Die Versuchung der Hoffnung
John das leise Rascheln von Stoff.
„Liegst du schon im Bett?“ Der Gedanke gefällt ihm besser, als er sich eingestehen mag.
„In meinem Zimmer gibt es kaum einen anderen Platz. Da bleibt nur die Wahl zwischen Bett oder Schreibtischstuhl.“
„Ist dein Schreibtischstuhl vielleicht kurz davor kaputtzugehen?“
Ein leises, glucksendes Lachen erklingt, das ihm gut gefällt.
„Das ist er tatsächlich. Woher weißt du das?“
„Ich weiß es nicht. Ich hatte es nur gehofft. Wenn er kaputt ist, dann komme ich dich mal besuchen.“
Beinah kann er hören, wie ihre Gedanken rattern. Dann lacht sie wieder.
„Du meinst, weil dann die einzige Sitzmöglichkeit mein Bett ist?“
Jetzt ist es John, der leise lacht. „Du bist ein schlaues Mädchen, Hope.“
„Das bin ich in der Tat. Es ist aber schön, dass auch du diese Tatsache zu erkennen scheinst.“
Schmunzelnd fährt er sich mit einer Hand über die Augen. „Verrätst du mir, was du gerade anhast?“ Kaum, dass er es ausgesprochen hat, ist es ihm auch schon unangenehm.
Solche plumpen Aufreißersprüche, John? Sie ist keine von deinen dummen Groupies!
Einen Moment lang hat er Sorge, Hope könnte vielleicht einfach auflegen. Aber stattdessen gibt sie ein amüsiertes Schnauben von sich.
„Das willst du nicht wirklich wissen, glaub mir.“
„Sag mir jetzt nicht, dass du nackt bist …“ Ohne es zu wollen erscheinen Bilder von ihr vor seinem inneren Augen. Hope, die sich lasziv in ihrem Bett rekelt, mit nichts bekleidet als mit diesen sexy Strümpfen mit dem kleinen Spitzenabschluss, die Frauen manchmal tragen. Sofort wird er hart.
Wieder hört er dieses süße Lachen.
„Du willst wirklich nicht wissen, was ich gerade anhabe. Glaub mir.“
„Du bist also wirklich nackt?“ Seine Stimme rutscht eine ganze Oktave tiefer.
„Ähm … Nein. Definitiv nicht.“
„Also verrätst du mir nun, was du trägst?“ Beinah bettelt er jetzt.
„Einen Pyjama. Mit rosa Wölkchen. Und lila Sternchen.“
Jetzt ist es an John, in Gelächter auszubrechen.
„Nicht dein Ernst, oder?“
„Doch. Ich schwöre es.“ Jetzt klingt sie eindeutig verlegen und er stellt sich vor, wie sie ein kleines bisschen errötet. Und perverserweise findet er den Gedanken daran, wie sie in so einem Schlafanzug im Bett liegt, ein bisschen verlegen und mit einem Hauch von Schamesröte im Gesicht, absolut hinreißend. Ein breites Lächeln stiehlt sich auf sein Gesicht.
Dann hört er sie gähnen.
„Bist du sehr müde? Soll ich dich lieber in Ruhe lassen?“
„Nein, bitte …“ Sie seufzt tief. „Es tut gut, mit jemandem zu sprechen. Mit dir zu sprechen. Kannst du mir einfach ein bisschen von deinem Tag oder von mir aus auch von deinem halben Leben erzählen?“ Wieder gibt sie dieses niedliche Seufzen von sich und diesmal lächelt John so sehr, dass ihm die Wangen davon wehtun.
„Leider bin ich nicht der geborene Redner. Aber wenn du möchtest, dann kann ich dir ein paar Songs vorspielen, wie wäre das?“
„Wundervoll“, haucht sie durch das Telefon und seine Wangen beginnen noch mehr zu schmerzen.
„Warte kurz, ich stelle dich auf Lautsprecher, dann habe ich die Hände frei!“
+++
Einen Moment lang höre ich es in der Leitung rascheln, dann kommen die ersten Klänge seiner Gitarre durchs Telefon.
Und dann beginnt er zu singen. Seine Stimme ist tief und voll und zum ersten Mal an diesem bisher so bescheidenen Tag wird die Gänsehaut auf meinem Körper nicht durch die niedrigen Temperaturen verursacht. Und ein bisschen später wird mir sogar zum ersten Mal an diesem Abend warm.
Seine Stimme scheint mich zu umhüllen, wie es ein warmer Mantel tun würde. Tief seufzend kuschle ich mich tiefer unter die Bettdecke. Der Moment ist merkwürdig intim angesichts der Tatsache, dass wir nur über die Telefonleitung miteinander verbunden sind.
Als das Lied vorbei ist, räuspert John sich.
„Soll ich noch eins für dich spielen?“, fragt er ein bisschen unsicher.
„Ja, bitte. Das ist wunderschön, weißt du das?“ Ich höre sein zufriedenes Lachen. „John?“
„Ja?“
„Es ist so wunderschön … und so beruhigend. Bitte nicht böse sein, wenn ich gleich eingeschlafen sein sollte, ja?“
Beinah kann ich hören, wie er lächelt.
„Hast du manchmal Schwierigkeiten damit, einzuschlafen?“
„In letzter Zeit häufig“, gebe ich zu.
„Soll ich für dich spielen, bis du schläfst?“
„Würdest du das tatsächlich machen?“
„Wenn du möchtest, dann sehr
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