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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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getroffen hatte, waren zwar nicht hundertprozentig wasserdicht, doch sein Instinkt sagte ihm, daß sie sich daran halten würde. Wenn die erste Rate des Geldes nicht in zwei Tagen, vor Geschäftsschluß der Bank, auf seinem Konto war, würde er die Polizei in Rikersville anrufen. LuAnn würde bezahlen. Da war Romanello ganz sicher. Warum sollte sie sich unglücklich machen?
    Da er in Hochstimmung war, beschloß er, auf dem Weg zu seiner Wohnung eine Flasche Chianti zu kaufen. Seine Gedanken kreisten bereits um die große Villa, gegen die er seine mickrige Wohnung bald eintauschen würde. Irgendwo in einem schönen, fernen Land. Im Laufe der Jahre hatte Romanello mit dem Auslöschen von Menschenleben gutes Geld verdient, aber er mußte vorsichtig sein, wenn er es ausgab, und darauf achten, wo er es aufbewahrte. Es wäre ganz schön peinlich gewesen, hätte die Steuerfahndung an seine Tür geklopft, um sich seine Einkommensteuererklärungen anzuschauen. Doch dieses Problem lag jetzt hinter ihm. Die wirklich Reichen konnten dem Zugriff der Finanzämter und Steuerfahnder und aller anderen Geldgeier des Staates entschweben. Jawohl, heute ist ein herrlicher, erfolgreicher Tag, dachte Romanello.
    Da nicht gleich ein Taxi zur Stelle war, nahm er die U-Bahn. Sie war ziemlich voll. Nur mit Mühe fand er einen Stehplatz in einem der Wagen und fuhr mehrere Haltestellen, ehe er sich durch die Menge drängte und wieder auf die Straße trat. An seiner Wohnung angelangt, drehte er den Schlüssel in der Eingangstür, ging hinein und schloß hinter sich ab. In der Küche stellte er die Flasche kalt. Er freute sich schon auf ein Glas Chianti. Er wollte gerade die Jacke ausziehen, als es klopfte. Er spähte durch den Spion. Die braune Uniform des UPS-Mannes füllte das Gesichtsfeld.
    »Was wollen Sie?« fragte Romanello durch die Tür.
    »Ich soll ein Paket für einen Anthony Romanello abliefern, bei dieser Adresse.« Der Mann blickte auf das Paket, das ungefähr zwanzig mal dreißig Zentimeter groß war und in der Mitte eine Ausbuchtung hatte.
    Romanello öffnete die Tür.
    »Sind Sie Anthony Romanello?«
    Er nickte.
    »Bitte, unterschreiben Sie hier.« Er hielt Romanello einen Stift hin, der an einem elektronischen Klemmbrett befestigt war.
    »Sie bringen mir doch nicht etwa ’ne gerichtliche Vorladung?« Romanello grinste und unterschrieb.
    »Das würde ich nicht für viel Geld und gute Worte tun«, sagte der UPS-Mann. »Mein Schwager war Gerichtsbote, oben in Detroit. Nachdem man das zweite Mal auf ihn geschossen hatte, hat er den Job gewechselt. Er fährt jetzt Brötchen aus. Schönen Tag noch.«
    Romanello schloß die Tür und betastete den Inhalt des Pakets durch den dünnen Karton. Seine Lippen verzogen sich zu einem breiten Lächeln. Die zweite Rate für den LuAnn-Job. Man hatte Romanello erklärt, daß er möglicherweise zurückgepfiffen würde. Doch sein Auftraggeber hatte ihm versichert, er würde die restliche Summe trotzdem erhalten. Plötzlich gefror das Lächeln auf Romanellos Gesicht, als er sich erinnerte, daß das Geld an sein Postfach geschickt werden sollte. Niemand sollte erfahren, wo er wohnte. Oder seinen richtigen Namen.
    Er wirbelte herum, als er das Geräusch hörte.
    Jackson tauchte aus dem Schatten des Wohnzimmers auf. Er war so tadellos gekleidet wie beim Gespräch mit LuAnn. Er lehnte sich an den Türrahmen der Küche und musterte Romanello durch eine Sonnenbrille von Kopf bis Fuß. In seinem dunklen Haar waren graue Strähnen. Ein gepflegter Bart bedeckte das Kinn. Die Wangen waren aufgedunsen, die Ohren rot und dick – die Ergebnisse sorgfältig entworfener Latexformen.
    »Wer sind Sie, verdammt? Wie sind Sie hereingekommen?«
    Als Antwort deutete Jackson mit der Hand, die in einem Lederhandschuh steckte, auf das Paket. »Machen Sie’s auf.«
    »Was?« fragte Romanello verdutzt.
    »Zählen Sie das Geld. Überzeugen Sie sich davon, daß nichts fehlt. Keine Angst, Sie verletzen damit nicht meine Gefühle.«
    »Hören Sie …«
    Jackson nahm die Sonnenbrille ab. Seine Blicke bohrten sich in Romanellos Augen. »Aufmachen.« Seine Stimme war kaum lauter als ein Flüstern und klang auch keineswegs drohend. Romanello fragte sich, warum er trotzdem innerlich zitterte. Während der letzten drei Jahre hatte er kaltblütig sechs Menschen getötet. Niemand konnte ihn einschüchtern.
    Schnell riß er das Paket auf. Der Inhalt fiel heraus. Romanello beobachtete, wie die Zeitungsschnipsel auf den Fußboden

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