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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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kannst du mir glauben.«
    Alicias Lippen zitterten heftig, als sie ihrem Bruder zuhörte, der immer aufgeregter gesprochen hatte, wie im Fieber, und wild gestikulierte.
    »Wo ist Thomas?« Ihre Frage war kaum hörbar.
    Jackson schaute zur Seite und leckte sich die trockenen Lippen. »Er war nicht gut für dich, Alicia. Überhaupt nicht gut. Ein Opportunist. Ich bin sicher, ihm hat das alles hier sehr gefallen. Alles, was du besitzt. Alles, was ich dir gegeben habe. Er war wirklich nicht gut für dich.«
    »War? War nicht gut?« Alicia stand auf. Ihre Hände verkrampften sich so stark, daß die Haut schneeweiß aussah.
    »Wo ist er? Was hast mit ihm gemacht?«
    Jackson blickte sie an, suchte irgend etwas in ihrem Gesicht. Plötzlich wurde ihm klar, daß er nach einem Hauch von Versöhnlichkeit suchte. Aus der Ferne hatte er seine einzige Schwester seit langem verklärt gesehen und sie auf ein Podest erhoben. Jetzt aber, von Angesicht zu Angesicht, mußte er feststellen, daß dieses Bild nicht mehr zutraf. Obwohl sein Tonfall ganz beiläufig klang, waren seine Worte alles andere als beiläufig, nachdem er endlich einen Entschluß gefaßt hatte.
    »Ich habe ihn getötet, Alicia.«
    Einen Moment lang stand sie erstarrt da; dann sank sie zu Boden. Er legte sie aufs Sofa, diesmal allerdings nicht sehr behutsam. »Jetzt führ dich nicht so auf! Es werden noch andere Männer kommen, das kann ich dir versichern. Du kannst durch die ganze Welt reisen und nach einem Mann suchen, der wie unser Vater ist. Donovan war nicht wie Vater, aber ich bin sicher, du wirst deine Suche nicht aufgeben.« Er bemühte sich nicht, den Sarkasmus in seiner Stimme zu unterdrücken.
    Doch Alicia hörte ihm nicht mehr zu. Tränen strömten ihr über die Wangen.
    Trotz der Tränen sprach Jackson weiter. Er schritt vor seiner Schwester auf und ab wie ein Lehrer vor seiner Klasse, die nur aus einem einzigen Schüler bestand. »Alicia, du mußt das Land verlassen. Die Nachricht, die du auf dem Anrufbeantworter für Donovan hinterlassen hast, habe ich gelöscht, damit die Polizei keinen Hinweis findet, der zu dir führt. Da eure Beziehung aber fast ein Jahr gedauert hat, wissen andere mit Sicherheit davon. Irgendwann wird die Polizei kommen und dir Fragen stellen. Ich treffe alle Vorkehrungen. Wenn ich mich recht entsinne, hast du Neuseeland doch immer sehr gemocht. Oder vielleicht Österreich? Dort haben wir als Kinder öfters schöne Ferien verbracht.«
    »Hör auf! Hör sofort auf, du Bestie!«
    Sie war aufgesprungen.
    »Alicia …«
    »Ich fahre nirgendwohin.«
    »Moment mal. Du mußt dir über eines im klaren sein: Du weißt zuviel. Die Polizei wird Fragen stellen. Du hast in solchen Dingen keine Erfahrung. Sie werden sehr leicht die Wahrheit aus dir herausholen.«
    »Da hast du vollkommen recht. Ich werde sofort die Polizei anrufen und alles sagen. Alles.«
    Sie wollte zum Telefon, doch er versperrte ihr den Weg. »Alicia, jetzt sei vernünftig.«
    Sie schlug ihm die Fäuste mit aller Kraft ins Gesicht. Zwar richteten ihre Schläge keinen körperlichen Schaden bei ihm an, doch sie beschworen die Erinnerung an andere gewalttätige Auseinandersetzungen mit einem anderen Familienangehörigen herauf. Damals war Jackson seinem Vater körperlich unterlegen gewesen, und der Vater hatte ihn auf eine Art und Weise beherrscht, die er sich später nie wieder hatte gefallen lassen, von niemandem.
    »Ich habe ihn geliebt. Geh zum Teufel! Ich habe Thomas geliebt!« schrie Alicia ihm ins Gesicht.
    Jackson betrachtete sie mit feuchten Augen. »Ich habe auch jemanden geliebt«, sagte er. »Jemand, der mich auch hätte lieben und achten sollen. Aber er hat es nicht getan.« Trotz der vielen Jahre voller Schmerzen, Schuld und Peinlichkeiten hegte Jacks Sohn immer noch tief in seinem Inneren Gefühle für den alten Mann. Gefühle, mit denen er sich bis jetzt nicht beschäftigt, sie auch nie in Worte gefaßt hatte. Daß diese Gefühle nun plötzlich in ihm aufwallten, hatte eine überwältigende Wirkung.
    Er packte seine Schwester an den Schultern und schleuderte sie aufs Sofa.
    »Peter …«
    »Halt’s Maul, Alicia.« Er setzte sich neben sie. »Du verläßt das Land. Du wirst die Polizei nicht anrufen. Hast du kapiert?«
    »Du bist ja verrückt. Wahnsinnig. O Gott, ich kann nicht glauben, was hier geschieht.«
    »Verrückt? Wahnsinnig? Ich bin vollkommen sicher, daß ich im Augenblick das vernünftigste Mitglied unserer Familie bin.« Er starrte sie an. »Du

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