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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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halb geschlossen. Man sah den Kolben einer Neunmillimeter, der aus der Innentasche ragte. Schnell trat er über die beiden Männer hinweg, die auf dem Fußboden lagen. Dabei wich er den Blutlachen aus.
    Er war zu einem äußerst günstigen Zeitpunkt in den Wohnwagen geschneit und hatte die Beute eines Kampfes vorgefunden, den er selbst nicht hatte führen müssen. Was konnte ihm Besseres passieren? Er hob die Drogenpäckchen vom Tisch und vom Fußboden auf und steckte alles in eine Plastiktüte, die er aus der Tasche gezogen hatte. Nach kurzem Nachdenken legte er die Hälfte der Beute wieder zurück. Es war gefährlich, zu gierig zu sein. Wenn die Organisation, für die diese Burschen arbeiteten, Wind davon bekam, daß die Polizei im Wohnwagen keine Drogen gefunden hatte, könnte es sein, daß sie nach dem Mann suchten, der sich den Stoff unter den Nagel gerissen hatte. Fehlte aber nur ein Teil, würden die Bosse vermuten, daß die Bullen selbst klebrige Finger gehabt hatten.
    Der Mann warf einen Blick auf den Schauplatz des Kampfes und sah den Stoffetzen auf dem Fußboden. Er stammte von einer Bluse. Von der Bluse der Frau im Wagen, wie der Mann sich sofort erinnerte. Er steckte den Fetzen ein. Jetzt hatte er die Kleine in der Hand. Dann betrachtete er die Trümmerstücke des Telefons, schaute sich an, wie die beiden Toten lagen, besah sich das Messer und die Dellen in der Wand. Die Frau war offenbar mitten in den Kampf hineingeplatzt, schloß er. Der fette Schläger hat Duane kaltgemacht, und dann hatte die Frau irgendwie den fetten Schläger erledigt. Die Bewunderung des Mannes für LuAnn wuchs, als er den Hünen betrachtete.
    Plötzlich bewegte sich der Fettsack, als würde er die Blicke spüren. Der Fremde wartete nicht, bis der Fette sich weiter erholte, sondern nahm das Messer mit einem Tuch in die Hand und stieß es dem Fetten mehrmals in die Seite. Der Sterbende wurde steif. Seine Finger krallten sich in den schäbigen Teppich. Verzweifelt klammerte er sich an die letzten Sekunden seines Lebens und wollte nicht loslassen. Doch nach wenigen Augenblicken zuckte der Körper krampfartig. Dann lösten sich die Finger, die Handflächen lagen still auf dem Boden. Das Gesicht war zur Seite gewandt. Ein blutunterlaufenes, leeres Auge starrte zum Mörder hinauf.
    Als nächstes ging der Fremde zu Duane und betrachtete ihn blinzelnd im trüben Licht, um festzustellen, ob die Brust des Mannes sich noch hob und senkte. Er wollte kein Risiko eingehen. Deshalb versetzte er Duane Harvey mehrere gut gezielte Stiche, um sicherzustellen, daß der Bursche dem Fetten ins Jenseits folgte. Dann ließ er das Messer fallen.
    Im nächsten Moment hatte der Fremde den Wohnwagen verlassen und tauchte im Wald unter. Er hatte seinen Wagen neben einem Feldweg geparkt, der sich durch den dichten Wald schlängelte. Obwohl er auf dieser Rüttelpiste nur langsam fahren konnte, würde er die Hauptstraße früh genug erreichen, um seine eigentliche Aufgabe zu erledigen und LuAnn Tyler zu verfolgen. Als er sich ins Auto setzte, piepte das Telefon. Er nahm den Hörer aus der Halterung.
    »Ihr Auftrag hat sich erledigt«, sagte Jackson. »Die Jagd ist abgeblasen. Sie werden die noch ausstehende Bezahlung über die üblichen Kanäle erhalten. Ich danke Ihnen für Ihre Arbeit und werde an Sie denken, sollte ich in Zukunft wieder mal einen Job für Sie haben.«
    Anthony Romanellos Hand krampfte sich um den Hörer. Sollte er Jackson von den beiden Toten im Wohnwagen berichten? Doch dann beschloß er, den Mund zu halten. Vielleicht war er da über etwas wirklich Interessantes gestolpert.
    »Ich habe gesehen, wie die kleine Lady zu Fuß von hier weggerannt ist. Aber sie sieht nicht so aus, als hätte sie die Mittel, weit zu kommen«, sagte Romanello.
    Jackson lachte. »Ich glaube, um Geld braucht sie sich wirklich keine Sorgen zu machen.« Dann war die Leitung tot.
    Romanello hängte den Hörer ein und dachte nach. Technisch gesehen, hatte man ihm den Auftrag entzogen. Die Arbeit war erledigt, und er konnte nach Hause fahren und auf den Rest des Geldes warten. Aber irgendwie ging die ganze Sache nicht mit rechten Dingen zu. Bei diesem Job stank irgendwas zum Himmel. Man schickte ihn hierher in die tiefste Provinz, um eine Tussi kalt zu machen. Und plötzlich wurde er zurückgepfiffen. Und dann war da noch Jacksons seltsam beiläufige Bemerkung über das Geld.
    Dollars hatten immer schon eine ungemeine Faszination auf Romanello ausgeübt. Er faßte einen

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