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Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition)

Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition)

Titel: Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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darüber nachzudenken, trat sie auf das Schandeck und griff nach einer der Fangleinen um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Sie schloss die Augen, bog denRücken durch und lehnte sich nach vorne über das Wasser, bis nur noch die straffe Fangleine sie an Bord hielt. Sie genoss das Gefühl, nicht Ginesse Braxton zu sein, und hob das Gesicht, um es vom ersten warmen Licht der Sonne küssen zu lassen. Ein Flüstern und Rascheln drang an ihre Ohren. Sie erkannte es als Flügelschlag und als sie die Augen öffnete, sah sie einen Schwarm schneeweißer Reiher über sich hinweggleiten. Ihre Flügel hoben sich schimmernd wie gebleichte Knochen gegen den opalisierenden Himmel ab.
    Sie hörte, wie der Kapitän den Befehl gab, die Segel auszureffen, damit der Wind sie schneller über das Wasser tragen konnte. Sie lächelte, als die Brise ihr übers Gesicht strich und an ihrem hochgesteckten Haar zupfte, damit es sich löste und hinter ihr her wehen konnte ...
    »
Ukak!
« Stopp!
    Es ging blitzschnell. Sie fuhr herum und erblickte eine
Dahabiya
, die auf sie zuschoss. Wieder schrie der Kapitän und rannte nach vorne, er packte das Großsegel und riss daran, woraufhin das Boot zur Seite schwang. Der plötzliche Ruck fegte sie von den Füßen und schleuderte sie weit hinaus über das Wasser, während sie sich verzweifelt mit beiden Händen an die Fangleine klammerte.
    Panisch strampelte sie mit den Beinen und versuchte, irgendwo Halt zu finden. Unter ihr war nur das gierige Rauschen des Wassers und direkt vor ihr tauchte die
Dahabiya
auf. Die Zeit schien stillzustehen. Sie sah die gestreiften Segel vor dem milchigen Morgenhimmel, fühlte den scharfen Schmerz der Fangleine, die in ihre Handflächen schnitt, und roch das Brackwasser des Flusses. Und dann blitze ein Gedanke auf:
Ich werde sterben. Ich werde sterben und ich habe nie mit einem Mann geschlafen. Ich wünschte, Mr Owens hätte mir gezeigt, wie das ist.
    Doch plötzlich legte sich ein kräftiger Arm um ihre Taille. Sie klammerte sich noch immer an die Fangleine und hatte Angst, den Griff zu lösen.
    »Lassen Sie los.« Sie wandte den Kopf. James Owens hatte ein Bein um die Deckstütze geschlungen, stemmte sich mit dem anderen von außen gegen den Bootskörper und hielt sie über dem Wasser an sich gedrückt. »Bevor dieses Schiff uns beide zerquetscht«, schlug er vor. Sie ließ los. Gerade noch rechtzeitig schwang er sie hinauf, dann rammte sie die
Dahabiya
. Einen Moment lang hielt er sie einfach nur fest, seine Brust hob und senkte sich wie ein Blasebalg unter ihrer Wange, sein Herz donnerte unter ihrem Ohr.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er scharf. »Sind Sie verletzt?«
    »Es geht mir gut«, sagte sie. Sie konnte sich nicht erinnern, sich jemals so sicher gefühlt zu haben.
    »Verdammter, verdammter
Mist
! Was zum Teufel ist eigentlich los mit Ihnen?«
    Sie war starr vor Schreck.
    Bis jetzt war Mr Owens noch nie laut geworden. Selbst, wenn er durch die Trunksucht des Kapitäns oder die Faulheit der Crew provoziert worden war, hatte er immer mit beherrschter Stimme gesprochen und die Fassung bewahrt. Sogar als er auf Arabisch geflucht hatte, war sein Ton eher geschäftsmäßig geblieben.
    Sie stieß sich von ihm ab und er ließ sie los. »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    »Können Sie denn nichts als Ärger machen?«, brüllte er sogar noch lauter.
    Da war es wieder, dieses grässliche Wort aus ihrer Kindheit, und es entzündete eine Flamme in ihrem Bauch. Tapfer kämpfte sie darum, ihren Zorn im Zaum zu halten. Er mochte vielleicht kein Gentleman sein, doch sie war eine Lady. Für diesen Unterschied hatte sie hart gearbeitet und es hatte sie viel Mühe gekostet, ihr aufbrausendes Temperament zu zügeln und ihres Hanges zu überstürzten Worten und Taten Herr zu werden.
    »Ich weiß
wirklich
nicht, was Sie meinen«, brachte sie heraus. Er funkelte sie an. Sie richtete sich zu voller Größe auf und versuchte zurückzufunkeln.
    »
Heute
«, bellte er, »haben Sie uns beinahe kentern lassen.
Gestern
haben Sie unser Boot auf Grund laufen lassen. Und
vorgestern
musste ich in diesen Drecksfluss springen, um Sie rauszufischen!«
    Das war zu viel.
    »Tja, immerhin haben Sie also
endlich mal ein Bad genommen
!«, schrie sie zurück. »Vermutlich das erste dieses Jahr!«
    Und während sie einander so anbrüllten, tauchte eine weitere
Dahabiya
aus dem Nichts auf und kappte das Bugspriet der
Felucca
. Der Ruck schleuderte sie gegen einen Kistenstapel und sie klappte zusammen

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