Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition)
Informationen über Jim bezahlte er sicher einen hohen Preis.
LeBouefs Lächeln wurde breiter. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie überrascht ich war, als ich hörte, dass du wieder in Kairo bist. Das ist so unvorsichtig, und du, James, bist nicht gerade ein Mann, den ich unvorsichtig nennen würde. Oder hegst du vielleicht einen verdrehten Todeswunsch?«
»Nein«, antwortete Jim. »Ich bin ungemein daran interessiert, am Leben zu bleiben.«
»Ach wirklich? Das wundert mich«, bemerkte LeBouef im Plauderton und musterte Jim, als sei dieser ein Puzzle, zu dem ihm einige Teile fehlten. »Du hast nichts. Keine Familie. Kein Zuhause. Du gehörst nirgendwo hin.
N’est-ce pas?
So gesehen sind wir uns gar nicht so unähnlich, oder?«
Jim antwortete nicht. Je länger LeBouef philosophische Reden schwang, desto mehr Zeit gewann er, um wieder Gefühl in seine taube Hand zu bekommen.
»Ich«, LeBouef deutete mit dem Knüppel auf seine Brust, »wurde von einer tragisch korrupten Regierung aus Frankreich verjagt. Und aus welchem Land hat man dich gejagt?« Er hob fragend eine Braue.
»Nenn irgendeins. Die Chancen, dass man mich da rausgejagt hat, stehen ganz gut.«
LeBouef lachte wieder und schüttelte den Kopf. Den Ausdruck auf seinem Gesicht hätte man fast als Zuneigung deuten können. »Ich verstehe dich einfach nicht. Du hättest reich werden können, wenn du mein Angebot angenommen und dich mir angeschlossen hättest. Aber du hast es abgelehnt. Vielleicht geht es dir also gar nicht um Reichtum. Aber was außer Geld sollte dich sonst hierher geführt haben?«
Jim antwortete nicht.
»Du hast etwas Mysteriöses an dir, James. Und zu meinem großen Leidwesen bin ich ein Romantiker. Erzähl mir deine Geschichte.«
»Ich bin geschmeichelt, Vincent, und es tut mir leid, dich zu enttäuschen, aber da gibt es nichts. Schau dichnur um. Ägypten ist voller Menschen ohne Heimat, Name oder Familie.«
Eine ganze Weile sah LeBouef ihn nur an, in seinen Augen spiegelte sich eine stählerne Intelligenz. Schließlich seufzte er. »Ja, so ist es.«, erklärte er und klang dabei fast etwas enttäuscht. »Also. Wo ist mein Collier?«
In Jim blitzte ein Hoffnungsfunke auf, LeBouef wusste also nicht, dass er das juwelenbesetzte Pharaonencollier längst an einen anderen Interessenten verkauft hatte.
»Oh, ich wäre an deiner Stelle nicht so erleichtert, James. Dazu besteht kein Grund. Wo ist es?«
»Hör mal«, sagte Jim. »Ich werde dich nicht beleidigen und behaupten, es wäre alles nur ein Missverständnis gewesen und dass es nicht so ist, wie es aussieht, weil wir beide wissen, dass es ganz genau so ist. Ich bin in den Besitz eines bestimmten Objektes gekommen ...«
»Du bist nur deshalb in seinen Besitz gekommen, weil ich dich über seinen Aufenthaltsort aufgeklärt habe«, unterbrach ihn LeBouef eisig.
»Einen
Aufenthaltsort
, den du nicht erreichen konntest. Aber ich schon«, meinte Jim und hob die Hände zu einer beschwichtigenden Geste. Dabei gelang es ihm, einen Finger hinter den Gürtel zu stecken und ihn aus einer weiteren Schlaufe zu ziehen. »Ich weiß, ich hatte es eigentlich dir versprochen, für eine bestimmte Summe, aber dann ist ein anderer Käufer aufgetaucht.«
»Zweifelsohne ist er nur deshalb
aufgetaucht
, weil du ihn über deinen Besitz unterrichtest hast.«
»Stimmt.«
LeBouefs Mundwinkel zuckten.
»Ich bin Geschäftsmann, genau wie du«, erklärte Jim in seinem vernünftigsten Ton. »Was hättest du denn an meiner Stelle getan?«
»Steh zu deinem Wort und gib es mir.«
»Zu meinem Wort stehen?«, wiederholte James. »Um Himmels Willen, Vincent, wir sind Diebe«, rief er, packte das Ende des Gürtels, riss ihn aus der letzten Schlaufe und schleuderte LeBouef die schwere Metallschnalle direkt ins Gesicht. Sie erwischte ihn an der Stirn.
Blut quoll aus einem tiefen Riss und lief LeBouef übers Gesicht. Er japste, doch er war ein zu erfahrener Kämpfer, um seine Waffe fallen zu lassen. Er holte aus und traf Jim voll in die Rippen. Jim krümmte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht, doch er schaffte es, sich näher an LeBouef heranzuschieben, was seinen Hieben etwas von ihrer Wucht nahm. Der Franzose schlug auf ihn ein und holte dann nach Jims Kopf aus, doch der schlang den Gürtel um LeBouefs Arm und zog ihn zu einer Schlinge um sein Handgelenk zusammen. Er riss heftig daran und der Knüppel fiel LeBouef aus der Hand.
Jim ließ sich nach hinten fallen, wobei seine Füße über den glitschigen
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