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Die Versuchung der Hoffnung

Die Versuchung der Hoffnung

Titel: Die Versuchung der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Kaiser
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kunterbunten Cocktail in der Hand am Tresen lehnt und sich nach Beute umschaut, bestelle ich mir ein Bier und beobachte eine Gruppe von fünf Typen beim Dartspielen. Irgendwann folgt Vals Blick dem meinen und ein zufriedenes Grinsen macht sich auf ihrem Gesicht breit.
    „Hope …“, flötet sie entzückt, packt mich am Handgelenk und zieht mich in Richtung der Dartspieler. Ich stolpere ein paar Schritte in die Richtung, in die sie mich zieht und realisiere erst dann, was sie genau vorhat – wie immer zu langsam.
    „Oh nein! Bitte, bitte nicht“, flüstere ich ihr zu, doch sie zieht mich erbarmungslos weiter.
    „Oh doch, Hope! Wir haben es verdient, uns ein bisschen zu amüsieren. Also sei schön brav und tu so, als wärst du tatsächlich so blöd, wie du blond bist, und alles wird gut. Nicht wieder die Intellektuelle raushängen lassen, okay? Die Jungs mögen das nicht.“
    Unsanft zieht sie mich am Handgelenk hinter sich her, bis wir bei ihren potenziellen Opfern angekommen sind.
    „Dürfen wir mitspielen, Jungs?“
    Oh nein, bitte nicht.
    Wenn sie Dartspielen will, dann um Geld. Und weil Valerie und ich in einem kleinen Kaff groß geworden sind und ihr Großvater ein Waffennarr war, haben wir von klein auf mit allem zielen und treffen gelernt, das auch nur ansatzweise an eine Waffe erinnert. Ich habe die Jungs vorhin beim Spielen beobachtet. Wir müssten schon sehr betrunken sein, um gegen die nicht zu gewinnen. An sich wäre das ja auch alles kein Problem, aber die letzten beiden Male, als Valerie auf diese Idee gekommen ist, sind wir beinah verprügelt worden und man hat uns des Betrugs bezichtigt. Ich bin in dieser Beziehung also wohlweislich vorsichtig geworden.
    „Hope und ich spielen zusammen gegen die beiden Besten von euch. Und die Verlierer laden die Gewinner auf die nächsten drei Runden ein!“ Vals üppige Lippen schließen sich feuchtglänzend um den Strohhalm ihres Drinks und ich könnte schwören, dass mindestens einer der Typen anfängt zu sabbern.
    „Val, ich denke nicht, dass das so eine gute Idee ist …“, wende ich vorsichtig ein. Auf Streit mit einer Horde schon leicht angetrunkener Kerle habe ich heute Abend wirklich keinen Bock. Ohnehin habe ich ja auf den ganzen Abend keinen Bock.
    „Hast wohl Schiss zu verlieren, Kleines? Vor mir musst du keine Angst haben, Süße. Ich beiße nicht, auch nicht, wenn du verlierst. Es sei denn, du bittest mich darum.“
    Ich kann ein gelangweiltes Gähnen nicht unterdrücken. Mit hochgezogenen Augenbrauen betrachte ich den jungen Mann genauer, der sich offenkundig für besonders witzig hält. Er ist langweilig. Und er trägt ein T-Shirt auf dem steht „Ich bin gut zu VÖGELN“. Innerlich verdrehe ich die Augen. Wenn so ein wortgewandter Scherzkeks unbedingt von uns beim Dartspielen abgezockt werden will, dann kann er das haben. Irgendwann muss auch mal Schluss sein mit dem Gutmenschentum. Ich meine, man muss ja niemanden vorsätzlich provozieren, aber wenn jemand förmlich darum bettelt, ein paar aufs Maul zu bekommen … Wer bin ich denn, dass ich ihm das verwehren würde? Aber solche Typen zu ertragen, schaffe ich nicht, ohne vorher Alkohol getrunken zu haben. Und zwar mehr als nur ein halbes Bier.
    „Passt auf, Ladies. Ihr spielt eure kleine Mädchenrunde da schnell zu Ende und dann steigen Val und ich mit ein, okay? Aber ich habe keinen Bock, um die nächsten drei Runden zu spielen, ich finde es nämlich langweilig hier und will schnell wieder weg. Wie wäre es stattdessen mit zwanzig Dollar von jedem?“ Zustimmendes Nicken folgt und ich bin überaus zufrieden, dass es für uns lukrativ sein wird, ich aber gleichzeitig nicht gezwungen sein werde, den halben Abend mit diesen Trotteln zu verbringen, nur um meinen Gewinn einzulösen.
    „Sehr schön. Ich gehe mir in der Zwischenzeit schnell was zu trinken holen. Macht mal keinen Blödsinn, bis ich zurück bin!“ Nach einem Blick auf Valerie, die mir gut gelaunt zuzwinkert, und einem Blick in die Runde der Jungs, deren Gesichter zwischen Belustigung und Verwirrtheit so ziemlich jede Gefühlsregung zeigen, drehe ich mich um und gehe zur Bar.
    „Was darf’s denn sein?“ Freundlich lächelt der Barmann mich an.
    „Einen doppelten Scotch bitte. Ohne Eis!“ Kurz überlege ich, ob ich nicht gleich zwei davon bestellen soll, befürchte aber, das könnte einen schlechten Eindruck erwecken.
    Obwohl, bei wem denn schon?
    Schulterzuckend bestelle ich gleich noch einen zweiten.
    So ausgerüstet gehe

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