitzen. Sie veränderte die Mischung, ließ den Bräunungseffekt weg und auch das, was den Appetit auf Nahrung gehemmt hatte. Diese Wirkungen wollte man sich für später zu entwickelnde Präparate aufheben und sich als Erstes nur auf Sex konzentrieren. Für eine erste Einschätzung der guten Wirkung des Bremelanotid getauften Wirkstoffs, schickte das Unternehmen per Kurierdienst ein Paket an Pfaus, der es durch die Schädeldecken sogleich seinen Ratten verabreichte. Die Männchen hatten daraufhin außergewöhnlich viele Erekti onen. Das war für die Pharmafirma schon einmal eine gute Nachricht, da sich Viagra und verwandte Medikamente bei etwa einem Drittel der impotenten Männer als wirkungslos erweisen. Was jedoch bei den Verantwortlichen für Freudengeheul sorgte, waren die Reaktionen der Weibchen. Die Anzahl der Hüpfer und Sprünge, der Kopfbewegungen und Tänzeleien, das demonstrative Besteigen der Männchen – die Übersetzungen von »ich bin

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