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Die Versuchung der Zeit: Hourglass 2 - Roman (German Edition)

Die Versuchung der Zeit: Hourglass 2 - Roman (German Edition)

Titel: Die Versuchung der Zeit: Hourglass 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra McEntire
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immer lauter werdenden Feuersturm hinweg. Sie war genauso verzweifelt wie ich und konnte sich kaum beherrschen. »Denk nach!«
    Ich versuchte, mir ein Bild davon zu machen, wie weit das Feuer schon vorgedrungen war. Das halbe Gebäude stand bereits in Flammen. Den Zeitriss zu beenden wäre der einfachste Weg, uns alle außer Gefahr zu bringen. »Wir müssen irgendeine Person finden, aber ich habe noch keinen Menschen gesehen, seit wir hier gelandet sind. Es sei denn …«
    Wenn Jack und Cat dieses Inferno ausgelöst hatten, hielten sie sich womöglich in der Nähe auf, um es zu beobachten. So wie in der Nacht, als sie meinen Vater getötet hatten.
    »Wir müssen den Brandherd finden. Komm!«
    Lily nickte.
    Alles in mir sträubte sich dagegen, statt zu Em und Michael in die entgegengesetzte Richtung zu laufen, aber ich wusste, dass Lily Recht hatte und dass wir versuchen mussten, den Zeitriss verschwinden zu lassen. Die Hitze, die mir aus dem Gebäude entgegenschlug, ließ meine Augen tränen, und je näher wir dem Mittelpunkt des Feuers kamen, desto heftiger und beißender wurde der Rauch.
    Aber es war nichts mehr übrig, das brennen konnte.
    Am liebsten hätte ich kurz innegehalten und alles ausgeblendet, um meine hektischen Gedanken zu beruhigen. Doch ich konnte Em und Michael spüren, was bedeutete, dass sie noch am Leben waren, und ich wollte die Verbindung nicht verlieren. Ich konzentrierte mich so stark darauf, sie aufrechtzuerhalten, dass ich ihn fast übersehen hätte.
    Jack. Herabrieselnde Asche bedeckte seine Schultern wie Schneeflocken.
    Ich tippte Lily auf die Schulter, deutete auf Jack und hielt den Finger an die Lippen. Wir blieben beide stehen, und ich stellte mich schützend vor sie.
    Beängstigender als sein Anblick war das, was ich fühlen konnte.
    Ich konnte seine Gefühle und Gedanken lesen.
    Nun hatte ich die Gewissheit, dass er mich seit Jahren abgeblockt hatte, vielleicht sogar von Anfang an. Um sich in die Gefühlswelt eines anderen Menschen hineinzuversetzen, muss man seine Emotionen Schicht um Schicht ergründen. Jacks äußere Schicht war schwarz, dieselbe Art von Schwarz, wie ich sie bei Ava so oft gespürt hatte. Während ich eine Emotionsschicht nach der anderen abzog, als würde ich eine Zwiebel schälen, hegte ich die vage Hoffnung, irgendeine positive Eigenschaft zu entdecken, doch meine Hoffnung wurde nicht erfüllt.
    Er war durch und durch schlecht.
    Es schien Stunden gedauert zu haben, mich in sein Innenleben vorzuarbeiten und mich in die Untiefen von Jacks dunkler Seele fallen zu lassen, doch in Wahrheit waren es nur ein paar Sekunden gewesen. Eine derart abgrundtiefe Schlechtigkeit war mir noch nie zuvor untergekommen. Verderbtheit bis in die Wurzel. Gier und Hinterlist. Trostlosigkeit und Verzweiflung. Unbändiges Streben nach Kontrolle und Macht. Zerstörungswut.
    Wenn mir die Flucht aus diesem Zeitriss gelang, würde ich ihn umbringen. Ich würde ihn finden, und ich würde ihn töten – wegen all der schrecklichen Dinge, die er denen angetan hatte, die ich liebte.
    Mein Zorn strömte durch meine Fingerspitzen, unkontrollierbar. Ich wollte Rache, und ich wollte sie jetzt.
    Ich stürmte auf ihn los. Er drehte sich um und riss überrascht den Mund auf. Dann spürte ich seine Furcht.
    Als ich mich auf ihn stürzen wollte, hielt Lily mein Handgelenk fest, und ich zog sie mit, als ich Jack attackierte.
    Er löste sich auf.
    Lily und ich schlugen mit den Knien auf dem Gehsteig auf – in »unserem« Ivy Springs. Rauch und Flammen waren verschwunden.
    Genau wie Emerson und Michael.

47. KAPITEL
    D ie Stadt hatte keinerlei Schaden genommen.
    Die Luft roch nach Regen und Chrysanthemen, die geschnitzten Kürbisfratzen am Straßenrand starrten uns finster und geheimnisvoll entgegen.
    »Wo sind sie?«, fragte Lily mit zittriger Stimme und blickte sich suchend um. »Ich kann sie nirgends sehen.«
    Ich stand auf, klopfte mir den Schmutz von der Hose und half ihr hoch. »Alles in Ordnung mit dir?«
    Ihre Jeans hatten ein Loch, hinter dem ein blutiges Knie zum Vorschein kam. Sie nahm keine Notiz davon. »Haben sie es nach draußen geschafft? Oder sind sie in dem Zeitriss stecken geblieben?«
    »Lily? Ist alles in Ordnung?«, wiederholte ich, während ich ihre Schultern umfasste und ihr in die Augen sah.
    »Wir müssen im Phone Company nachschauen. Da sind sie gewesen, vielleicht sind sie da auch wieder gelandet.«
    Wir rannten die Straße zum Restaurant hinunter, erreichten es genau in dem

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