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Die Versteckte Stadt: Thriller

Die Versteckte Stadt: Thriller

Titel: Die Versteckte Stadt: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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noch einem anderen, sehr viel kleineren Mann, den Till noch nie gesehen hatte, aus einer Sektflasche die Gläser aufzufüllen. Da fuhr mit der ungeheuerlichen Wucht eines aufs Töten versessenen Wesens der größte der Papageien auf den verletzten herab. Die Wucht des Aufpralls schleuderte das Opfer gegen die Gitterstäbe, dass der Käfig laut schepperte, die Krallen des Getroffenen lösten sich von der Stange, auf der er gehockt hatte. Lahm und hilflos schlugen seine Flügel, die winzigen, faltigen, farbigen Lider schoben sich über seine kleinen schwarzen Augen, der Schnabel klaffte auseinander - dann stürzte das Tier auf den Boden des Käfigs.
    Einen Augenblick lang schienen sich die anderen Vögel ausruhen zu wollen und es waren nur die Männer zu hören, die um das Gitter herumstanden und ein paar Worte wechselten. Till sah Bentheims Gesicht, das wie erleuchtet wirkte, wie erhitzt von dem Tierblut, das in seinem Haus vergossen wurde, wie entflammt von dem Hass, mit dem die Tiere ihren Artgenossen in den Tod gerissen hatten.
    Im gleichen Moment aber war es, als würden Tills Hände in Eiswasser getaucht, denn er merkte, dass der Gast, den Bentheim zuletzt in das Zimmer geführt hatte, ihm direkt ins Auge sah - durch den winzigen Spalt hindurch, durch den Till sie beobachtet hatte. Ein Blick, der Till wie eine glühende Nadel in die Pupille fuhr - da knallte die Tür auch schon gegen seine Stirn, weil jemand sie von innen zugeworfen hatte.
    Till taumelte zurück, erst jetzt erinnerte er sich daran, dass Max hinter ihm stand. Für einen Moment sahen sie sich an, dann zog Till seinen Freund mit sich fort. Unwillkürlich hatte er den Eindruck, als habe Max das, was sie hier gesehen hatten, nicht nur erschreckt, sondern als hätte es gleichsam direkt in seine Persönlichkeit hineingegriffen und sie verdreht und verzogen wie ein Stück Knete.
    Sie hatten hier nichts verloren, sie sollten Max‘ Vater und seine Gäste nicht weiter stören, schoss es Till durch den Kopf, während sie durch den Flur zurück in den Hauptflügel des Hauses stolperten. Max aber flüsterte nur die immer gleichen Worte vor sich hin: „Sie gehören alle zusammen und mein Vater ist einer von ihnen, sie gehören alle zusammen und mein Vater ist einer von ihnen … “
    Und zum ersten Mal hatte Till das Gefühl, dass Max vielleicht recht haben könnte.
     


     
    Heute
     
    „Du hast dir mein Vertrauen erschlichen, Till. Deshalb habe ich dich hierher gebracht!“ Felix’ Stimme schneidet durch den Kellerraum, in dem sie stehen. „Du hast dich in meine Firma geschlichen, du hast mir nie gesagt, was du wirklich wolltest. Ich habe dir vertraut, ich habe dich gebeten, dich um Max zu kümmern, ich habe dir gezeigt, woran wir arbeiten. ‚Das ist ja interessant, toll, großartig‘ - DAS war es, was du gesagt hast. Du hast mich hinters Licht geführt, du hast versucht, mir zu schmeicheln, du warst nicht aufrichtig zu mir, Till. Ich dachte, du wärst klüger als Max, ich dachte, ich könnte mich auf dich verlassen, du aber hast mir immer nur ein falsches Gesicht gezeigt!“
    „FELIX … “ Hinter der Wand gurgelt es, als würde dem Menschen, der dahinter verborgen sein muss, Wasser in den offenen Mund gespritzt.
    Ein Schlag dröhnt gegen die Wand.
    Tills Körper glüht. Das Adrenalin rast durch seine Adern.
    „Was willst du? Dich um ihn kümmern?“ Felix hat bemerkt, wie Till den Blick abgewendet hat, zu der Wand sieht. „Meinst du nicht, du hast selbst schon genug Sorgen?! Meinst du wirklich, du kannst dich auch noch um ihn kümmern?!“
    „HOLT MICH HIER RAUS!“
    Felix’ Augen blitzen. „Drei Minuten, Till - du hast noch drei Minuten. Aufgestanden bist du ja schon. Also was ist?“
     


 
    „Aufgestanden bist du ja schon. Also was ist?“
    Die Worte scheinen sie in den Tunnel regelrecht hinein zu verfolgen.
    Anni presst eine Hand vor den Mund und stolpert weiter. Der Gestank des Blutes in dem Raum ist unerträglich gewesen. Hinter sich hört sie Felix toben - und jeder Laut, den er hervorschleudert, jagt, hetzt sie tiefer in den Gang hinein. Weg von dem Kellerraum, in dem ihr die Schreie des Mannes hinter der Wand fast die Sinne geraubt haben. Weg von der Frau, die an den Haken von der Decke baumelt und die längst hätte abgenommen werden müssen, die sich in dem Gefühl der Suspension, in der Ekstase, die ihr der Schmerz bereitet, doch längst verloren haben muss. Weg von dem jungen Mann, den sie zusammengenäht haben.
    Anni

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