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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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einen Priester wohl überflüssig. Ich glaube, die Absolution spielt dort, wohin Sie jetzt reisen, ohnehin keine Rolle. Was meinen Sie? Die Vorstellung vom Fegefeuer ist doch völlig absurd.« Er nahm Romanellos Messer hoch und schob es in die Scheide am Knöchel zurück.
    Jackson wollte gerade aufstehen, als er den Rand des Zeitungsausschnitts sah, der aus Romanellos Jackentasche ragte. Rasch zog er das Papier heraus.
    Als er den Artikel mit den Einzelheiten über zwei Morde, Drogen, LuAnns Verschwinden und die Suche der Polizei nach ihr las, wurden seine Züge finster. Das erklärte eine Menge. Romanello erpreßte LuAnn. Oder hatte es versucht. Hätte Jackson diese Information gestern erhalten, wäre die Lösung einfach gewesen: Er hätte LuAnn auf der Stelle getötet. Jetzt ging das nicht mehr.
    Jackson haßte den Gedanken, daß er die Kontrolle über die Situation teilweise verloren hatte. LuAnn war bereits als Gewinnerin der Lotterie offiziell bestätigt worden. In weniger als vierundzwanzig Stunden sollte sie der Welt als die neueste Lotto-Millionärin vorgestellt werden. Ja, jetzt ergaben LuAnns Wünsche mehr Sinn.
    Er faltete das Papierstück zusammen und steckte es ein. Ob es ihm gefiel oder nicht, er war jetzt sozusagen mit LuAnn Tyler verheiratet, samt ihren Schönheitsfehlern. Es war eine Herausforderung, und Jackson liebte Herausforderungen – jederzeit. Außerdem würde er die Kontrolle wiedererlangen. Er würde LuAnn genau vorschreiben, was sie zu tun hatte, und sie umbringen, wenn sie seine Anweisungen nicht aufs Haar befolgte, nachdem sie ihren Gewinn erhalten hatte.
    Jackson sammelte die Zeitungsschnipsel und die Reste des Pakets ein. Den dunklen Anzug, den er trug, konnte er durch Ziehen an verborgenen Stellen mühelos abstreifen. Jackson verstaute ihn zusammen mit den Polstern, die seine Leibesfülle vorgetäuscht hatten, in einer großen Pizzaschachtel, die er aus einer Ecke des Wohnzimmers holte.
    Der viel schlankere Jackson war jetzt in ein blauweißes Hemd gekleidet, dessen Aufschrift ihn als Auslieferer von Domino’s Pizza auswies. Aus einer Tasche holte er einen Faden, den er unter die Klebemasse auf der Nase schob. Dann löste er die künstliche Nase ab und steckte sie ebenfalls in die Pizzaschachtel. Desgleichen entledigte er sich des Muttermals, des Bartes und der Ohrstücke. Er reinigte das Gesicht mit Alkohol aus einer mitgebrachten Flasche. Damit entfernte er die mit Schminke aufgetragenen Glanzlichter und Schatten, die sein Gesicht hatten altern lassen. Aufgrund langjähriger Praxis verrichtete er alle diese Arbeiten schnell und methodisch. Als letztes kämmte er sich Gel ins Haar und entfernte so die aufgesprühten grauen Strähnen.
    Er überprüfte sein neues Aussehen in dem kleinen Wandspiegel. Und dann veränderte er diese Chamäleon-Landschaft geschickt, indem er sich einen buschigen Schnurrbart anklebte. Er setzte eine Baseballmütze auf, unter der hinten ein langer Pferdeschwanz hing. Eine Sonnenbrille verdeckte die Augen. Tennisschuhe anstelle der eleganten Slipper. Wieder betrachtete er sein Aussehen: Ja, er war ein ganz anderer. Er mußte lächeln. Du bist ein talentierter Bursche, sagte er sich.
    Als Jackson wenige Augenblicke später unauffällig das Gebäude verließ, waren Romanellos Züge entspannt und friedlich. Und würden es für immer bleiben.

KAPITEL 16

    »Es wird alles prima klappen, LuAnn«, sagte Roger Davis, der junge, gut aussehende Mann, der vor zwei Abenden die Ziehung der Lotterie geleitet hatte, und tätschelte ihre Hand. »Ich weiß, Sie sind nervös, aber ich bin ja bei Ihnen. Wir werden es so kurz und schmerzlos wie möglich für Sie machen. Darauf gebe ich Ihnen mein Wort«, meinte er, ganz Kavalier.
    Sie befanden sich in einem eleganten Zimmer im Gebäude der Lotteriezentrale, auf demselben Flur, wo im großen Saal die Meute der Journalisten und andere Zuschauer auf das Erscheinen des neuesten Gewinners warteten. LuAnn trug ein blaßblaues knielanges Kleid mit farblich dazu passenden Schuhen. Dank des hauseigenen Maskenbildners der Lotterie-Gesellschaft waren ihre Frisur und ihr Make-up makellos. Der Schnitt am Kinn war soweit verheilt, daß sie kein Pflaster mehr brauchte, sondern ihn überschminken konnte.
    »Sie sehen wunderschön aus, LuAnn«, sagte Davis. »Ich kann mich nicht erinnern, daß eine Gewinnerin so hinreißend ausgesehen hat. Ehrlich.« Er setzte sich neben sie, so daß ihre Knie sich berührten.
    LuAnn schenkte ihm ein

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