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Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition)

Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition)

Titel: Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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Jim allein in dem Separee des öffentlichen Badehauses.
    Es war spät geworden und der Himmel hinter dem hohen, kleinen Fenster in der gekachelten Wand verdüsterte sich allmählich. Im Raum herrschte ein nebliges Halbdunkel, das nur von dem Wandleuchter über der Tür erhellt wurde. Dampfschwaden stiegen von der Wanne in der Mitte des Zimmers auf und sammelten sich an der mit antiken Kacheln verzierten Decke, bis sie schließlich wieder zu Wasser wurden, das auf den glitschigen Steinboden zurücktropfte. Der Raum war heiß und roch säuerlich.
    Vielleicht war das aber auch er selbst, dachte Jim.
    Er hob einen Arm und schnüffelte. Also gut. Pomfreys zukünftige Braut hatte nicht ganz unrecht, er stank wirklich. Auch wenn er nicht verstand, warum sie ihm das so überheblich vor den Kopf geknallt hatte. Sie konnte es ihm doch wohl nicht übelgenommen haben, dass er ihr erklärt hatte, sie sei bei ihm sicher? Die meisten unverheirateten Ladys wären über die Beteuerung, ihr Führer gehe gewissenhaft mit ihrem Ruf um, nur zu dankbar gewesen. Auf dem britischen Heiratsmarkt war ein guter Ruf schließlich alles.
    Allerdings war sie auch nicht gerade eine typische englische Miss.
    Auch wenn sie todsicher eine Lady war. Ihr butterweicher Oberschichtakzent, die stolzen, flügelförmigen Brauen und das herrisch gehobene Kinn, all dies zeugte vom Einfluss eines erstklassigen Mädcheninternates. Genau wie ihre als selbstverständlich vorausgesetzte Überlegenheit anderen Menschen und Kulturen gegenüber. Was bedeutete, dass sie doch nicht so anders war.
    Aber wie hatte sie es bloß geschafft, ihrer Erziehung mit so viel ungebrochener Stärke zu entkommen? Ihr Gang war zu raumgreifend und entschlossen, er passte nicht zu einem Mitglied der müßigen Gesellschaft. Außerdem hätte keine Schulleiterin dieses offene Lächeln toleriert. Und dann war da ihre geschmeidige und biegsame Taille, die kam sicherlich nicht von unzähligen Teestunden in diversen Salons. Sie war ihm ein Rätsel ...
    Warum vergeudete er eigentlich seine Zeit damit, sich über sie zu wundern? Sie war Pomfreys Rätsel und nicht seins.
    Er schälte sich aus seinem Hemd, knüllte es zusammen und schleuderte es etwas heftiger als nötig auf eine der Steinbänke. Dann zog er sich, erst auf dem einen, dann auf dem anderen Bein hüpfend, die Stiefel aus. Als er gerade seine Gürtelschnalle gelöst und den Gürtel durch einige der Schlaufen gezogen hatte, sah er, wie sich die Dampfschwaden über der Wanne kräuselten. Er duckte sich und ein Holzknüppel zischte knapp an seinem Gesicht vorbei.
    Er wirbelte zu seinem Angreifer herum und erkannte den dunklen, muskulösen Mann mit den schmalen Lippen und der Narbe am Kinn sofort: Vincent LeBouef.
    Er sah sich nach einer möglichen Waffe um. Doch es gab keine. LeBouef sprang vor, Jim wich aus und machte einen Satz zurück, doch der Knüppel traf ihn an der Schulter. Der Schmerz raste durch seinen Arm und seine Finger wurden taub. Er warf sich zur Seite, rutschte auf den glatten Fliesen aus und fiel hart auf die Knie. Mit der unverletzten Hand fing er sich ab und sah auf. LeBouef kam auf ihn zugeschlendert.
    »Weißt du, James«, sagte der Franzose launig. »Ich frage mich, wie oft ein Mann angegriffen werden muss, bis er einem Schlag von hinten so geschickt ausweichen kann. Verdammt oft, würde ich sagen.«
    Jim kämpfte sich auf die Füße. »Du wärst überrascht.«
    LeBouef schüttelte den Kopf. »Im Gegenteil. Da es hier ja um dich geht, nein, ich glaube nicht, dass ich überrascht wäre.«
    »Das saß, Vincent.« Jim legte sich theatralisch eine Hand ins Kreuz und verzog das Gesicht. Ihm gelang es, den Gürtel mit seinen tauben Fingern durch eine weitere Schlaufe zu ziehen.
    »Du machst dich unter deinen Verbündeten auch nicht gerade beliebt, Jim. Sie mögen dich nicht.«
    »Sollte ich mich vielleicht öfter mal in ihren Stammkneipen blicken lassen?«
    LeBouef lachte. Es war ein angenehmes, fröhliches Lachen, ein salonfähiges Lachen. Das war das wirklich Erschreckende an LeBouef. Er wirkte so kultiviert. So höflich.
    Aber das war er nicht.
    »Woher wusstest du, dass ich hier bin?«, fragte er, um Zeit zu schinden.
    LeBouef zuckte die Schultern und sah offenbar keinen Grund, ihm nicht zu antworten. »Von dem Jungen, der hier die Handtücher zusammenlegt.«
    Jim nickte, er war nicht überrascht. LeBouef hörte eine Menge ›Vöglein‹ zwitschern: Spitzel, Gerüchtemacher und Lauscher an der Wand. Und für

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