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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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konnte, sofern der Besitzer das Betreten nicht erlaubte – was wohl häufig der Fall sein würde, wie Riggs aufgrund seiner bisherigen Erfahrungen vermutete.
    Das Albemarle County, Virginia, grenzte im Südwesten an das Nelson County, im Norden an das Greene County und im Osten an die Countys Fluvanna und Louisa. Es war eine Wohngegend vieler Reicher – einige berühmt, andere nicht. Doch alle hatten eines gemeinsam: Sie wollten Abgeschiedenheit und waren bereit, dafür zu zahlen. Deshalb war Riggs über diese aufwendigen Schutzmaßnahmen nicht allzu erstaunt. Alle geschäftlichen Verhandlungen über den Bau des Zaunes hatte ein ordnungsgemäß ausgewiesener Beauftragter erledigt. Für Riggs war es verständlich, daß jemand, der sich einen Zaun wie diesen leisten konnte – Kostenpunkt mehrere hunderttausend Dollar –, wahrscheinlich Wichtigeres mit seiner Zeit anzufangen hatte, als sich mit einem kleinen Bauunternehmer an einen Tisch zu setzen und zu plaudern.
    Der Feldstecher baumelte ihm um den Hals, als er pflichtgetreu die Straße hinuntermarschierte, bis er zu dem schmalen Waldweg gelangte. Die beiden schwierigsten Aufgaben bei der Errichtung des Zaunes bestanden darin, das schwere Gerät heraufzuschaffen, und in den beengten Verhältnissen, unter denen die Männer arbeiten mußten. Betonmischen, Pfostenlöcher auszuheben, Rahmen auszulegen, Rodungen vorzunehmen und den sehr schweren Zaun zu montieren erforderte viel Platz. Und hier gab es nicht viel Platz.
    Riggs war froh, für diese Arbeit eine satte Prämie ausgehandelt zu haben, dazu noch eine Provision für die aus den erwähnten Gründen zu erwartenden Mehrkosten. Offenbar hatte der Besitzer keinen Höchstpreis festgelegt, denn der Beauftragte hatte sich sofort mit der immensen Summe einverstanden erklärt, die Riggs ihm vorgerechnet hatte. Deshalb nahm Riggs die Arbeitserschwernisse gern in Kauf. Wenngleich seine Firma erst seit drei Jahren bestand, war sie vom ersten Tag an ständig gewachsen. Dieser eine Auftrag würde ihm das bislang beste Geschäftsjahr garantieren.

    Und jetzt war es Zeit, mit der Arbeit anzufangen.Der BMW glitt langsam aus der Garage und rollte die Auffahrt hinunter. Die abschüssige Straße war zu beiden Seiten von einem Zaun aus vier Eichenbrettern gesäumt, die jungfräulich weiß gestrichen waren. Der größte Teil des gerodeten Landes war von Zäunen wie diesem begrenzt. Die geraden weißen Linien bildeten einen bestechenden Kontrast zum grünen Gras.
    Es war früh, noch keine sieben Uhr, und die Stille des neuen Tages war ungebrochen. Diese morgendlichen Autofahrten waren für LuAnn zu einem beruhigenden Ritual geworden. Sie schaute im Rückspiegel auf die Villa. Das prachtvolle Gebäude, errichtet aus wunderschönem Stein aus Pennsylvania und verwitterten Ziegeln, mit der weißen Säulenreihe vor der tiefen Vorderveranda, mit dem Schieferdach, mit den auf alt getrimmten Kupferregenrinnen und den vielen Terrassentüren wirkte trotz seiner eindrucksvollen Größe elegant.
    Als die Villa außer Sicht war, wandte LuAnn die Aufmerksamkeit wieder der Straße vor ihr zu. Plötzlich nahm sie den Fuß vom Gaspedal und trat kräftig auf die Bremse. Der Mann winkte ihr mit ausgestreckten Armen wild zu. Langsam fuhr LuAnn heran und hielt. Der Mann trat an die Fahrerseite und bedeutete ihr, das Seitenfenster herunterzulassen. Aus dem Augenwinkel sah LuAnn den schwarzen Honda, der auf dem Grasstreifen neben der Straße parkte.
    LuAnn musterte den Mann mißtrauisch, drückte aber auf den Knopf. Die Scheibe öffnete sich einen Spalt. Sie ließ den rechten Fuß auf dem Gaspedal, um es jederzeit durchtreten zu können, falls die Situation es erforderte. Doch der Mann sah eigentlich ganz harmlos aus. Mittleres Alter, schlank, graue Strähnen im Bart.
    »Kann ich Ihnen helfen?« fragte LuAnn. Sie bemühte sich, dem Blick des Mannes auszuweichen, ihn aber gleichzeitig im Auge zu behalten, falls er eine heftige Bewegung machte.
    »Ich fürchte, ich habe mich verfahren. Ist hier das Brillstein-Anwesen?« Er deutete die Straße hinunter, dorthin, wo die Villa stand.
    LuAnn schüttelte den Kopf. »Wir sind erst vor kurzem hierher gezogen, aber die Vorbesitzer hießen anders. Die Villa dort heißt Wicken’s Hunt.«
    »Hm, ich hätte geschworen, daß ich hier richtig bin.«
    »Nach wem suchen Sie denn?«
    Der Mann beugte sich vor, so daß sein Gesicht das Seitenfenster ausfüllte. »Vielleicht kennen Sie die Frau. Sie heißt LuAnn Tyler. Aus

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