Die Versuchung
Riggs’ Fingerabdrücke demselben Informanten geschickt wie die Abdrücke Donovans. Nun wartete er auf Antwort.
Jackson fiel der Unterkiefer herab, als die Informationen auf dem Bildschirm erschienen. Der Name, der als Besitzer der Fingerabdrücke erschien, lautete nicht Matthew Riggs. Jackson überlegte kurz, ob er einen Fehler begangen und im Cottage die Abdrücke eines anderen genommen hatte. Aber das war unmöglich. Er hatte genau gesehen, welche Stellen der Mann, der sich Matthew Riggs nannte, berührt hatte. Ein Fehler war vollkommen ausgeschlossen.
Jackson beschloß, die andere mögliche Fehlerquelle zu überprüfen. Er wählte eine Nummer und sprach lange mit der Person am anderen Ende der Leitung.
»Es war sehr kompliziert«, sagte die Stimme. »Wir haben normale Kanäle benützt, um jeden Verdacht zu vermeiden. Wir vermuten, die Anfrage wurde auf eine höhere Ebene weitergeleitet. Jedenfalls haben wir die Antwort erhalten: ›Keine Fingerabdrücke gefunden.‹«
»Aber es wurde eine Person identifiziert«, sagte Jackson.
»Ja. Aber erst, nachdem wir alles noch einmal über andere Kanäle versucht haben.« Mit anderen Worten, man war illegal in eine Datenbank eingedrungen. »Dadurch sind wir an die Informationen gelangt, die wir Ihnen geschickt haben.«
»Aber das ist ein anderer Name als der, den der Mann jetzt benützt. Und er wird als verstorben aufgeführt.«
»Stimmt. Aber die Sache läuft folgendermaßen: Wenn ein Krimineller stirbt, wird standardmäßig so verfahren, daß man der Leiche die Fingerabdrücke abnimmt und sie an das FBI weiterleitet, wo die Identität des Toten bestätigt wird. Sobald dieser Vorgang abgeschlossen ist, wird der Suchcode gelöscht, mit dessen Hilfe die Abdrücke von der FBI -Datenbank abgerufen werden. Mit dem Ergebnis, daß es technisch gesehen keinerlei Fingerabdrücke des toten Verbrechers in der Datenbank gibt.«
»Dann erklären Sie mir mal, was Sie mir da gerade geschickt haben. Der Mann wird als verstorben aufgeführt. Was soll dann dieser andere Name?«
»Nun, das besagt, daß der Name, der in der Datenbank gespeichert ist, sein echter Name ist, und daß er jetzt einen falschen verwendet. Und daß der Mann als tot aufgeführt wird, ist ein Täuschungsmanöver. Das FBI will damit erreichen, daß man den Mann für tot hält – wie auch jeder andere, der versucht, den Burschen in der Datenbank des FBI zu überprüfen. Ich habe das bei diesem Verein schon früher erlebt.«
»Und was ist der Zweck dieser Übung?«
Die Antwort, die Jackson von seinem Informanten erhielt, bewog ihn, langsam den Hörer aufzulegen. Jetzt ergab alles einen Sinn. Er starrte auf den kleinen Monitor des Laptop.
Daniel Buckman: Verstorben.
LuAnn war noch keine drei Minuten fort, als Riggs einen Anruf erhielt. Die Mitteilung war kurz, doch Riggs durchlief es eiskalt.
»Jemand hat sich soeben unerlaubten Zugang zu deinen Fingerabdrücken verschafft. Weiß der Teufel, wie er es geschafft hat, aber er ist in unsere Datenbank eingedrungen und hat sie angezapft. Und dieser Jemand wußte, was er tat, denn wir haben es erst gemerkt, als es schon passiert war. Sei vorsichtig. Wir überprüfen die Sache sofort.«
Riggs knallte den Hörer auf die Gabel und griff nach seinem Empfangsgerät. Es dauerte einen Moment, bis er eine Schublade des Schreibtisches aufgeschlossen hatte. Er nahm zwei Pistolen, zwei Magazine und ein Holster heraus. Die größere Waffe steckte er in die Tasche, die kleinere in das Holster, das er um den Fußknöchel schnallte. Dann rannte er zum Jeep. Er schickte ein Stoßgebet zum Himmel, daß LuAnn noch nicht den Sender im Auto gefunden und entfernt hatte.
KAPITEL 46
LuAnn rief vom Autotelefon aus die Nummer an, die Jackson ihr gegeben hatte. Es dauerte keine Minute, als sie seinen Rückruf erhielt.
»Ich bin ebenfalls unterwegs«, sagte Jackson. »Wir müssen uns unterhalten.«
»Ich wollte mich bei Ihnen melden, wie Sie es verlangt haben.«
»Ich habe nichts anderes erwartet. Ich nehme an, Sie haben mir viel zu erzählen.«
»Ich glaube nicht, daß wir ein ernstes Problem haben.«
»Ach, wirklich? Da bin ich aber froh.«
»Wollen Sie es jetzt hören, oder nicht?« fragte LuAnn bissig.
»Ja, aber persönlich.«
»Warum?«
»Warum nicht?« schoß er zurück. »Ich habe auch einige Informationen, die Sie interessieren dürften.«
»Worüber?«
»Nicht über was. Über wen. Matt Riggs. Sein richtiger Name, sein Vorleben – und warum wir im Umgang mit ihm
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