Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition)
von sich behaupten, was?«
Doch Ginny sah nicht besonders glücklich aus. Sie wirkte, als hätte sie einen schweren Schlag erlitten, und er hatte keine Ahnung warum.
»Nun gut, wenn Sie uns nicht erzählen wollen, warum Sie hier quer durch Ägypten stromern, Avandale, können wir ja genauso gut etwas essen«, schloss Sir Robert, der sich der Spannungen im Raum offensichtlich überhaupt nicht bewusst war. Er schlenderte zum Esstisch hinüberund musterte die unterschiedlichen Gerichte interessiert. »Hm, ich nehme nicht an, dass Sie irgendwo einen Stilton auftreiben können, was? Miss Whimpelhall verzehrt sich schon den ganzen Weg lang nach einem Stück Käse, nicht war, meine Liebe?«
Miss Whimpelhall, deren lang ersehntes Wiedersehen mit ihrem Verlobten von Jocks Erklärungen völlig überschattet worden war, gab einige undeutbare Laute von sich.
Endlich schien Pomfrey bewusst zu werden, wie sehr er seine zukünftige Braut vernachlässigte, und er hastete an ihre Seite, um ihr den Stuhl zurechtzurücken. Wie eine kleine, brütende Henne ließ sie sich darauf nieder, während Pomfrey die Bediensteten anblaffte, sie sollten noch weitere Gedeckte auftragen.
»Wunderbar«, kommentierte Sir Robert. »Ginny, setz dich. Du wirkst ein wenig pikiert. Ein Glas Rotwein wird dir gut tun.«
Ginesse kehrte zu ihrem Platz zurück, setzte sich und griff in der selben Bewegung nach ihrem Weinglas, das sie in einem Zug leerte.
»Das ist mein Mädchen«, lobte Sir Robert. Auch er ließ sich in einen Stuhl fallen und sah zum Rest der Gesellschaft hoch. »Warum stehen Sie noch so unschlüssig herum, Professor, setzen Sie sich, und Sie, junger Mann«, er drehte seinen löwenmähnigen Kopf in Jims Richtung, »Sie sitzen neben mir. Dann können Sie mir von all den fantastischen Abenteuern erzählen, die Sie mit meiner Urenkelin in der Wüste erlebt haben.«
Großer Gott.
Ginesse wurde weiß und Pomfrey blies gegen seinen Schnurrbart und trat von einem Bein aufs andere.
»Es tut mir sehr leid, Sie enttäuschen zu müssen, Sir Robert«, entgegnete Jim. »Doch Sie werden meinem Bruder und mir sicher vergeben, wenn wir unser Wiedersehen draußen weiter besprechen. Wie Sie sich sicherlich vorstellen können, haben wir viel zu bereden.« Er neigte den Kopf und wartete höflich.
Obwohl er sichtlich enttäuscht war, blieb Sir Robert nichts anderes übrig, als seine Erlaubnis zu erteilen. »Wenn es denn sein muss«, willigte er ein.
»Es muss sein«, antwortete Jim. »Aber vielleicht ein anderes Mal.«
Sir Roberts Miene hellte sich auf. »Darauf komme ich zurück, mein Junge. Also, Pomfrey, wie steht es jetzt mit diesem Käse ...«
Jim fasste Jock am Arm und zog ihn mehr oder weniger hinter sich her aus dem Raum und in den kleinen Hof hinaus, wo sie ungestört waren. Erst dann blieb er stehen und sah seinen Bruder an. Eine ganze Weile sprach keiner der beiden. Jim suchte vergeblich nach einer Spur des ernsten kleinen Jungen mit der Brille auf der Nase, der ihm in diesem großen, alten Haus nie von der Seite gewichen war, während Jock, wie er annahm, das Gleiche tat.
»Du hast dich kaum verändert«, sagte Jock schließlich kopfschüttelnd. »Größer bist du wahrscheinlich geworden, aber für mich warst du immer schon sehr groß. Undhärter. Du hast dein Herz zwar noch nie auf der Zunge getragen, aber meistens wusste ich, was du dachtest. Jetzt wirkst du stahlhart, Jim.« Er lächelte. »Wird mir nicht leicht fallen, dich so zu nennen.«
»Aber du siehst völlig anders aus«, sagte Jim. »Du warst so ein stiller, bescheidener Junge, immer in irgendein Buch vertieft.«
»Überlebensstrategien«, erklärte Jock. »Du hast ihr getrotzt, ich habe mich unsichtbar gemacht.«
»Ich wollte dich nicht im Stich lassen.«
»So habe ich es auch nie gesehen. Wir haben beide getan, was wir tun mussten. Ich bin mit ihrer Herrschaft besser zurechtgekommen als du, und du hättest dich ihr niemals beugen können. Wie oft hat sie dich prügeln lassen?«
»Das spielt keine Rolle mehr.«
»Wenn du meinst.«
»Ich wollte, dass du erbst, verstehst du? Ich wollte, dass alles einmal dir gehört«, erklärte Jim traurig und wusste doch, dass es zu spät war.
»Ich weiß.«
Er sah so zufrieden aus. Jim brachte es nicht über sich, ihm zu erklären, wie viele Leben er mit seiner Offenbarung zerstört hatte. Und welchen Sinn hätte das auch gehabt?
»Und ich weiß auch, dass Althea dir gedroht hat, sie würde das Land deiner Mutter in Amerika
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