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Die Versteckte Stadt: Thriller

Die Versteckte Stadt: Thriller

Titel: Die Versteckte Stadt: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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stößt sich von der Wand des Gangs ab, in den sie getaumelt ist, und hastet weiter. Das Rascheln ihrer Schritte, das Geräusch, mit dem ihre Hand über die Wand streicht, das Surren der in regelmäßigen Abständen aufgehängten Lampen - all das beginnt sich langsam über die schrillen Laute zu legen, die aus dem Kellerraum noch zu hören sind. Je weiter sie von dort wegkommt, desto mehr beruhigen sich ihre überreizten Sinne.
    Der Ekel und das Unwohlsein, die Anni vor Minuten noch fast um den Verstand gebracht haben, fließen langsam wieder aus ihr heraus. Sie biegt in einen abzweigenden, kleineren Tunnel ein, und beschleunigt ihre Schritte. Gleich wird sie zurück am Ausgang sein, zurück an der Luft, an der Oberfläche - heraus aus diesem Gewirr von Gängen, Tunneln und Stollen, die ihr manchmal vorkommen wie das Gedärm eines Tiers, das unter der Stadt schlummert.
    Sie bleibt stehen und schöpft Luft.
    Stille.
    Etwas langsamer geht sie weiter. Lauscht gedankenverloren auf das Geräusch ihrer Schritte, das von den gebogenen Wänden des Tunnels zurückgeworfen wird.
    Ein Rascheln, Säuseln, Schaben …
    Knirschen, Schleifen, Tapsen -
    Es trifft sie wie eine Dampframme.
    DAS IST nicht das Geräusch IHRER Schritte!
    Abrupt bleibt Anni erneut stehen.
    Stille.
    Plötzlich ist sie sich sicher: Kaum wird sie weiterlaufen - wird sich auch das Geräusch wieder einstellen. Das Rascheln, Schaben, Schleifen, das ihre Schritte wie ein Schatten begleitet!
    Als hätte sie sich in einen Hund verwandelt, der mit vier Beinen den Tunnel entlangschleicht!
    Aber sie ist keine Vierbeinerin geworden - es sind zwei weitere Beine , die sich ihrem Rhythmus angepasst haben! Die nur um Sekundenbruchteile versetzt auftreten, nachdem sie es getan hat!
    Anni wagt es nicht, sich umzudrehen.
    Sie stürzt einfach weiter. Ihr Atem scheint in ihrem Hals festzufrieren, ihre Beine bewegen sich wie von selbst -
    und es läuft hinter ihr her wie ein Schatten …
 
    Als sie gegen einen Mauervorsprung knallt, weil sie kopflos vorangestöckelt ist wie eine aufgezogene Puppe, jagt der Schmerz durch Annis Rippen und Kinn.
    Sie steht, die Arme um sich gepresst. Die Schritte hinter ihr stehen.
    Sie weiß, dass sie ihn sehen würde, wenn sie sich jetzt umdreht - den Schatten, den Begleiter, den Verfolger, den sie in dem schummerigen Tunnel auf sich gezogen hat.
    Sie wagt es nicht.
    Ihr Kopf ist von einem Brausen erfüllt. Und mit einem Mal wird ihr klar, dass sie sich unendlich weit verirrt hat. Eine Verirrung, die weiter zurückreicht als bis zu dem Moment, an dem sie in diesen Tunnel abgebogen ist. Und weiter zurück auch als bis zu dem Moment, an dem sie mit den anderen in den Kellerraum gegangen ist. Eine Verirrung, die so weit zurückreicht, dass sie sich inzwischen in ihrem eigenen Kopf verirrt hat - eine Verirrung, die sich nicht mehr korrigieren lässt.
    Im gleichen Augenblick stürzt etwas auf ihren Rücken und begräbt sie unter sich.
     
     


     
    Es stinkt.
    Das Knirschen der Schritte wird von den gedrungenen, gebogenen Wänden des Tunnels zurückgeworfen. Ein schmaler Steig dicht an der Wand sorgt dafür, dass sie keine nassen Füße bekommen. Im Zentrum des Tunnels, wo der Boden von beiden Seiten aus spitz zusammenläuft, wälzt sich ein brauner Abwasserstrom entlang.
    „Sie müssen hier mal lang gehen, wenn es nicht tagelang zuvor geregnet hat.“ Der Mann von den Wasserwerken lacht. „Dann hält man es ohne Atemschutz kaum aus.“
    Butz nimmt ein Taschentuch aus seiner Hosentasche und hält es sich vor die Nase. Ihm reicht der Geruch auch schon so. Er bereut es, nicht doch den Schutzanzug angezogen zu haben, den ihm der Mann von den Wasserwerken angeboten hat. Wenn er hier raus ist, muss er sich erstmal umziehen …
    „Hey - tatsächlich!“ Der Wasserwerker vor ihm hat den Strahl seiner Taschenlampe geradeaus gerichtet. Butz sieht an ihm vorbei. Im Lichtstrahl, der schwach durch die stickige Luft des Tunnels schneidet, ist zu erkennen, dass weiter vorn zahlreiche Steine aus der Wand des Tunnels herausgebrochen sind. Sie versperren den Weg auf dem Steig und sind zum Teil bis in den Strom in der Mitte gerollt.
    Butz drückt sich an dem Wasserwerker vorbei und läuft die paar Meter bis zu den Steinen vor. In dem diesigen Licht der Lampen, die den Tunnel erhellen, ist schemenhaft eine Lücke zu erkennen, die das Herausbrechen der Klinkerbausteine in der Tunnelwand gerissen hat. Der Taschenlampenstrahl des Wasserwerkers schwenkt in die

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