Die Verstoßenen (Verlorene Erinnerungen) (German Edition)
Regierung vermittelt. Dieser Rat organisiert solche Projekte. Diese
Mission, soviel will ich ihnen verraten, dient zu Forschungszwecken, zu sehr
wichtigen, muss ich betonen.“
„Vielen Dank für diese Information“, sagte sie betont höflich und
richtete sich mit einem amüsierten, nicht zu deutenden Lächeln auf.
Man musste sich rätselhaft verhalten, um Verwirrung zu stiften.
Ungewöhnliches Verhalten wirkt bedrohlich, Verwirrung schüchtert ein, so viel
wusste sie und dieses Wissen war wertvoll bei solch einer Konversation.
„Sir Lideon, wer steht noch für diese Mission in Frage?“ Sie beugte
sich vor und hauchte die Worte hinüber zu ihm, als würden sie zu ihm schweben
wie kleine Federn im Wind.
„Nun, Miss Nish. Ich wüsste nicht, was sie das angeht“, konterte er und
verschränkte die Arme vor dem breiten Oberkörper.
„Gut, eine letzte Frage hätte ich aber noch“, erklärte sie ruhig und
distanziert.
„Diese wäre, Miss?“ „Was wird nun passieren?“, fragte sie knapp.
„Wie meinen sie das, Miss Nish? Drücken sie sich präziser aus.“, antwortete
er in ruhigem Tonfall, während er einen weiteren Schluck Minztee zu sich nahm.
„Nun ja, wenn ich ausgewählt bin, nehme ich an, dass nicht alles so wie
früher weiter geht. Was wird mit mir geschehen? Werde ich fortgebracht? Werde
ich untersucht? Erklären sie mir, wie es mit mir weitergeht“, definierte sie
ihre Frage.
„Ja, Miss, sie werden fortgebracht und sie werden auch untersucht, sie
werden ein neues Lager finden, sie werden ein neues Leben haben. Ein Leben im
Dienst des Rates, zum Nutze der Forschung, zum Nutze der ganzen Menschheit. Sie
werden über die Details ihrer Mission aufgeklärt und sie werden lange genug
darauf vorbereitet, trainiert und unterrichtet. Dies wird geschehen, Miss, sie
werden noch heute Abend das Venus-Reservat verlassen!“
Das traf sie wie ein Stich. Ihr Herz hämmerte und ihr Magen krampfte
sich zusammen.
Würde sie die anderen noch einmal sehen? Würde man sie alleine
fortbringen und würde sie die anderen nach der Mission je wieder sehen? Was war
das für ein Projekt? Wie würde es nach Erfüllung ihrer Aufgabe für sie
weitergehen? Fragen über Fragen verpesteten ihren Verstand und vernebelten
ihre Sinne. Wie betäubt verharrte sie regungslos im Sessel. Dann wanderten ihre
Gedanken weiter zu Grace. Grace . Wo war sie? Ging es ihr gut? Würde
sie mit ihr kommen? Sie musste noch ein letztes Mal bei ihren Freunden
sein, musste sich verabschieden. Hastig sprang sie aus dem Sessel auf. Sir
Lideon erhob sich überrascht.
„Wozu die Eile, Miss Nish?“
„Ich habe noch etwas zu erledigen, bevor ich mit ihnen kommen werde.“
Die Worte schmerzten, sie würde mit ihm gehen. Sie verabscheute es, ihm
diese Genugtuung zu geben. Doch was sollte sie tun? Sie musste sichergehen,
dass ihre Freunde nicht verletzt wurden und das, war der einzige Weg, das zu garantieren.
Sie musste fort…
Kapitel 44
Sie platzte zur Tür herein und rang kurz mit ihrem Gleichgewicht und
ihrem Orientierungssinn, bis sie wieder gerade stand und langsam in das Zimmer
hineinschritt. Sofort sprangen alle auf und Madison stürmte auf sie zu und
nahm sie in den Arm.
„Du bis wieder da, Liebes. Ist alles gut bei dir? Wo warst du? Was
haben sie mit dir gemacht? Du siehst ja ganz fertig aus…armes Mäuschen.“
„Madison, jetzt lass sie doch erst Mal reinkommen, setzt dich Ceela,
ruh dich aus“, erwiderte Olivia. Ein Klos, größer als ein Hinkelstein, schien
in ihrem Hals zu stecken, sie musste mit sich ringen, um nicht in Tränen
auszubrechen. Blind tastete sie sich zu ihrem Bett und ließ sich schwach auf
das weiße Laken sinken. Sie hob den Kopf leicht an, zitterte, begann kraftlos
zu sprechen:
„Ich, ich werde…Ich werde fortgehen“, stammelte sie und schluckte
heftig.
Olivia und Madison hockten sich neben sie auf das Bett und nahmen
behutsam ihre Hände. Die Wärme überkam Ceela und sie war so froh die beiden zu
haben, nur um noch trauriger zu werden, dass sie sie verlassen musste.
„Es, es ist besser so…Ich weiß nicht wohin, irgendein Projekt der
Regierung und der Reservate, eine Mission oder…, sie w-wollten mir nichts
erklären…“, fuhr sie etwas gefasster fort, doch ihre Sätze waren immer noch
unvollständig und verwirrend.
Die ganze Flut von Gefühlen schien sie zu überrollen, alles was sie in
dem Gespräch mit Sir Lideon hatte versucht zu unterdrücken, zu verbergen, kam
jetzt hervor,
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