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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jemima Montgomery
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hefteten sich an seine Fersen. Er verabschiedete sich schnell von Sophie und Stutzenbacher und hob Isabelle und ihre Brüder in die Kutsche. Als er die Zügel in die Hand nahm, rief Harry: „Halt, warte! Du hast gar nicht gefragt, wo wir abgestiegen sind – wie willst du uns finden?“
    „Ihr seid sicher bei Havard abgestiegen“, sagte Hamilton ungeduldig.
    „Ja – warte einen Augenblick, ich will dich etwas fragen.“
    Hamilton beugte sich zu seinen Cousins hinunter und flüsterte mit ihnen, wobei er einen verstohlenen Seitenblick auf Isabelle warf, als fürchte er, sie könne etwas von dem Gesagten verstehen. Aber sie lehnte sich in ihrem Sitz zurück und beachtete die Männer nicht. Hamilton ließ die Pferde lostraben und legte ein zügiges Tempo vor; kaum hatten sie München verlassen, warf er die Zügel seinem Knecht zu und stieg über den Sitz, um sich neben Isabelle zu setzen.
    „Ich bin überrascht, dass Sie nicht bei Ihren Freunden geblieben sind“, sagte sie lächelnd, „Johann hätte uns auch nach Hause bringen können.“
    „Das wäre sicher das Klügste gewesen, was ich hätte tun können. Wirklich zu dumm, dass ich daran nicht gedacht habe. Halt! – Nein, fahr zu! Es ist jetzt zu spät. Das Beste wird sein, nicht nach München zurückzufahren – je weniger sie wissen, desto weniger können sie verraten.“
    „Was meinen Sie damit?“
    „Das verstehen Sie nicht“, sagte er schnell.
    „Nein, ich verstehe es wirklich nicht. Ich habe keine Ahnung, ob Sie nun erfreut waren, Ihre Freunde zu treffen oder nicht.“
    „Es sind von Verwandte von mir – Cousins. Einer von ihnen, derjenige der zuletzt mit mir gesprochen hat, ist Harry Woolford, ein guter Freund meines Bruders John, ein echter Nichtsnutz und Abenteurer. Wenn er herausfindet, wo ich bin, wird er morgen dort auftauchen, sich im Wirtshaus einquartieren, meine Pferde nehmen, sich aufspielen, Witze über Ihre Stiefmutter machen, Herrn Wolf tyrannisieren und sich am Ende noch in Sie verlieben.“
    „Eine wahre Landplage!“, rief Isabelle lachend.
    „Er hat so schon genug mitbekommen – mehr als mir lieb ist“, fügte Hamilton hinzu. „Ich höre schon, wie er über mich herzieht, wenn er mit meinem Vater spricht oder mit Onkel Jonathan. Nein, er darf nicht erfahren, wo ich bin – die nächsten zwei Wochen werde ich auf keinen Fall nach München fahren.“
    „Glauben Sie, dass Ihr Vater und Ihr Onkel es missbilligen würden, dass Sie bei uns draußen auf dem Land leben?“
    „Glauben? Ich bin mir sicher. Mein Vater würde sagen, dass ich meine Zeit verschwende und mein Onkel, dass ich ein Narr bin.“
    Den ganzen Abend über war Hamilton auffallend ruhig und nachdenklich, aber am nächsten Morgen war seine gute Laune zurückgekehrt, und da er vom Fenster aus sah, dass Isabelle mit Papier und Schreibzeug auf die Laube zuging, nahm er ein Buch und folgte ihr. Sie setzte sich an den Tisch und begann etwas feierlich: „Herr Hamilton ...“
    „Bitte, nennen Sie mich Alexander – das wünsche ich mir schon lange, und wir sind längst vertraut genug, um uns mit Vornamen anzureden. Ich habe Sie schon immer Isabelle genannt.“
    „Das ist sicher eine englische Gewohnheit“, sagte sie.
    Hamilton antwortete nicht, denn er wollte ihr nicht sagen, dass er sie und ihre Schwester als Töchter eines Beamten automatisch mit ihren Vornamen angeredet hatte, weil sie gesellschaftlich weit unter ihm standen.
    „Nun gut, also – Alexander – was ich Ihnen sagen möchte – es ist sicher das Beste, wenn Sie uns und das Eisenwerk so schnell wie möglich verlassen.“
    „Verlassen? Ist das Ihre Antwort auf das, was ich Ihnen gestern auf der Rückfahrt gesagt habe?“
    „Ja. Und auch wenn ich nicht erkennen kann, dass Sie sich wie ein Narr benehmen, so ist es doch offensichtlich, dass Sie hier Ihre Zeit verschwenden.“
    „Glück ist keine Verschwendung – und ich bin in den letzten Monaten sehr glücklich gewesen.“
    „Sie sagten, dass Ihre Cousins etwas verraten könnten ...“
    „Haben Sie verstanden, was ich meinte?“, fragte Hamilton schnell.
    „Ich kann mir denken, was Sie gemeint haben, und ich wünschte, Ihre Cousins würden tatsächlich hierher kommen, um zu sehen, dass sie sich irren, was unser Verhältnis angeht ...“
    „Das würden sie keineswegs sehen, Isabelle, jedenfalls nicht, was mich angeht, und das wissen Sie so gut wie ich. Dass Sie nicht bereit sind, mir mehr als eine gewisse freundliche Zuneigung zu schenken, ist

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