Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
Vom Netzwerk:
Betäubungspistole dazu geführt, daß seine Knie so wenig schmerzten wie seit Jahren nicht mehr. Als er endlich stand, bewegte er sich langsam zum Kleiderschrank, immer an der Wand Halt suchend. Mit Mühe öffnete er ihn. Dann holte er mit den Zähnen einen hölzernen Kleiderbügel heraus. Inzwischen brannten alle seine Gliedmaßen höllisch, doch seltsamerweise belebte es Charlie, gab ihm Auftrieb, da dieses schmerzhafte Brennen ein Beweis dafür war, daß die motorischen Funktionen seines Körpers allmählich wiederkehrten.
    Er packte den Kleiderbügel mit einer Hand und brach das dünne Rundholz heraus, über dem normalerweise die Hosen hingen. Den Rest des Bügels ließ er fallen, stieß sich von der Wand ab und landete auf dem Bett. Mit den Zähnen und einer Hand riß er das Laken in Streifen. Er arbeitete jetzt schneller, da seine Glieder ihm immer besser gehorchten. Dann aber stieg Übelkeit in ihm auf. Der Blutverlust machte sich bemerkbar. Die Zeit wurde knapp. So schnell er konnte, wickelte er sich einen Streifen direkt über die Schnittwunde um den Arm. Dann steckte er das Holz in den behelfsmäßigen Knoten und drehte. Der primitive Druckverband übte seine lebensrettende Magie aus. Der Blutstrom versiegte. Charlie stieß den Hörer vom Telefon und drückte die 911.
    Nachdem er gemeldet hatte, wo er sich befand, ließ er sich wieder schwer aufs Bett fallen. Schweiß lief ihm in Bächen übers Gesicht. Sein ganzer Körper war rot vom eigenen Blut. Immer noch war er nicht sicher, ob er überleben würde oder nicht. Trotzdem galt sein einziger Gedanke Lisa, die Jackson in seiner Gewalt hatte. Er wußte genau, was Jackson mit dem kleinen Mädchen anstellen würde. Lisa war sein Köder. Der Köder, um die Mutter anzulocken. Und falls LuAnn anbiß, würde Jackson beide umbringen, da gab es für Charlie keinen Zweifel.
    Mit diesem letzten schrecklichen Gedanken versank er in Bewußtlosigkeit.

    Während Jackson über den Highway fuhr, blickte er auf die bewußtlose Lisa. Er richtete den Strahl einer Taschenlampe auf das Mädchen, um ihr Gesicht deutlicher zu sehen. »Du bist tatsächlich das Abbild deiner Mutter«, murmelte er vor sich hin. »Und du hast auch ihren Kampfgeist«, fügte er hinzu.
    Jackson berührte das Gesicht des Mädchens. »Du warst noch ein kleines Baby, als ich dich das letzte Mal gesehen habe.« Er machte eine Pause und schaute hinaus in die Dunkelheit, ehe er den Blick wieder auf Lisa richtete. »Es tut mir leid, daß es so gekommen ist.«
    Sanft streichelte er Lisas Wange. Dann zog er langsam die Hand zurück. Roberta, Donovan, seine Schwester Alicia und jetzt das kleine Mädchen. Wie viele Menschen mußte er noch töten? Wenn alles vorüber ist, werde ich an den abgelegensten Ort der Welt gehen, den ich finden kann, und fünf Jahre lang überhaupt nichts tun, sagte er sich. Wenn ich meine Gedanken von den Geschehnissen dieser Woche gereinigt habe, werde ich mein Leben weiterführen. Doch zuvor muß ich noch LuAnn beseitigen. Und wegen ihres Todes werde ich keine Minute Schlaf verlieren.
    »Ich komme, LuAnn«, sagte er in die Dunkelheit hinein.

    LuAnn setzte sich kerzengerade im Bett auf, als stünde jeder Nerv in Flammen. Ihr Atem ging stoßweise, ihr Herz raste.
    »Was ist denn, Liebling?« Auch Riggs setzte sich auf und legte einen Arm um LuAnns zitternde Schultern.
    »O Gott, Matthew.«
    »Was ist? Was ist los?«
    »Lisa ist etwas zugestoßen!«
    »Beruhige dich, LuAnn. Du hattest einen schlimmen Traum, das ist alles.«
    »Er hat sie. Er hat mein Baby. O Gott, er hat sie angefaßt. Ich habe es gesehen.«
    Riggs drehte sie zu sich um. Ihre Blicke suchten den Raum ab.
    »LuAnn, Lisa ist nichts passiert. Du hattest einen Alptraum. Das ist unter diesen Umständen ganz normal.« Riggs gab sich Mühe, so ruhig wie möglich zu sprechen, obwohl LuAnn ihn mit ihrem hysterischen Ausbruch aus tiefem Schlaf gerissen und ebenfalls unruhig und ängstlich gemacht hatte.
    Sie stieß ihn weg, sprang auf, schleuderte Gegenstände vom Nachttisch.
    »Wo ist das Telefon?«
    »Was?«
    »Wo ist das Scheiß-Telefon?« schrie sie. Doch gleich darauf entdeckte sie den Apparat.
    »Wen rufst du an?«
    Sie antwortete nicht. Mit fliegenden Fingern drückte sie die Tasten des Handys. Sie zitterte am ganzen Leib, als sie wartete. »Herrgott, sie melden sich nicht!«
    »Das hat nichts zu besagen, LuAnn. Wahrscheinlich hat Charlie das Telefon abgestellt. Weißt du, wie spät es ist?«
    »Das Telefon abgestellt? Er

Weitere Kostenlose Bücher