Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition)
verkaufen, falls du jemals zurückkommst.«
Jim zuckte zusammen und starrte ihn an. »Woher?«
»Ich war da, damals in der Bibliothek. Ich war in einem der Alkoven eingeschlafen und als ich wieder aufgewachtbin, habe ich dich und Althea sprechen gehört. Wenn ich rausgekommen wäre, hätte Althea mich für das Lauschen bestraft, also bin ich in meinem Versteck geblieben. Ich habe alles gehört, ich weiß, welchen Handel du mit ihr geschlossen hast.«
»Jock, es hatte nichts mit dir zu tun.«
»Da muss ich dir leider widersprechen. Es hatte
alles
mit mir zu tun. Ich war zwar erst zwölf, aber ich wollte schon damals nicht in ihre Machenschaften verwickelt werden. Ich wollte niemals Duke sein, Jim. Das war deine Rolle und ich habe dich nie darum beneidet. Du warst dafür besser geeignet als ich.«
Jim sah ihn überrascht an.
»Ich wollte nur in aller Ruhe studieren. In der damaligen Situation konnte ich zwar nichts tun, aber ich habe mir geschworen, sie wird niemals mich an deiner Stelle zum Duke of Avandale machen.«
Jock musste es doch geschafft haben, Jim seine Verblüffung zumindest teilweise anzusehen. »Warum überrascht dich das so? Ich wollte keinen gestohlenen Titel und ich wollte mir mein Leben nicht auf Kosten eines anderen aufbauen. Würdest du das wollen?«
»Nein«, gab Jim zu, beschämt von der Integrität seines Bruders. Nie hatte er daran gedacht, wie es Jock bei dieser ganzen Sache wohl ginge. Er hatte in seiner Arroganz zu Unrecht angenommen, dieser stille Junge würde sich einfach mit jeder Rolle abfinden, in die Althea ihn zwängte. Zu erkennen, dass Jock mit gerade mal zwölf Jahren eine Charakterstärke an den Tag gelegt hatte, dieso manch einem erwachsenen Mann fehlte, machte ihn betroffen.
»Es tut mir leid, Jock. Ich habe es nicht böse gemeint. Ich habe wirklich geglaubt, du wärst gerne Duke. Und wenn du uns damals nicht belauscht hättest, wärst du mit deinem Erbe vielleicht auch zufrieden gewesen, und du hättest einen großartigen Duke abgegeben. Einen viel besseren als ich. Ich wünschte, du hättest es nie erfahren.«
Jock schnaubte spöttisch. »Dieses demütige Getue steht dir nicht besonders gut, Bruder. Aber ich genieße es einfach solange, bis du über ein paar meiner zahlreichen Schwächen stolperst und alles wieder zurücknimmst.« Jock lächelte. »Und was das Gespräch zwischen dir und Althea angeht – sei froh, dass ich es belauscht habe.
»Ich habe erstmal den Mund gehalten, weil ich genau wusste, welchen Druck Althea ausüben konnte, wenn man sich ihr widersetzte. Also habe ich gewartet, bis ich vor zwei Jahren volljährig geworden bin, und ein Treffen mit ihr in der Kanzlei unseres Familienanwalts vereinbart. Dort habe ich um ein Büro gebeten, in dem wir uns ungestört unterhalten konnten.
Sobald wir allein waren, habe ich Althea erzählt, ich wisse alles über ihren Plan, mich zum Duke zu machen, und dass sie dich mit den Ländereien deiner Mutter erpresst hat, über die sie bis zu meinem fünfundzwanzigsten Geburtstag ja noch die volle Kontrolle hat. Ich habe ihr erklärt, dass ich nicht einfach dabei stehen und ihr das durchgehen lassen würde, und dass ich, sollte sie jemals auf die Idee kommen, dich für tot erklären zu lassen, zumHouse of Lords gehen und dort alles wiederholen würde, was ich wusste.«
»Tapferer Junge!«
»Vor Angst schlotternder Junge. Meine Knie waren so weich, dass ich während des ganzen Gesprächs sitzen bleiben musste. Das fand sie vermutlich reichlich unverschämt.«
»Gut gemacht.«
Jock lächelte, offensichtlich zufrieden mit sich selbst. »Und dann habe ich ihr noch erklärt, ich würde sie öffentlich als Eidbrecherin und Erpresserin anprangern, wenn sie das Land nicht sofort deinem Onkel überschriebe.«
Jim lachte. Er konnte einfach nicht anders. Jock hatte die Erpresserin erpresst. Diese Symmetrie der Ereignisse hatte etwas für sich. »Was hat sie gesagt?«
»Althea ist sehr vorhersagbar. Nichts bedeutet ihr so viel wie der Name Tynesborough, auch wenn sie ihn nur durch Heirat trägt. Sie hat die Papiere sofort unterschrieben. Seitdem haben wir uns nicht wieder gesehen.«
»Du meinst ...«
»Ja. Dein Onkel ist seit zwei Jahren der alleinige Besitzer der Youngblood-Ranch«, bestätigte Jock. »Und seitdem habe ich versucht, dich zu finden.«
Jim fuhr sich mit der Hand durchs Haar, unsicher, was er fühlen oder wie er reagieren sollte. Seit fast sieben Jahren war sein Leben die reinste Wüste gewesen, eine
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