Die Versuchung
waren. Donovan hatte die Parameter seiner Suche auf Frauen zwischen zwanzig und dreißig beschränkt, die vor zehn Jahren am Tag der Pressekonferenz zwischen neunzehn Uhr abends und ein Uhr früh von Kennedy Airport abgeflogen waren. Die Pressekonferenz hatte bis halb sieben gedauert. Donovan bezweifelte, daß LuAnn noch einen Flug um neunzehn Uhr erwischt hatte, doch die Maschine konnte Verspätung gehabt haben. Er wollte kein Risiko eingehen. Das bedeutete, er mußte sechzig Flüge und ungefähr fünfzehntausend Passagiere überprüfen.
Im Zuge seiner Nachforschungen hatte Donovan herausgefunden, daß die meisten Fluglinien ihre Passagierlisten fünf Jahre lang aufbewahrten. Anschließend wurden die Informationen archiviert. Da die meisten Fluglinien sich Mitte der siebziger Jahre auf EDV-Verwaltung umgestellt hatten, versprach dies Donovans Aufgabe insofern leichterzumachen. Dafür war er zunächst gegen eine Mauer gelaufen, als er Passagierlisten von vor zehn Jahren einsehen wollte. Nur das FBI erhalte Zugang zu diesen Unterlagen, hatte man ihm mitgeteilt, und auch das für gewöhnlich nur mit Gerichtsbeschluß.
Durch einen Kontaktmann beim FBI , der ihm einen Gefallen schuldete, hatte Donovan es geschafft, dennoch an die gesuchten Daten zu gelangen. Ohne ins Detail zu gehen und ohne Namen zu nennen, war es ihm gelungen, dem Kontaktmann sämtliche Informationen über die gesuchte Person zu geben, darunter auch die, daß sie mit einem relativ neu ausgestellten Paß und einem Baby gereist war. Das hatte den Spielraum beträchtlich verringert. Nur auf drei Personen trafen diese sehr eingeschränkten Kriterien zu. Und nun las Donovan diese Namen mit der jeweils letzten bekannten Anschrift.
Als nächstes holte er sein Adreßbuch hervor. Er rief bei Best Data an, einer bundesweiten, ziemlich bekannten Agentur zur Überprüfung der Kreditwürdigkeit. Im Laufe der Jahre hatte diese Agentur eine riesige Datensammlung mit Namen, Adressen und – was am wichtigsten war – Sozialversicherungsnummern zusammengetragen. Best Data war für zahlreiche Firmen tätig, vor allem Inkassounternehmen und Banken, die derartige Informationen benötigten. Donovan nannte dem Mitarbeiter von Best Data die drei Namen und die letzten Anschriften der Betreffenden und dann die Nummer seiner Kreditkarte, um der Agentur die Gebühren zu bezahlen. Innerhalb von fünf Minuten erhielt Donovan die Sozialversicherungsnummern der drei Personen, dazu ihre letzten bekannten Anschriften und fünf Adressen von Nachbarn.
Donovan verglich die Anschriften mit denen in den Unterlagen der Fluglinien. Zwei Frauen waren umgezogen, was nicht erstaunlich war, wenn man ihr Alter vor zehn Jahren berücksichtigte. In der Zwischenzeit hatten sie vermutlich Karriere gemacht oder geheiratet. Doch eine Frau hatte ihre Adresse nicht geändert. Den Angaben von Best Data zufolge lebte Catherine Savage noch immer in Virginia.
Donovan erkundigte sich bei der Auskunft nach der Rufnummer des Teilnehmers unter dieser Adresse, doch eine solche Nummer gab es nicht. Als nächstes rief er bei der Kraftfahrzeugstelle in Virginia an und nannte den Namen der Frau, ihre letzte bekannte Adresse und ihre Sozialversicherungsnummer, die in Virginia der Nummer des Führerscheins entsprach. Die Mitarbeiterin der Kraftfahrzeugstelle teilte Donovan mit, daß die Frau einen gültigen Führerschein für Virginia besäße, konnte ihm aber nicht sagen, wann dieser ausgestellt war, ebensowenig die derzeitige Anschrift der Frau.
Pech. Doch Donovan war in der Vergangenheit bei seinen Nachforschungen schon oft auf derartige Hindernisse gestoßen. Immerhin wußte er jetzt, daß die Frau in Virginia lebte oder wenigstens einen Führerschein dieses Staates besaß. Nun lautete die Frage, wo genau sich Catherine Savage aufhielt. Donovan besaß Mittel und Wege, dies herauszufinden, entschloß sich aber, in der Zwischenzeit erst einmal weitere Informationen auszugraben, was die Lebensgeschichte dieser Frau betraf.
Er kehrte in sein Redaktionsbüro zurück, wo er einen Online-Zugang der Zeitung benutzen konnte, und zapfte im Internet die Datenbank PEBES der Sozialversichung an, in der Einkommen und Rentenversicherungzahlungen jedes US-Bürgers gespeichert waren. Donovan gehörte zwar der alten Schule an und stützte sich für gewöhnlich auf altbewährte Methoden der Recherche, verstand sich jedoch auch auf das Surfen im Internet.
Um in PEBES Informationen über eine Person zu erlangen, mußte man
Weitere Kostenlose Bücher