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Die Versuchung der Hoffnung

Die Versuchung der Hoffnung

Titel: Die Versuchung der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Kaiser
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bitte?“
    Lächelnd setze ich mich im Bett auf und strecke meine müden Knochen.
    „Gib mir fünf Minuten, mein Schatz, okay?“
    „Aber wirklich nicht mehr, Mom!“ Zufrieden stürmt Sam aus dem Schlafzimmer, vermutlich um seine verpackten Geschenke schon einmal eingehend zu begutachten, während ich mir meinen Morgenmantel und ein Paar Socken überziehe, um ins Bad zu gehen. Wenigstens die Zähne putzen und mir das Gesicht waschen muss sein. Und wenn ich so in den Spiegel gucke, nehme ich mir auch noch die Zeit für getönte Tagescreme und ein bisschen Mascara. Es soll ja Frauen geben, die auch ungeschminkt wunderschön und natürlich aussehen - ich gehöre leider nicht dazu. Mit meinem blassen Teint und meinen farblosen Wimpern habe ich ungeschminkt etwas von einem augenkranken Kaninchen. Vermutlich würde ich mich auch sonst ein bisschen schminken und da heute auch noch John da ist, habe ich sozusagen doppelten Grund dazu
    Da meine fünf Minuten jetzt aber eindeutig vorbei sind, beeile ich mich, ins Wohnzimmer zu kommen, wo ich bereits von gleich zwei Paar erwartungsvoll glänzenden Augen begrüßt werde.
    Sam reißt seine Geschenke eilig auf, während John und ich lächelnd dabei zusehen. Im Prinzip ist es schade, dass es immer so schnell vorbei ist, aber Samuel scheint trotzdem sehr zufrieden mit seiner Ausbeute zu sein.
    „Ich habe auch etwas für dich.“ John reicht mir ein kleines Paket. Eigentlich hatten wir ausgemacht, uns nichts zu schenken, aber meistens ist das ja doch nur eine gemeine Falle und zum Glück war ich auf alles vorbereitet.
    „Wie gut, dass ich auch etwas für dich habe.“ Ich lächele ihn an und zaubere ein Paket in etwa derselben Größe aus der Tasche meines Morgenmantels hervor.
    Beide packen wir gespannt unsere Geschenke aus und fangen zeitgleich an zu lachen, als wir den Inhalt entdecken. Wir haben uns wieder das Gleiche geschenkt, zumindest fast. Beide haben wir für den anderen einen Ring gekauft. Allerdings in sehr unterschiedlichen Ausführungen.
    „Ich dachte, du könntest etwas gebrauchen, das zu deiner Kette passt …“ Er deutet auf den Ring, den er mir geschenkt hat, antik und aus filigranen Silberranken, die eine perfekte Perle in ihrer Mitte halten. Der Ring ist wunderschön und er passt an meinen Finger, als wäre er dafür gemacht.
    „Es ist doch immer noch dieselbe Größe, oder? Ich habe sie damals heimlich nachgemessen, als wir …“
    Als wir geheiratet haben.
    Ich ergänze es innerlich, aber auch ich will es nicht laut aussprechen.
    „Er passt perfekt und er ist wunderschön, John. Du hast meine Ringgröße bis heute nicht vergessen?“
    „Glaub mir, ich habe nichts von dir vergessen.“ Seine Stimme ist belegt und mein Herz fühlt sich augenblicklich an wie zugeschnürt.
    „Passt denn dein Ring auch?“ Um auf ein anderes Thema zu kommen, deute ich auf den Ring in Form eines silbernen Drachens, der sich jetzt um Johns rechten Mittelfinger schlingt. Ich habe den Ring letzte Woche in einem kleinen Laden im Schaufenster liegen sehen und konnte ihm einfach nicht widerstehen. Er passt perfekt zu John.
    „Ebenfalls perfekt und ebenfalls wunderschön.“ Er schenkt mir ein Lächeln, das meinen Puls beschleunigt.
    Vermutlich werde ich den Tag heute nicht überleben, zu viel Belastung für mein armes, altes Herz.
    Die gemeine, kleine Stimme in mir kennt auch an Weihnachten keine Gnade.
     
    Später helfen John und Sam mir in der Küche, das Menü für heute Abend vorzubereiten - oder vielmehr den Hauptgang und den Nachtisch, den Rest werden Valerie und Mike mitbringen.
    „Kommen nur Valerie und Mike zum Essen?“ John schiebt den mit Orangen zubereiteten Truthahn in den Ofen und beäugt das riesige Vieh kritisch.
    „Nur Val und Mike. Und meine Eltern natürlich.“ Mit verschränkten Armen lehne ich mich an den Herd und sehe zu, wie Jonathan unwillkürlich zusammenzuckt.
    „Davon hast du mir gar nichts gesagt!“ Der Vorwurf in seiner Stimme ist kaum zu überhören, mir gelingt es trotzdem.
    „Ach, wirklich nicht? Das muss ich glatt vergessen haben.“ Grinsend drehe ich mich um, um die Schokolade für den Nachtisch im Wasserbad zum Schmelzen zu bringen. Ich bin wirklich manchmal sehr vergesslich. Meinen Eltern habe ich nämlich auch glatt vergessen zu erzählen, dass John heute hier sein wird. Mike und ich freuen uns schon seit Tagen auf ihre blöden Gesichter, wenn sie ihn sehen. Natürlich ist heute Weihnachten, und eigentlich müsste man lieb zueinander

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