Die Versuchung
und nie eine Steuererklärung abgaben, was die Regierung Milliarden an nicht gezahlten Steuern kostete; demzufolge war die Aufmerksamkeit der Finanzämter stets besonders auf dieses Feld gerichtet. Doch im Fall Catherine Savage war das ursprüngliche Interesse bald erloschen, nachdem sämtliche Fragen der Finanzbehörde stichhaltig beantwortet und mit den entsprechenden Unterlagen belegt worden waren, wie man Donovan telefonisch mitteilte.
Donovan blickte auf die Notizen, die er sich beim Gespräch mit dem Finanzbeamten gemacht hatte. Catherine Savage war in den Vereinigten Staaten geboren – in Charlottesville, Virginia. Sie hatte als junges Mädchen das Land verlassen, weil ihr Vater beruflich nach Übersee mußte. Als junge Frau hatte sie in Frankreich gelebt, einen reichen deutschen Geschäftsmann kennengelernt, der damals seinen Wohnsitz in Monaco hatte, und ihn geheiratet. Der Mann war vor gut zwei Jahren gestorben, und sein Vermögen war ordnungsgemäß an seine junge Witwe übergegangen. Jetzt, als Bürgerin der Vereinigten Staaten, die frei über ein Vermögen verfügen konnte, das aus passivem, nicht selbst verdientem Einkommen stammte, hatte Catherine Savage mit den fälligen Steuerzahlungen an ihr Heimatland USA begonnen. Die zahlreichen Unterlagen in Savages Steuerakte waren allesamt hieb- und stichfest, wie der Beamte Donovan versichert hatte. Alles lag auf dem Tisch. Soweit es die Steuerbehörde betraf, war Catherine Savage eine verantwortungsvolle Bürgerin, die treu und brav ihre Steuern bezahlte, obwohl sie nicht in den Vereinigten Staaten lebte.
Donovan lehnte sich im Sessel zurück, die Hände im Nacken verschränkt, und starrte an die Decke. Der Finanzbeamte hatte ihm eine weitere interessante Neuigkeit mitgeteilt. Kürzlich hatte die Steuerbehörde von Catherine Savage ein Formular über eine Anschriftenänderung erhalten. Sie lebte jetzt in den Vereinigten Staaten. Laut Formular war Catherine Savage sogar in ihre Geburtsstadt Charlottesville zurückgekehrt. In dieselbe Stadt, in der LuAnn Tylers Mutter geboren war. Das konnte Donovan schwerlich als Zufall abtun.
Auf der Grundlage all dieser Informationen war Donovan sich einer Sache ziemlich sicher: LuAnn Tyler war in die Staaten zurückgekehrt. Und da er inzwischen mit praktisch jeder Facette ihres Lebens vertraut war, fand er es an der Zeit, sich mit LuAnn Tyler zu treffen. Und nun dachte Donovan über das Wie und Wo nach.
KAPITEL 22
Matt Riggs saß in seinem Pickup, der in einer scharfen Kurve am Straßenrand geparkt war, und musterte die Gegend durch einen Feldstecher. Das steil abfallende, dicht bewaldete Gelände war selbst für seine erfahrenen Augen undurchdringlich.
Eine halbe Meile gewundene, geteerte Fahrbahn lag zu seiner Rechten und bildete mit der Straße, auf der er parkte, eine T-förmige Kreuzung. Die Abzweigung führte zu einem großen Herrenhaus mit herrlichem Blick auf die nahen Berge. Da das Anwesen von dichten Wäldern umgeben war, konnte man es nur aus der Luft sehen. Deshalb fragte Riggs sich wieder einmal, weshalb der Besitzer so viel Geld für einen so ausgedehnten Schutzzaun ausgeben wollte, der entlang der Grundstücksgrenze verlief. Das Anwesen verfügte doch bereits über den besten Schutz, den die Natur gewähren konnte.
Riggs beugte sich im Sitz nach vorn und zog sich Stiefel und Jacke an. Der kalte Wind traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht, als er aus dem Pickup stieg. Er sog die frische Luft ein und fuhr sich durchs dunkelbraune Haar. Dann machte er ein paar Dehnübungen, um die Muskeln zu lockern, ehe er die Lederhandschuhe überstreifte.
Bis zu der Stelle, wo das Eingangstor im Zaun errichtet werden sollte, mußte Riggs ungefähr eine Stunde zu Fuß gehen. Der Zaun selbst sollte zwei Meter zehn hoch werden, gekrönt von einem Stacheldrahtverhau mit spitzen Dornen; die Pfosten, die in jeweils einem Meter Abstand standen, sollten in Betonsockeln verankert und mit schwarzem Schutzanstrich versehen werden. Hinzu kamen als weitere Sicherheitseinrichtungen elektronische Sensoren, die in unregelmäßigen Abständen auf dem Zaun angebracht werden sollten. Das Eingangstor schließlich wurde auf einem mit Ziegeln verkleideten Betonfundament errichtet, ein Meter achtzig hoch und ein Meter tief; es sollte mit elektronischen Suchgeräten, einer Videokamera, einer Gegensprechanlage und einem Schließsystem versehen werden, welches sicherstellte, daß allenfalls ein Schützenpanzer auf das Grundstück gelangen
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