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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jemima Montgomery
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und öffnete die Tür, um auszusteigen. „Denn wenn ich etwas hasse, dann ist es das Umherfahren in einem dieser Kästen. Ich kann Lohnkutschen nicht ausstehen.“
    „Ich teile Ihre Abneigung gegen diese Kutschen“, sagte Hamilton. „Aber wenn man gut drei Wochen in seinem Zimmer eingesperrt war, dann ist eine Fahrt durch frische Luft, selbst wenn man sie durch die Fenster einer Mietkutsche atmet, ausgesprochen angenehm und wohltuend. Kommen Sie, Sie können jetzt auch noch mit mir zurückfahren.“
    „Es tut mir leid, aber ich habe noch etwas vor“, erwiderte Zedwitz und stieg aus.
    „Sie haben offenbar vergessen, dass Sie mit mir Schlittschuh laufen wollten“, rief Hamilton lachend, indem er ebenfalls aus dem Wagen sprang.
    Mehrere Minuten gingen sie schweigend nebeneinander her.
    „Sind Sie eifersüchtig?“, fragte Hamilton schließlich.
    „Hätte ich einen Grund, eifersüchtig zu sein?“
    „Nein, Sie haben keinen Grund – obwohl ich zugeben muss, dass Isabelle mir ausgesprochen gut gefällt. Aber sie macht sich überhaupt nichts aus mir, und selbst wenn es anders wäre, wäre ich in einer weit aussichtsloseren Lage als Sie. Ihre Eltern glauben wenigstens, sie täten mit ihrem Widerstand Ihnen als ihrem einzigen Sohn etwas Gutes, und es ist unwahrscheinlich, dass sie wirklich mit Ihnen brechen würden. Meine Eltern würden mich dagegen mit Hohn und Spott bedenken, wenn ich die Idee, mit Mitte zwanzig schon zu heiraten, auch nur andeuten würde. Eigentlich müsste ich eifersüchtig auf Sie sein.“
    „Aber Isabelle schien sehr besorgt um Sie ...“
    „Das hat weiter nichts zu bedeuten“, sagte Hamilton. „Sie hat mich in den letzten Wochen nach meinem Unfall gepflegt und erwartet nun, dass ich den Erfolg ihrer Pflege nicht leichtsinnig zunichte mache.“
    „Aber ich betrachte Sie dennoch als einen gefährlichen Konkurrent!“, rief Zedwitz.
    „Das müssen Sie nicht, denn wie ich Ihnen schon sagte, werde ich mit Isabelle nie über meine Gefühle sprechen können.“
    „Also raten Sie mir, Geduld zu haben und zu warten?“, fragte Zedwitz.
    „Ich werde Ihnen aus naheliegenden Gründen gar nichts raten.“
    „Sie scheinen die Sache ja ziemlich leicht zu nehmen oder zumindest tun Sie so. Aber was wäre, wenn Isabelle sich in Sie verlieben und es Ihnen sogar gestehen würde?“
    „In diesem Fall könnten Sie eine Reise zum Mond antreten, wo Sie mit ziemlicher Sicherheit meinen Verstand in einem kleinen Fläschchen finden würden, hübsch verkorkt und mit einem Etikett versehen.“
    „Kommen Sie – sagen Sie mir ernsthaft, was Sie in diesem Fall tun würden.“
    „Ernsthaft? Ich fürchte, dass ich mich wie ein Narr benehmen würde. Mich an meinen Vater wenden, der mich vermutlich auslachen würde, an meinen Onkel Jonathan schreiben, damit er die Möglichkeit hat, sein Testament zu ändern und mich zu enterben – und dann vielleicht eine siebenjährige Verlobung eingehen ...“
    „Darauf würde Isabelle sich nie einlassen.“
    „Ich dachte, Sie nähmen den Fall an, dass sie meine Gefühle ...“
    „Zum Teufel mit meiner Annahme!“, rief Zedwitz und sie gingen schweigend weiter, bis der Graf schließlich sagte: „Werden Sie es mir wenigstens verraten, wenn es Ihnen gelungen ist, Isabelle zu erobern?“
    „Nein, ich werde kein falsches Versprechen geben“, antwortete Hamilton. „Lassen Sie es uns als fairen Wettstreit ansehen. Wir lieben sie beide, jeder auf andere Art.“
    „Aber wenn wir fair um sie kämpfen wollen, dann müssen Sie sich in meinem Quartier einmieten, denn sonst sind Sie unangemessen im Vorteil. Die Stadtwohnung meines Vaters steht zu Ihrer Verfügung. Weder meine Eltern noch meine Schwester kommen in den nächsten Monaten nach München. Wir wollen zusammen wohnen, die Rosenbergs zusammen besuchen und nach zwei bis drei Monaten jeder einen Brief an Isabelle schreiben und ...“
    Hamilton begann zu lachen. „Wenn Sie diesen Vorschlag während meiner Schulzeit in Eton gemacht hätten, wäre ich wahrscheinlich darauf eingegangen, aber in unserem Alter wäre das doch etwas albern.“
    „Sie wollen in Wirklichkeit Ihren Vorteil, bei den Rosenbergs zu wohnen, nicht aufgeben. Wenn Sie sie wirklich lieben würden, könnte ich Ihren Auszug nicht verlangen, aber Sie sagen selbst, dass es Ihnen nur um eine kleine Liebelei geht für die Zeit, die Sie jetzt in Deutschland sind. Was die siebenjährige Verlobung angeht, kann ich nicht glauben, dass Sie das ernst meinen. Vielleicht

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