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Die Versuchung der Zeit: Hourglass 2 - Roman (German Edition)

Die Versuchung der Zeit: Hourglass 2 - Roman (German Edition)

Titel: Die Versuchung der Zeit: Hourglass 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra McEntire
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gespeichert?«
    »Ich weiß es nicht.« Dune nahm den Laserpointer und deutete auf verschiedene Dokumente. »Es ist eine ungeheure Datenmenge über die Geschichte – die weit zurückliegende Geschichte – nicht nur die vom Infinityglass, sondern auch die von Chronos. Ich hab’s überflogen und nicht mal ein Viertel davon verarbeitet.«
    »Die Geschichte von Chronos?«
    »Moment mal«, warf Michael ein. »Der Skroll hat Informationen über das Infinityglass und Chronos. Er gehört nicht zu Chronos, sonst hätte Teague in der Lage sein müssen, ihn zu öffnen. Also wem gehört er?«
    »Es gibt eine andere Antwort«, sagte Dune. »Aber sie gefällt mir nicht.«
    Em sah Michael an, dann wieder mich. »Jack.«
    Ich stand auf. »Es wird Zeit, meinen Dad über den Skroll zu informieren.«

41. KAPITEL
    I ch hatte so vieles vor Dad verborgen. Den Skroll. Jacks Auftauchen. Lilys Gabe. Ich würde in seinem Schmerz ertrinken, wenn ich meine Geheimnisse preisgab.
    In der sicheren Erwartung eines Donnerwetters war ich froh, dass Em anbot, Lily nach Hause zu bringen.
    Nach einigen zärtlichen Abschiedsküssen ließ ich sie im Poolhaus zurück.
    Dad war weder oben noch in seinem Arbeitszimmer. Ich entdeckte ihn schließlich im Wintergarten, mit dem Rücken zur Glastür. Als ich sie öffnete, zuckte er zusammen und zog die Decke, die er sich umgelegt hatte, enger um seinen Körper.
    Irgendetwas stimmte nicht mit ihm.
    Mit hängenden Schultern saß er da, ohne ein Buch in der Hand. Aber das war es nicht allein. Eines war seit seiner Rückkehr bei meinem Dad immer präsent gewesen. Seine Sehnsucht nach meiner Mom.
    Ich spürte sie nicht mehr.
    Am liebsten wäre ich weggerannt. Stattdessen trat ich ihm gegenüber.
    »Dad?«, fragte ich besorgt. »Was machst du hier?«
    Er rührte sich nicht. Seine Miene blieb ausdruckslos. Ich konzentrierte mich auf sein Gesicht.
    Konnte ihn dahinter nicht erkennen. Was von ihm übrig war, saß vor mir auf dem Sofa und zupfte gedankenverloren an den Wollfäden der Decke herum. Ich konnte kaum atmen und war wie erstarrt. Ich ging in die Hocke und umfasste seine Hände.
    Ein tiefschwarzes, bodenloses Nichts. So musste es auch für Em gewesen sein, nachdem Jack Landers ihr die Erinnerungen gestohlen und sie in einer psychiatrischen Klinik zurückgelassen hatte – wie meine Mom sein würde, wenn ich in der Lage wäre, die Mauer zu durchdringen, die uns trennte. So leer und so entsetzlich dunkel.
    Jack hatte meinen Vater beraubt und das, was er ihm genommen hatte, durch nichts ersetzt.
    Ich räusperte mich. »Dad?«
    Er blinzelte ein paar Mal. »Kaleb?«
    Er erkannte mich. Ein winziger Hoffnungsfunken flammte auf. »Ja, Dad. Ich bin’s. Was ist passiert?«
    »Du bist so … groß. Ich weiß nicht, wie du so … Du bist ein Mann und kein Kind.« Seine Stimme klang brüchig, eher wie die Stimme eines Achtzigjährigen. Wie sollte ich ihm helfen? Wie konnte ich diese Katastrophe wieder in Ordnung bringen?
    »Schon gut, Dad«, log ich. »Es wird alles wieder gut.«
    »Nichts ist, wie es sein sollte. Ich kenne dieses Haus, weiß aber nicht, wieso ich hier bin. Es ist, als wäre meine Welt stehen geblieben … und hätte sich für euch anderen weitergedreht … Deine Mutter, sie ist oben in einem Zimmer … Da sind Maschinen. Sie wacht nicht auf.«
    Ich schluckte die Tränen herunter, die mir in die Augen gestiegen waren. »Was ist das Letzte, woran du dich erinnerst, Dad? Von mir?«
    »Mittelschule. Dein erster Tag. Ist nicht gut gelaufen. Ich habe mit Cat über die Gründung der Hourglass-Schule gesprochen – selbst wenn es anfangs nur eine Handvoll Schüler und Privatlehrer wären. Für dich. Und für Kinder, die es genauso schwer hatten.«
    Der erste Tag an der Mittelschule hatte mein Inneres aufgerissen. Es begann, sobald ich am Morgen in den Schulbus stieg, und es dauerte an, bis ich am Nachmittag wieder ausstieg. Es war mir so wichtig gewesen, mit meinen Freunden zur Schule zu gehen. Die unteren Klassen waren einfach gewesen – meine Mom hatte mit den Lehrern geredet, deshalb ließen sie mir ein wenig Freiraum, wenn ich zu emotional wurde. Sie waren immer sehr beeindruckt, wie viel Mitgefühl ich hatte, wenn jemandem wehgetan wurde, aber nicht so sehr, wenn ich mich von Wut und Furcht eines anderen anstecken ließ.
    In der Mittelschule gab es doppelt so viele Schüler wie in der Grundschule – und weitaus mehr Hormone. Ich hatte mir an jenem ersten Tag die größte Mühe gegeben, entschlossen, es zu

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