Die Versteckte Stadt: Thriller
lassen. Den ganzen Tag über hatten dort schon Hektik und Spannung geherrscht, während Rebecca - unterstützt von Jenna und deren Tochter, die ebenfalls gekommen war - die verschiedenen Gänge für das abendliche Essen vorbereitet hatte. Seitdem die Gäste begonnen hatten, einzutreffen, konnte man auch in der Küche das Stimmengewirr hören, das im vorderen Bereich des Hauses langsam Fahrt aufnahm. Till aber zog es vor, zusammen mit Max bei Rebecca in der Küche zu sitzen, praktisch hinter den Kulissen, wo die drei Frauen durcheinander wuselten, damit alles auch zur rechten Zeit fertig sein würde, und niemand Zeit hatte, sie zu ermahnen, wenn sie sich aus den Töpfen verschiedene Leckerbissen angelten.
Max warf seinen Löffel in die Schüssel und nickte Till zu. „Wollen wir?“ Er schien für heute genug von der Küche zu haben.
Till schlang den Rest seines Puddings hinunter und sprang von dem hohen Hocker, auf dem er gesessen hatte. Ohne sich weiter von Rebecca zu verabschieden, schlenderten sie aus der Küche heraus Richtung Treppenhaus, um nach oben, zu den Kinderzimmern zu gehen. Als sie in die Halle kamen, von der aus die Treppe nach oben führte, sah Till, dass Max‘ Vater in der Haustür stand und nach draußen blickte, wo anscheinend weitere Gäste eingetroffen waren. Unwillkürlich hatte Till den Eindruck, dass Bentheims Wangen ein wenig eingefallen wären und sich sein Schädel an den Schläfen nach innen wölben würde. Er trug einen gut geschnittenen, dunkelgrauen Anzug und wandte sein blasses Gesicht den beiden Jungen zu.
„Na?“ Seine Augen glitten über Max hinweg und blieben an Till hängen.
„Xaver. Wie schön mal wieder bei euch zu sein!“, ertönte im gleichen Augenblick die Stimme einer Frau, die jetzt außerhalb des Blickfelds von Till vor der Haustür angekommen sein musste. Till fiel auf, wie die Aufmerksamkeit des Vaters umschwenkte. Er drehte sich wieder nach draußen, machte einen Schritt zurück, so dass die Neuankömmlinge ins Haus treten konnten, beugte sich zu der Frau hinunter, um sie flüchtig zu umarmen, und begrüßte den Mann, der sie begleitete, per Handschlag. Einen Moment lang konnte Till ihn von der Seite aus beobachten, ungeblendet davon, dass Bentheims Aufmerksamkeit auf ihm geruht hätte, und konnte verfolgen, wie Max‘ Vater auf Repräsentation schaltete, wie er seine Gäste mit deutlich zur Schau getragener Freundlichkeit, einer Mischung aus Freude, Ironie und einem Schuss Distanziertheit begrüßte. Es schwang eine angeborene Vornehmheit in seiner Begrüßung, doch während Till ihm zusah, glaubte er auch zu erkennen, dass Bentheim vor allem eine Rolle spielte, dass er sich konzentrieren musste, keine seiner Gesten, seiner Worte, seiner Augenbewegungen dem Zufall überließ und sich vielmehr ständig selbst überwachte.
Till drehte sich um. Eben noch hatte Max neben ihm gestanden, aber jetzt sah er, dass Max seitlich in die Halle zurückgetreten und in einer Nische verschwunden war, in der sich nur ein Zugang zu einer kleinen Gästetoilette befand.
„Keine Lust, die zu begrüßen“, murmelte Max und nickte zu dem neuangekommenen Ehepaar, als Till neben ihn in die Nische trat, wo sie vor den Blicken der Gäste geschützt waren.
Till streckte den Kopf ein wenig vor und sah, wie Jenna zwischen Küche und Esszimmer hin und her lief und letzte Vorbereitungen an der Tafel zu treffen schien. Gleichzeitig konnte er verfolgen, wie Max‘ Mutter in einem schlichten, türkis schillernden Abendkleid die beiden neu angekommenen Gäste im Wohnzimmer begrüßte. Till schob sich ganz aus der Nische wieder heraus und wollte schon endgültig Kurs auf die Treppe nehmen, als Max ihn am Arm berührte.
„Guck mal.“ Unauffällig deutete er zum Wohnzimmer.
Till folgte seinem Blick und sah, wie Julia mit der neu angekommenen Frau langsam in den hinteren Teil des geräumigen Wohnzimmers spazierte - während Bentheim und der Mann sich zu der Tür wandten, die vom Wohnzimmer aus in den Seitenflügel führte. Dort befanden sich außer den Zimmern von Rebecca und Jenna nur mehrere kaum benutzte Räume, sowie das Musikzimmer mit dem Flügel, in dem sich - wie den Jungen nicht entgangen war - den ganzen Tag über mehrere Handwerker zu schaffen gemacht hatten.
Max warf Till einen Blick zu und Till wusste, was er meinte: Was hatten die Handwerker in dem Musikzimmer den ganzen Tag über gemacht? Sie warteten einen Augenblick, während Bentheim mit seinem Gast durch die Tür
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