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Die versunkene Welt

Die versunkene Welt

Titel: Die versunkene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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Gefangenen vor sich her in den Gang, von Ertachs Flüchen verfolgt.
    »Ihr entkommt uns nicht!« hallte es schaurig durch das Gewölbe.
    »Klettert in den Schacht, schnell!« rief Scida. Einen nach dem anderen, hob sie die Inselbewohner zu den ersten Sprossen. Einige wehrten sich, und sie mußte nachhelfen. Dann aber schienen die Gefangenen von neuer Hoffnung erfüllt zu sein, schienen an das nie für möglich Gehaltene zu glauben.
    Mythor wartete im Gang, bis auch Gerrek im Schacht verschwunden war und nach ihm rief.
    Er hatte erwartet, daß Ertach die Tritonen auf sie hetzen würde, doch nichts geschah. Argwöhnisch lauschte Mythor. Er konnte sich nicht vorstellen, daß man sie wirklich ziehen ließ.
    Und er sollte recht behalten.
    Kaum war er im Schacht und hatte zu Gerrek aufgeschlossen, da hörte er das mächtige Rauschen und Brausen von eindringenden Wassermassen.
    »Sie fluten den Turm!« schrie er. »Klettert schneller! Klettert um euer Leben!«
    Aber im Nassen Grab herrschte Flut! Die Spitze des Turmes war unter Wasser. Selbst wenn Dorgele dort oben auf sie wartete, konnte sie nichts tun.
    Unter Mythor spritzte und gurgelte es, schlug das Wasser gegen die Wände des Schachtes und stieg viel zu schnell.
    Und ein grausames, schallendes Lachen erfüllte den dunklen Turm.
    »Ihr entkommt nicht!« schrie Ertach, dessen Kopf als dunkler Schatten aus dem spritzenden Naß tauchte.
    Und, verdammt, er mußte recht behalten!
    Das Wasser kann nicht bis ganz oben hin dringen! dachte Mythor verzweifelt, während er Sprosse um Sprosse nahm. Wenn durch den Schachtdeckel nichts eindringen kann, so kann auch keine Luft entweichen. Sie wird sich zu einer Blase stauen, groß genug für uns!
    Aber bevor die Flut zurückging, würde die Luft verbraucht sein. Und unter ihnen warteten die Tritonen darauf, ihre Dreizacke zu schleudern.
    »Weiter!« rief er nach oben. Er sah nichts in der Dunkelheit, und seine Stimme hallte gespenstisch. »Klettert weiter bis zur Spitze!«
    »Du nicht?« kam es erschreckt von Gerrek.
    »Ich komme nach!«
    Mythor stieß die Hand zurück, die von oben nach ihm greifen wollte, hielt sich an den Sprossen fest und rief in die Tiefe:
    »Ertach!«
    Jemand spie Wasser aus. Er sah nichts, aber nach dreimaligem Wiederholen seines Namens antwortete der Tritone:
    »Packt dich die Angst, Mensch? Willst du um dein erbärmliches Leben jammern?«
    Das würde er nicht tun. Aber es ging um mehr – um die Leben der Gefährten und der Inselbewohner.
    »Ertach, ich habe dir einen Vorschlag zu machen!« Er kletterte weiter, als er das schäumende Naß wenige Sprossen unter sich steigen sah. Mythor zog das Schwert. Ertachs Kopf war in Altons Leuchten schwach zu erkennen.
    »Dazu ist es zu spät! Ihr hattet die Wahl, zu sterben oder uns zu dienen! Ihr habt euch entschieden!«
    »Ich glaube, du vergißt etwas! Ertach, es gibt weitere Nester der Dämonenbestie, auch solche, die ihr nicht zu erreichen vermögt, an der Oberfläche!«
    »Wir zwingen die Bewohner der Oberwelt, sie auszuheben!« kam es hallend zurück. Wieder lachte Ertach. »Ich hatte wahrhaftig nicht erwartet, einen wie dich jammern zu hören!«
    »Du weißt so gut wie ich«, rief Mythor unbeirrt, während er seinen Körper weiter in die Höhe schob, »daß sie das nicht können! Vielleicht hast du Yacubus selbst gesehen, so daß du weißt, was es bedeutet, wenn Dutzende, ja Hunderte ihm gleiche Ungeheuer euer Reich und die Tempel verwüsten! Kannst du es vor der Meermutter und vor Anemona verantworten, sie am Leben zu lassen? Bist du so mächtig, daß du für die Göttin entscheiden kannst?«
    Ein Fluch antwortete ihm. Dann hörte er Laute wie jene, die durch den Trichter gedrungen waren – feines, doch wütendes Pfeifen.
    Sie beraten sich! dachte er. Neue Hoffnung keimte in ihm auf. Er ist unsicher, sonst würde er nicht den Rat seiner Artgenossen suchen!
    Und wahrhaftig sah er Ertachs Kopf wieder aus dem emporschäumenden Wasser tauchen.
    »Du bietest uns an, alle noch lebenden Bestien zu töten, wenn wir euch ziehen lassen?«
    »Unser Leben für das aller Tritonen, die durch Yacubs Brut sterben müßten!«
    Er erhielt keine Antwort. Ertach tauchte fort. Ganz kurz hörte Mythor die Pfeiflaute. Dann erstarben auch diese.
    Gerrek war über ihm stehengeblieben. Er stieß den Mandaler nach oben und kletterte. Bald mußte die Turmspitze erreicht sein. Er hörte Frauen weinen und die dumpf hallenden Flüche der Amazonen.
    War Ertach wahrhaftig vermessen genug,

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