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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Wangenknochen und strich mit der behandschuhten Hand über ihre rechte Wange. Die Berührung hatte keinerlei sexuellen Beiklang. Selbst durch den Handschuh spürte LuAnn die sterile Kälte, die dieser Mann verströmte.
    »Sie hätten gleich beim erstenmal werfen müssen, LuAnn. Ja, das hätten Sie tun sollen.« Seine Augen funkelten spöttisch.
    »Ich töte niemanden kaltblütig«, sagte LuAnn.
    »Ich weiß. Das ist Ihr größtes Manko. Sie müßten immer nur kaltblütig handeln.«
    Er nahm die Hand weg und schaute sie an.
    »Vor zehn Jahren hatte ich das Gefühl, Sie wären das schwache Glied in der Kette. In den darauffolgenden Jahren dachte ich, ich hätte mich vielleicht geirrt. Alles lief so glatt. Doch jetzt muß ich feststellen, daß meine anfängliche Ahnung mich nicht getrogen hat. Selbst wenn ich persönlich nicht in Gefahr wäre, entdeckt zu werden, würde ich einen unverzeihlichen Fehler begehen, wenn ich zuließe, daß dieser Mann Sie erpreßt oder womöglich sogar die Lotterie-Manipulation an die Öffentlichkeit bringt. Aber ich begehe keinen Fehler. Niemals. Und ich lasse es nicht zu, daß andere Menschen Einfluß auf meine Pläne ausüben, gleich welcher Art; denn schon das wäre ein Fehler. Außerdem könnte ich es nicht ertragen, daß eine so großartige Inszenierung zunichte gemacht wird.
    Denken Sie nur an das wundervolle Leben, das ich Ihnen geschenkt habe, LuAnn. Erinnern Sie sich daran, was ich Ihnen damals gesagt habe: ›Reisen Sie, wohin Sie wollen. Tun Sie, was Ihnen gefällt.‹ Ich habe Ihnen das Unmögliche möglich gemacht. Nur für Sie. Schauen Sie sich doch einmal an. Makellos schön.« Seine Hand wanderte zur Vorderseite ihres Morgenrocks. Langsam zog er den Gürtel auf. Der Morgenrock öffnete sich und entblößte ihre bebenden Brüste und ihren flachen Bauch. Er schob ihr den Morgenrock über die Schultern, so daß er zu Boden glitt.
    »Natürlich wäre es am klügsten für mich, Sie zu töten. Hier und jetzt. Ach, verdammt, bringen wir’s hinter uns.« Er richtete die Pistole auf ihren Kopf und drückte auf den Abzug. LuAnn zuckte zurück, die Augen fest geschlossen.
    Sie sah, wie Jackson ihre Reaktion studierte, als sie die Augen wieder aufschlug. Sie zitterte am ganzen Leib. Ihr Herz schlug wie verrückt. Sie konnte kaum atmen.
    Jackson schüttelte den Kopf. »Ihre Nerven scheinen nicht mehr so stark zu sein wie bei unserer letzten Begegnung, LuAnn. Und gute Nerven – oder der Mangel daran – sind das alles Entscheidende.« Er betrachtete die Pistole, sicherte sie und sprach mit ruhiger Stimme weiter. »Wie ich bereits sagte, wäre es am klügsten, das schwache Glied in der Kette einfach herauszunehmen. Zu entfernen.« Er machte eine Pause, ehe er fortfuhr: »Aber es wird Ihnen nichts geschehen, jedenfalls nicht heute. Obwohl Sie ungehorsam waren und alles gefährdet haben. Möchten Sie wissen, warum?«
    LuAnn blieb an der Wand stehen. Sie hatte Angst, sich zu bewegen, starrte ihn regungslos an wie das Kaninchen die Schlange.
    Er wertete ihr Schweigen als Zustimmung. »Weil ich das Gefühl habe, daß Sie eine größere Bestimmung erfüllen sollten. Das mag sich dramatisch anhören, aber ich bin nun mal ein Mensch, der Wert auf Wirkung legt. Diese Freiheit nehme ich mir. So einfach ist das. Und im Grunde sind Sie meine Schöpfung. Würden Sie ohne mich in diesem Haus wohnen? Würden Sie wie eine gebildete Frau sprechen und denken und nach Lust und Laune in der Welt herumreisen? Selbstverständlich nicht. Wenn ich Sie töte, würde ich gewissermaßen einen Teil von mir selbst umbringen. Und das widerstrebt mir zutiefst, wie Sie sich gewiß vorstellen können.
    Aber denken Sie immer daran, daß ein wildes Tier, das in eine Falle geraten ist, sogar sein Bein opfert, um zu fliehen und sein Leben zu retten. Glauben Sie keinen Moment, daß ich dieses Opfer nicht auch bringen würde. Das wäre sehr, sehr dumm von Ihnen. Ich hoffe aufrichtig, daß es uns gelingt, Sie von Ihrem kleinen Problem zu befreien.«
    Er schüttelte mitfühlend den Kopf, wie bei ihrer ersten Begegnung vor zehn Jahren. »Das hoffe ich wirklich, LuAnn. Aber wenn es uns nicht gelingt, kann man auch nichts machen. Im Geschäftsleben tauchen immer wieder Probleme auf, und ich rechne fest damit, daß Sie alles tun, was Sie können, um dafür zu sorgen, daß wir diese Klippe erfolgreich umschiffen.« Jacksons Tonfall wurde geschäftsmäßig, als er die Punkte an den Fingern abzählte. »Sie werden das Land nicht

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