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Die Verstummten: Thriller (German Edition)

Die Verstummten: Thriller (German Edition)

Titel: Die Verstummten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Fey
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nur für zwei gedeckt.
    »Was ist mit Silvia?«, fragte Carina.
    »Als ich den Nudelteig geknetet habe, wurde sie zu einer Geburt gerufen.« Mit einer Ecke seines Südtiroler Schurzes, den er als Kochschürze benutzte und jetzt als Topflappen, hob er eine große Auflaufform aus dem Ofen und stellte sie aufs Ceranfeld. »Nimm Platz und lass uns anfangen.« Unter einer braunen Käsekruste verbarg sich Carinas Lieblingsgericht, von dem jetzt ein großes Stück auf ihrem Teller landete. Beim ersten Bissen merkte sie erst, wie groß ihr Hunger war. Es schmeckte köstlich.
    »Ich habe vorhin wegen Enrico Loos mit der Klinik telefoniert«, eröffnete Matte das Tischgespräch und schenkte Carina Wasser, sich selbst ein Malzbier ein. »Er hat eine schwere Gehirnerschütterung mit Hirnschwellung, haben sie gesagt.«
    »Was ist mit den anderen Verletzungen?«, fragte Carina.
    »Schnittwunden, Brandverletzungen im Gesicht, ein Schlüsselbeinbruch. Kein Schädelbruch, so die erste Diagnose, aber da er noch beatmet werden muss, bis das … « Er tippte sich mit der Gabel an die Schläfe.
    »Hirnödem?«, half ihm Carina.
    »Ja, bis dieses Ödem abschwillt, haben sie ihn in ein künstliches Koma versetzt.«
    Der geschmolzene Käse dampfte und zog lange Fäden. Carina blies auf ihre Gabel. »Ist jemand bei ihm, gibt es Verwandte?«
    »Onkel und Tante, sie kümmern sich um ihn. Obwohl die Ärzte steuern können, wann Enrico wieder aufwacht, wechseln sie sich ab, sodass ständig einer von beiden bei ihm ist. Hoffentlich stehen sie ihrem Neffen auch bei, wenn er vernehmungsfähig ist.«
    »Und haben die Verwandten ein Alibi?«
    Ihr Vater seufzte. »Carina, ich hab dir das nur erzählt, weil du Enrico das Leben gerettet hast. Was die Ermittlungen angeht … «
    »Herausgezogen habe nicht ich ihn, sondern dein Kollege«, unterbrach sie ihn. »Ob Enrico überlebt, muss sich erst noch zeigen.«
    Matte lehnte sich zurück. »Irgendwie bin ich schon satt. Das kommt davon, wenn man beim Kochen ständig probiert.« Er band den Schurz auf, legte das Urlaubssouvenir zur Seite und öffnete den Gürtel.
    »Was ist mit den Einschüssen im Kellerabgang?« So schnell würde Carina nicht aufgeben.
    Matte rieb sich den Bauch und schwieg.
    »Und die Schmauchspuren an Jakobs Händen, die Vincent untersucht hat?«
    »Carina, bitte.« Er seufzte. »Magst du noch ein Stück?«
    Sie nickte. »Ein kleines, glaube ich, passt noch rein, danke.«
    Er stand auf und legte ihr noch mal auf. »Sollte Enrico aufwachen, wird er dem Haftrichter vorgeführt, auch im Krankenbett, wenn’s sein muss.«
    »Das geht ja schnell.«
    »Von außen betrachtet. Wir haben die ganze Nacht und den Vormittag daran gearbeitet.« Er prostete ihr mit dem Malzbier zu. »Deshalb feiern wir jetzt und auch, dass wir das beide überstanden haben, gestern auf der Autobahn. Hätte auch ins Auge gehen können, so wie der Junge auf uns zugerast ist.«
    »Ist der Fall etwa schon abgeschlossen?« Carina brach sich ein Stück Baguette ab.
    Er nickte. »Ich habe vorhin mit Buddeberg telefoniert.«
    »Und das Motiv, wie hast du das so schnell ermittelt? Ich meine, wieso sollte ein Siebzehnjähriger seine Eltern umbringen?«
    »Carina. Ich habe dir doch gesagt, dass du dich diesmal heraushalten sollst.«
    »Und wenn nicht? Verpasst du mir dann einen Maulkorb oder verhaftest mich gleich mit Enrico zusammen? Akte zu, Deckel drauf?«
    »Ich bitte dich, versuch’s einfach, mir zuliebe.«
    »Was ist mit der Waffe aus dem Auto? Wo soll der Junge die hergehabt haben?«
    »Die kriegst du am Hauptbahnhof, du musst dich nur ein bisschen durchfragen.«
    »Eine Glock? Wird die nicht hauptsächlich von Spezialeinheiten verwendet?«
    Er schloss die Augen, wie es ein genervter Vater tat, der am Ende seiner Erziehungsmethoden angelangt war und sich am liebsten weggebeamt hätte. Langsam senkten sich Nudeln und Käse in ihren Magen wie Blei. Sie legte das Besteck ab und starrte zum Fenster hinaus. Ein Nachbar im Wohnblock gegenüber schüttelte einen Flickenteppich über dem Balkongeländer aus. Samstagsputz. Würde eine Mutter im Sterben einen Vogel in den Flor ritzen, wenn sie gerade von ihrem Sohn angeschossen worden wäre? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Carina verstand nichts vom Muttersein. Das Zeichen im Teppich, was brachte es noch, wenn sie Matte ihre Skizze zeigte? Falls Enrico überlebte, war er so gut wie verurteilt.
    »Jetzt sei nicht beleidigt. Ich kann schon die Hörner sehen.« Ihr Vater hielt sich

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