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Die Versteckte Stadt: Thriller

Die Versteckte Stadt: Thriller

Titel: Die Versteckte Stadt: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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Lücke hinein.
    Einen guten Meter hoch und etwa genauso breit. Keine Kabel, keine Lampen, keine Mauer - ein einfacher Stollen, der ohne weitere Absicherung von der Lücke aus in den Sand getrieben worden ist.
    „Wer macht denn sowas!“ Der Mann neben Butz holt ein Handy aus seiner Schutzhose. „Das muss sofort abgesichert werden - hier kann die ganze Wand runterkommen!“
    Butz‘ Blick wandert in den Stollen hinein, in dem sich das Licht der Taschenlampe verliert. Von den Plänen weiß er, dass sie sich keine dreihundert Meter von dem Punkt entfernt befinden, an dem er verschüttet worden ist. Aber er denkt nicht daran, erneut in den Stollen zu kriechen.
     
    „Habt ihr sie identifiziert?“ Butz lauscht in sein Telefon, während er den Tunnel entlang zurückhastet. Der Wasserwerker ist an der eingerissenen Stelle geblieben, um dort auf das Notfallteam zu warten.
    „Nichts zu machen“, dringt die Stimme von Butz‘ Assistenten zu ihm durch. „Entweder der Täter hat sie ausgeraubt, oder irgendjemand hat ihr Brieftasche und Handy abgenommen, als sie in der Baugrube lag.“
    „Was ist mit den Vermisstenanzeigen?“
    „Gehen wir durch - bisher nichts.“
    „Und die Frau vom Parkplatz?“
    Im Handy knistert es.
    „Was?“
    Die Verbindung ist nicht besonders gut.
    „Die vom Parkplatz! Habt ihr die Papiere überprüft?“
    „Moment.“ Butz hört nur seine eigenen Schritte, dann ist sein Assistent wieder dran. „Darum hat sich Fehrenberg bereits gekümmert - “
    „Ach ja?“
    Fehrenberg ist der Kollege, der von Anfang an den Mord vom Parkplatz übernommen hat. Erst am Morgen hat Butz erfahren, dass Fehrenberg allerdings vor zwei Tagen für drei Wochen mit seiner Familie in den Urlaub gefahren ist. „Okay … können Sie mir die Angaben zur Identität des Opfers - “
    „Fehrenberg ist im Urlaub.“
    „Und seine Vertretung?“ Butz fühlt, wie er ungeduldig wird. „Rufen sie seinen Vertreter an … “ Aber er muss nicht ausreden.
    „Selbstverständlich, Herr Butz“, beeilt sich sein Assistent zu versichern, „ich melde mich.“
     
     


     
    Das Holz splittert, als die schwere Sohle des Beamten auf die Tür trifft. Zehn Minuten lang haben Butz und sein Kollege versucht, die Tür zu öffnen. Sie haben die verschiedenen Knöpfe auf dem riesigen, verschmierten Klingelbrett gedrückt, haben gerufen und gegen die Tür gehämmert. Niemand hat ihnen geöffnet.
    Die Tür schwingt nach innen, knallt gegen die Wand.
    Für einen Moment glaubt Butz, eine Gestalt im Halbdunkel des engen Gangs dahinter davonrennen zu sehen. Er macht einen Schritt zurück, legt den Kopf in den Nacken, um an der gewaltigen Fassade emporzublicken. Wieviel Stockwerke sind das? Zwanzig? Dreißig?
    Der Plattenbau steht am Rand von Hohenschönhausen, wirkt auf den ersten Blick innerhalb des Gebirges von vergleichbaren Gebäuden, die hier das Stadtbild prägen, ganz unauffällig - und unterscheidet sich doch in einem entscheidenden Punkt von den anderen Wohntürmen: Dieser Koloss steht leer. Knapp sechshundert Wohnungen, in denen niemand mehr wohnt. Zumindest offiziell nicht. Dass sich dennoch hin und wieder Menschen in dem Riesengebäude einnisten, ist der Polizei bekannt. Bisher hatte Butz jedoch noch nie das Vergnügen, den Bau betreten zu müssen.
    „Wartest du im Wagen?“ Er wirft seinem Kollegen einen Blick zu. Das wäre sicher das Beste. Sonst kommen sie womöglich nachher wieder heraus und ihr schöner Dienst-BMW hat sich in eine rauchende Ruine verwandelt.
    „Alles klar.“ Der Beamte dreht ab.
    Butz wendet sich wieder nach vorn.
    „Hallo?“
    Keine Antwort.
    Er betritt den Hausflur.
    Zerbeulte Briefkästen, eine für die Größe des Gebäudes absurd schmale Treppe, Graffiti an den Wänden. Ein muffiger Geruch. Ein entferntes Knistern und Rauschen als würde der ganze Bau vielleicht nicht leben, aber doch atmen.
    „Ich komme jetzt rein!“
    Die Frau vom Parkplatz war noch bei ihren Eltern gemeldet. Von ihnen hat Fehrenberg erfahren, wo ihre Tochter die letzten sechs Wochen vor ihrem Tod gelebt hat.
    Butz geht bis zu den Fahrstühlen vor und drückt einen Knopf. Das Licht leuchtet auf. Aber dann kehrt er doch lieber zur Treppe zurück. Er hat keine Lust, im Schacht eines Fahrstuhls von vor ‘89 stecken zu bleiben.
    Vorsichtig beginnt er, die schmale Treppe emporzusteigen. Die Stufen sind nackter Beton, in den Ecken zieht sich der Schmutz und Staub der Jahrzehnte hoch.
    Soweit Butz weiß, hat sich Fehrenberg gar nicht

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