Die Versuchung
heraus. Die andere Person war völlig verdeckt, doch die beiden Hügel in Brusthöhe verrieten, daß nicht irgendein Saufkumpan neben Duane lag und seinen Rausch ausschlief.
Leise ging LuAnn durch den Gang zurück, stellte die verängstigt dreinschauende Lisa in der Babytasche im Bad ab und schloß die Tür. LuAnn wollte nicht, daß ihre kleine Tochter einen Schreck bekam bei dem, was gleich geschehen würde.
Als sie wieder die Tür zum Schlafzimmer öffnete, schnarchte Duane immer noch laut. Doch die Gestalt neben ihm hatte sich bewegt. Jetzt sah man deutlich die dunkelrote Mähne. In Sekundenschnelle hatte LuAnn die Haare gepackt und zog mit ihrer beträchtlichen Kraft die unglückliche Eigentümerin der roten Mähne aus dem Bett, so daß sie splitternackt gegen die Wand prallte.
»Scheiße!« schrie die Frau, als sie auf dem Hintern landete, sofort von der wütenden LuAnn gepackt und erbarmungslos über den rauhen, abgetretenen Teppich gezerrt wurde, wobei ihre fetten Oberschenkel schwabbelten. »Verflucht, LuAnn, laß los!«
LuAnn schaute sie kurz an. »Shirley, wenn du noch einmal hier herumhurst, dreh’ ich dir den Hals um. Das schwöre ich.«
»Duane! Mein Gott, hilf mir doch! Sie ist verrückt!« Shirley schrie vor Schmerz und versuchte vergeblich, LuAnns Griff zu lockern, indem sie schlug und kratzte. Shirley war klein und hatte ungefähr zehn Kilo Übergewicht. Ihre prallen, schwabbeligen Brüste klatschten gegeneinander, als LuAnn sie zur Schlafzimmertür schleifte.
Duane wachte auf. »Was is’ ’n hier los?« fragte er verschlafen.
»Halt’s Maul!« fuhr LuAnn ihn an.
Als Duanes trübe Augen sich klärten, so daß er sah, was vor sich ging, nahm er eine Schachtel Marlboro aus der Schublade des Nachttischs. Er grinste Shirley an, als er sich eine Zigarette ansteckte.
»Gehst du schon, Shirley?« Er wischte sich Haarsträhnen aus dem Gesicht und zog zufrieden an der Zigarette.
Shirley funkelte ihn an. Ihre Pausbacken waren burgunderrot. »Du bist ein mieses Stück Scheiße!« schrie sie wütend.
Duane blies ihr einen Kuß zu. »Ich liebe dich auch, Shirl. Danke für den Besuch. Hat Spaß gemacht.« Er lachte schallend und schlug sich auf den Schenkel. Dann verschwanden LuAnn und Shirley auf dem Gang.
LuAnn schubste Shirley neben dem verrosteten Motorblock vor dem Wohnwagen zu Boden und wollte wieder hineingehen.
Shirley sprang auf und schrie: »Du hast mir Haare ausgerissen, du Miststück.« LuAnn ging weiter, ohne sich umzudrehen. »Ich will meine Sachen. Gib mir meine verdammten Sachen, LuAnn.«
LuAnn drehte sich um. »Du hast in meinem Bett keine Klamotten gebraucht, deshalb sehe ich nicht ein, daß du sie jetzt brauchst.«
»Ich kann so nicht nach Hause gehen.«
»Dann gehst du eben nicht nach Hause.« LuAnn stieg die Stufen aus Hohlbeton hinauf und knallte die Tür hinter sich zu.
Im Gang kam ihr Duane entgegen. Er hatte sich Boxershorts angezogen. Im Mundwinkel hing eine Marlboro, die er noch nicht angezündet hatte. »Tut einem Mann richtig gut, wenn sich zwei streunende Katzen wegen ihm prügeln. Hat mich schwer geil gemacht, LuAnn. Wie wär’s, Baby? Komm, gib mir ’nen Kuß.«
Er grinste und wollte LuAnn den Arm um den Hals legen. Im nächsten Moment stöhnte er vor Schmerzen, als LuAnns rechte Faust auf seinem Mund landete und einige Zähne lockerte. So schmerzhaft dieser Schlag gewesen war – er war nichts im Vergleich zu dem Tritt, den sie ihm zwischen die Beine versetzte. Duane sank zu Boden.
LuAnn baute sich vor ihm auf. »Wenn du noch mal so ’n Scheiß machst, Duane Harvey, reiß ich ihn dir ab und schmeiß ihn ins Klo. Das schwöre ich.«
»Du blöde Sau, bist du völlig übergeschnappt?« stieß Duane keuchend hervor und hielt sich wimmernd seine edelsten Teile. Blut lief ihm über die Lippen.
Sie packte ihn mit eisernem Griff an den Wangen. »Nein, aber du mußt verrückt sein, wenn du auch nur eine Sekunde lang geglaubt hast, daß ich mir diesen Scheiß gefallen lasse.«
»Wir sind nicht verheiratet.«
»Stimmt, aber wir leben zusammen. Wir haben ein Kind. Und dieser Wohnwagen gehört nicht nur dir, sondern auch mir.«
»Shirley ist mir doch scheißegal. Was machst du so ein Theater?« Er schaute zu ihr auf. In seinen Augenwinkeln standen Tränen. Immer noch hielt er sich die Hände vor die Geschlechtsteile.
»Weil diese kleine, fette Schlampe beim Friseur und in deiner verdammten Kneipe allen, die es hören wollen, erzählen wird, was passiert ist. Und
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