Die Versuchung
lediglich ihre Sozialversicherungsnummer, den Geburtsort und den Geburtsnamen der Mutter eingeben. Diese Fakten besaß Donovan. LuAnn Tyler war in Georgia geboren; das wußte er mit Sicherheit. Doch die ersten drei Zahlen der Sozialversicherungsnummer von Catherine Savage waren die Kennziffern für eine in Virginia gebürtige Frau. Falls LuAnn Tyler und Catherine Savage also ein und dieselbe Person waren, hatte Tyler eine gefälschte Sozialversicherungsnummer erhalten. Es war nicht allzu schwierig, sich eine solche Nummer zu beschaffen, aber Donovan bezweifelte, daß eine Frau wie LuAnn Tyler über die erforderlichen Verbindungen verfügte.
Über PEBES konnte Donovan überdies die Einkünfte einer Person ermitteln, zurück bis zum Beginn der fünfziger Jahre, sowie die Beiträge zur Sozialversicherung und die Höhe der zu erwartenden Rente. Diese Informationen wurden normalerweise aufgelistet. Doch jetzt blickte Donovan auf einen leeren Bildschirm. Laut PEBES hatte Catherine Savage keinerlei Nachweise über irgendwelche Einkünfte vorzuweisen. LuAnn Tyler aber hatte gearbeitet, das wußte Donovan. Falls sie einen Lohnscheck bekommen hatte, hätte ihr Arbeitgeber die Steuern und Sozialbeiträge abführen müssen. War es deshalb nicht geschehen, weil LuAnn Tyler gar keine Sozialversicherungsnummer gehabt hatte?
Wieder rief Donovan bei Best Data an und gab die neuen Informationen ein, nachdem er sie erhalten hatte. Diesmal bekam er eine andere Antwort. Soweit es die Sozialversicherungsbehörde betraf, existierte LuAnn Tyler überhaupt nicht. Sie hatte keine Sozialversicherungsnummer. Ende, aus. Mehr war nicht zu erfahren. Es war an der Zeit, daß Donovan ernsthaftere Schritte unternahm.
Als er an diesem Abend nach Hause kam, öffnete er eine Akte und nahm das Steuerformular Nummer 2848 heraus. Es war eine Vollmacht. Obwohl das Formular für ein steuerliches Dokument relativ einfach und leicht verständlich war, besaß Formular 2848 gewaltige Durchschlagskraft: Mit Hilfe dieser Vollmacht konnte Donovan die verschiedensten vertraulichen Steuerakten jeder Person einsehen, über die er Nachforschungen anstellte. Sicher, er mußte beim Ausfüllen des Formulars die Wahrheit ein bißchen dehnen, mußte sogar Unterschriften fälschen, doch seine Motive waren lauter, und deshalb hatte er keinerlei Gewissensbisse. Und es bestand kaum Gefahr für ihn selbst. Donovan wußte, daß die Finanzämter jedes Jahr von den Steuerzahlern mehrere Millionen Anfragen bezüglich ihrer Steuerbescheide erhielten. Daß ein Finanzbeamter sich die Zeit nahm, Unterschriften zu vergleichen, war praktisch ausgeschlossen. Die Wahrscheinlichkeit war sogar noch geringer, als in der staatlichen Lotterie zu gewinnen.
Donovan lächelte bei diesem Gedanken. Er füllte das Formular aus und trug den Namen Catherine Savage, ihre letzte bekannte Adresse und ihre Sozialversicherungsnummer ein. Sich selbst deklarierte Donovan auf dem Formular als gesetzlichen Bevollmächtigten der Frau in Steuerangelegenheiten und forderte die Bundessteuererklärungen für die letzten drei Jahre an. Dann schickte er das Formular ab.
Die Antwort ließ zwei Monate auf sich warten und erforderte mehrere Telefongespräche, um die Sache voranzutreiben, doch das Warten lohnte sich. Als die Sendung von der Steuerbehörde endlich eintraf, stürzte Donovan sich begierig auf den Inhalt.
Catherine Savage war eine unglaublich reiche Frau. Die Steuererklärung des vergangenen Jahres umfaßte nicht weniger als vierzig Seiten und zeigte nicht nur diesen Reichtum auf, sondern auch die komplizierten finanziellen Transaktionen, die ein Einkommen dieser Höhe mit sich brachten. Donovan hatte die Unterlagen der letzten drei Jahre angefordert, doch die Steuerbehörde hatte ihm nur diese eine Erklärung geschickt – aus dem einfachen Grund, weil Catherine Savage nur diese eine Erklärung abgegeben hatte. Das Geheimnis, das sich dahinter verbarg, war rasch aufgeklärt, da Donovan als Bevollmächtigter direkt bei der Steuerbehörde praktisch sämtliche Auskünfte über seine »Mandantin« einholen konnte.
Donovan erfuhr, daß Catherine Savages Einkommensteuererklärung beim Finanzamt größtes Interesse erregte hatte. Was Wunder. Wenn eine US-Bürgerin im Alter von dreißig Jahren zum erstenmal eine Steuererklärung abgab, die auf einem so riesigen Einkommen basierte, reichte das aus, auch den lahmsten Finanzbeamten aufzuscheuchen. Es gab mehr als eine Million Amerikaner, die im Ausland lebten
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