Die Versuchung
hundertprozentig zusichern, daß Sie diese Entscheidung niemals bereuen werden.«
LuAnn blickte nervös umher. Die Leute auf der anderen Straßenseite schauten neugierig auf den Buick. LuAnn legte den Gang ein und fuhr weiter die Straße hinunter. »Und wie geht’s jetzt weiter?« fragte sie Jackson.
»Wo sind Sie?«
»Warum?« fragte sie mißtrauisch, fügte jedoch schnell hinzu. »Zu Hause.«
»Sehr gut. Dann gehen Sie zum nächsten Laden, in dem es Lotterielose gibt, und kaufen Sie sich eins.«
»Welche Zahlen soll ich nehmen?«
»Das spielt keine Rolle. Wie Sie wissen, haben Sie die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten. Entweder nehmen Sie ein Los, auf dem die Zahlen bereits automatisch vom Computer eingetragen sind, oder Sie wählen eigene. Alle Zahlen werden in dasselbe Zentralcomputersystem eingegeben, das sekundenschnell die Ergebnisse ausspuckt. Eine bestimmte Kombination darf nicht zweimal gespielt werden, um dafür zu sorgen, daß es nur einen einzigen Gewinner gibt. Wenn Sie eine Zahlenkombination wählen und der Zentralcomputer gibt an, daß die Kombination bereits gespielt wurde, nehmen Sie andere Zahlen.«
»Aber das verstehe ich nicht. Ich dachte, Sie würden mir sagen, welche Zahlen ich spielen soll. Die Gewinnzahlen.«
»Es ist nicht nötig, daß Sie irgend etwas verstehen, LuAnn.« Jacksons Stimme war eine Tonlage höher geworden. »Tun Sie einfach, was ich Ihnen sage. Sobald Sie Ihr Los gekauft haben, rufen Sie mich wieder an und geben mir die Zahlen durch. Alles andere erledige ich.«
»Und wann bekomme ich das Geld?«
»Es wird eine Pressekonferenz stattfinden …«
»Pressekonferenz?« Beinahe hätte LuAnn den Buick in den Graben gelenkt. Hektisch riß sie mit dem unverletzten Arm das Steuer herum, während sie das Telefon unters Kinn geklemmt hielt.
Jetzt war Jackson wirklich verärgert. »Haben Sie denn noch nie so etwas im Fernsehen gesehen? Der Gewinner wird auf einer Pressekonferenz vorgestellt, üblicherweise in New York. Sie wird in den gesamten USA im Fernsehen übertragen, ja, auf der ganzen Welt. Man macht ein Foto von Ihnen, auf dem Sie einen großen Scheck aus Pappmaché in die Höhe halten. Dann stellen Reporter Ihnen Fragen über Ihre Herkunft, Ihren Job, Ihre Familie, Ihr Kind, Ihre Träume und was Sie mit dem Geld machen werden. Die ganze Sache ist ziemlich lästig, aber die Lotterie-Gesellschaft besteht nun mal darauf. Für sie ist das eine phantastische Werbung. Deshalb haben sich in den letzten fünf Jahren die Losverkäufe auch jedes Jahr verdoppelt. Alle Welt liebt einen Gewinner, der es verdient. Und sei es auch nur aus dem Grund, daß die meisten Menschen glauben, sie selbst hätten es besonders verdient.«
»Muß ich da mitmachen?«
»Bitte?«
»Ich will nicht im Fernsehen auftreten.«
»Tja, ich fürchte, da bleibt Ihnen keine Wahl. Denken Sie daran, daß Sie dann mindestens um fünfzig Millionen Dollar reicher sein werden, LuAnn. Für so viel Geld erwartet man von Ihnen, daß Sie sich einer einzigen Pressekonferenz stellen. Und offen gesagt, haben die Leute recht.«
»Also muß ich dahin?«
»Unbedingt.«
»Muß ich meinen richtigen Namen angeben?«
»Haben Sie deshalb Bedenken? Warum?«
»Ich habe meine Gründe, Mr. Jackson. Also, muß ich?«
»Ja! Es gibt da eine gewisse Vorschrift, LuAnn, das Gesetz des ›Rechts auf Wissen‹ für die Allgemeinheit. Aber ich erwarte nicht, daß Sie Bescheid darüber wissen. Einfach ausgedrückt, bedeutet es: Die Öffentlichkeit hat das Recht, die Identität – die wahre Identität – aller Lotteriegewinner zu erfahren.«
LuAnn stieß langsam die Luft aus. Sie war enttäuscht. »Okay, und wann kriege ich dann das Geld?«
Jackson machte absichtlich eine Pause. LuAnns Nackenhaare stellten sich auf. »Hören Sie, Mister, versuchen Sie ja nicht, mich zu verarschen. Was ist mit dem verdammten Geld?«
»Es gibt keinen Grund, ausfallend zu werden, LuAnn. Ich muß bloß überlegen, wie ich Ihnen alles so einfach wie möglich erklären kann. Das Geld wird auf ein Konto Ihrer Wahl überwiesen.«
»Aber ich habe kein Konto. Ich hatte nie genug Geld, um ein Scheißkonto zu eröffnen!«
»Beruhigen Sie sich, LuAnn. Ich kümmere mich um alles. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Sie müssen nur eins: gewinnen.« Jackson bemühte sich, LuAnns Laune zu heben. »Sie fahren mit Lisa bloß kurz nach New York, halten den Pappscheck hoch, lächeln, winken und sagen ein paar nette, bescheidene Worte. Anschließend
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