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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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großzügigsten.
    LuAnn hatte Beth, ihrer ehemaligen Kollegin, soviel Geld geschickt, daß sie ihre eigene Restaurantkette eröffnen konnte. Johnny Jarvis aus dem Einkaufszentrum hatte genug bekommen, um an den besten Universitäten des Landes ein Studium zu absolvieren. Duanes Eltern ermöglichte LuAnns Geld ein sorgenfreies Rentnerdasein. LuAnn hatte sogar Shirley Watson Geld geschickt – eine Reaktion des schlechten Gewissens, denn sie war schuld daran, daß Shirley am einzigen Ort auf der Welt, an dem sie mit ihrem Mangel an Mut und Ehrgeiz leben konnte, nun für immer einen schlechten Ruf besaß. Und das Grab von LuAnns Mutter zierte jetzt ein weitaus prächtigeres Monument.
    LuAnn war sicher, daß die Polizei alles versucht hatte, sie aufgrund dieser Großzügigkeiten aufzuspüren, doch ohne Erfolg. Jackson hatte das Geld gut versteckt; es hatte nicht den geringsten Anhaltspunkt gegeben, dem die Polizei hätte nachgehen können.
    Darüber hinaus hatte LuAnn die Hälfte ihres jährlichen Einkommens anonym verschiedenen Wohltätigkeitseinrichtungen gespendet und anderen guten Zwecken zukommen lassen. LuAnn und Charlie hatten im Laufe der Jahre viele Organisationen kennengelernt, die das Spendengeld sinnvoll verwendeten, und sie hielten stets nach weiteren Ausschau, die das Geld aus der Lotterie wirklich verdienten. LuAnn war fest entschlossen, mit dem Geld soviel Gutes wie möglich zu tun, um – zumindest teilweise – Wiedergutmachung für ihren Lotteriebetrug zu leisten.
    Doch trotz allem kam das Geld schneller herein, als sie es ausgeben konnten. Jacksons Investitionen hatten mehr Gewinn gebracht, als selbst er vorausgesehen hatte; die erwartete jährliche Rendite von fünfundzwanzig Millionen Dollar hatte sich im Schnitt auf fast vierzig Millionen pro Jahr belaufen. Alles Geld, das LuAnn nicht ausgab, war von Jackson reinvestiert worden, und der Überschuß hatte derart immense Gewinne erbracht, daß LuAnn inzwischen unter ihrem eigenen Namen etwa eine halbe Milliarde Dollar zur Verfügung stand. Beim Gedanken an diese atemberaubende Summe schüttelte sie den Kopf. Und gemäß ihrem Vertrag würde Jackson ihr auch das ursprüngliche Lotteriepreisgeld zurückgeben – hundert Millionen Dollar –; denn die zehn Jahre waren um. Doch LuAnn interessierte dieses Geld nicht. Was sie betraf, konnte Jackson es behalten. Sie brauchte es nun wirklich nicht. Aber er würde es ihr zurückgeben. Eines mußte man Jackson lassen: Er hielt seine Versprechen.
    In all den Jahren war jedes Quartal eine detaillierte Aufstellung der finanziellen Transaktionen eingetroffen – ganz gleich, wo auf der Welt LuAnn, Lisa und Charlie sich gerade aufhielten. Da aber nur die Papiere kamen und niemals Jackson selbst, hatte LuAnns Angst vor diesem Mann sich nach und nach gelegt. Stets war den Unterlagen ein Begleitbrief einer Investmentfirma mit Anschrift in der Schweiz beigefügt gewesen.
    LuAnn hatte keine Ahnung, welche Verbindung zwischen Jackson und dieser Firma bestand. Es war ihr auch egal – so egal, daß sie keine Lust hatte, der Sache nachzugehen. Sie hatte genug von Jackson gesehen, um Respekt vor ihm zu haben: seiner Cleverneß, seiner Geschäftstüchtigkeit, seiner Unberechenbarkeit und – was noch viel beängstigender war – seiner völligen Skrupellosigkeit. LuAnn erinnerte sich auch daran, daß Jackson bereit gewesen war, sie töten zu lassen, hätte sie sein Angebot zurückgewiesen. Dieser Mann hatte etwas Unnatürliches an sich. Die Kräfte, über die er verfügte, schienen nicht von dieser Welt zu sein.
    LuAnn zügelte ihr Pferd an einer großen Eiche. Von einem Ast baumelte ein dickes Seil, in das Knoten geflochten waren. LuAnn packte das Seil und hob sich aus dem Sattel. Joy war dieses Ritual gewohnt und wartete geduldig. LuAnns Arme arbeiteten wie gut geölte Kolben. Blitzschnell kletterte sie bis zum anderen Ende des Seils, das um einen dicken Ast gewunden war, fast zehn Meter über dem Erdboden, und hangelte sich hinunter. Sie wiederholte diese Übung noch zweimal.
    In der Villa hatte sie einen vollständig ausgestatteten Kraftraum, in dem sie gewissenhaft trainierte. Nicht aus Eitelkeit. Es ging ihr nicht um ihr Aussehen. Sie war von Natur aus kräftig. Ihre körperliche Stärke hatte ihr durch viele Krisen geholfen und war eine der wenigen Konstanten in ihrem Leben, und LuAnn wollte diese Kraft nicht verlieren.
    Als Kind war sie in Georgia oft auf Bäume geklettert, war meilenweit gerannt, war über

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