Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition)
es konnte. Trotz seines enormen Reichtums gab Sir Robert nur für eines viel Geld aus: für seine Feste, die er zwar unregelmäßig, dafür aber mit großem Vergnügen ausrichtete.
»Weil sie ein Dämon ist«, grollte Haji zwischen zusammengepressten Zähnen hindurch. »Und weil Dämonenso etwas nun einmal tun. Sie machen einem das Leben«, er warf Miss Whimpelhall einen düsteren Blick zu, »zur Hölle.«
»Aber es ergibt einfach keinen Sinn. Es fällt mir schwer, es zuzugeben, doch, ja, Miss Braxton schien von meiner Beschreibung Lord Colonel Pomfreys recht eingenommen zu sein. Jedoch nicht so sehr, dass man vermuten könnte, sie sei irgendeinem Wahn verfallen.« Allein der Gedanke schien sie abzustoßen.
»Das will ich doch auch nicht hoffen. Die Frauen der Familie Braxton sind für ihre Besonnenheit bekannt«, erklärte Sir Robert.
Magi schnaubte leise. Sir Robert sah sie mit hochgezogenen Brauen an. Sie erwiderte seinen Blick mit gesenkten Brauen. Zwischen ihnen ereignete sich eine stumme Form der Kommunikation, bis Sir Robert schließlich seufzte. »Na gut. Wir schicken Harry ein Telegramm.«
Es dauerte eine Weile, doch schließlich schafften sie es, die Ereignisse vor dem Erscheinen des Professors und Miss Whimpelhalls in eine chronologische Reihenfolge zu bringen.
Die Lady, die wahre Miss Whimpelhall, war in Italien von Bord gegangen, weil sie unter heftiger Seekrankheit gelitten hatte, genau, wie sie es von Ginesse Braxton angenommen hatten. Aber nach nur einem Tag der Erholung hatte sie beschlossen, dass sie es sich nicht gestatten durfte, dem nachzugeben, was sie nur als eine Form der Charakterschwäche betrachten konnte. So hatte sie das nächste Schiff nach Alexandria bestiegen und zwischenzeitlich zudem entdeckt, dass ihr Miss Braxtons Gepäck versehentlich, wie sie angenommen hatte, mitsamt ihrem eigenen von der
Lydonia
zugestellt worden war.
Auf See hatte Miss Whimpelhall die Bekanntschaft von Professor Tynesborough gemacht, der ebenfalls unterwegs nach Kairo war. Im Zuge ihrer Unterhaltungen hatten sie festgestellt, dass sie eine gemeinsame Freundin, Miss Braxton, besaßen, die er zu besuchen hoffte. Es war ihm eine Freude gewesen, Miss Whimpelhall nebst Miss Braxtons Gepäck zu Sir Roberts Haus zu begleiten, wohin Miss Braxton unterwegs gewesen war, wie sie Miss Whimpelhall erzählt hatte. Und nun waren sie hier.
»Aber warum sollte sie so etwas tun?«, fragte Miss Whimpelhall wieder. »Ich dachte, wir wären Freundinnen geworden. Ich wollte ihr so gerne noch einmal für ihre liebevolle Fürsorge danken.«
»Vielleicht kann ich etwas Licht in diese Sache bringen«, sagte Professor Tynesborough. Er hatte Miss Whimpelhalls Ausführungen schweigend gelauscht, doch nun erhob er sich von seinem Stuhl und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. »Miss Braxton ist eine meiner Studentinnen.« Bei diesen Worten hoben sich Sir Roberts Brauen ein weiteres Mal.
»Ich habe sie während ihres ersten Jahres am College kennengelernt. Sie war nicht wie die anderen Studenten und ganz sicher war sie nicht wie andere Frauen. Ich habe vermutet, dass nicht allein ihre Faszination für das Fach hinter ihrem Eifer, mit dem sie den Abschluss anstrebte, steckte. Sie war eine ausgezeichnete Studentin, wohlgemerkt, doch egal, wie gut sie abschnitt, sie schien nie zufrieden zu sein und suchte stets nach einer Möglichkeit, sich noch weiter auszuzeichnen. Es lag eine gewisse Verzweiflung in ihren Anstrengungen und dies weckte meine Anteilnahme. Also bot ich ihr an, mir bei einigen meiner Nachforschungen zu helfen.«
Warum sollte Ginesse Braxton denn verzweifelt sein?, fragte sich Haji und runzelte die Stirn. Wenn sie eigentlich gar nicht Ägyptologie studieren wollte, konnte sie es doch einfach lassen und tun, was immer ihr Spaß machte. Verwöhntes Balg.
»Vor etwa sechs Monaten kam sie zu mir und zeigte mir etwas, das sie gefunden hatte und für eine verschlüsselte Karte hielt. Ich tat es als reines Wunschdenken ab und kurz darauf kündigte sie ihre Stellung bei mir. Ich glaube«, erklärte er ernst, »dass Miss Braxton zu diesem Zeitpunkt zu dem Schluss gekommen ist, dass sie all ihre Verpflichtungen mir gegenüber nun erfüllt habe und dass sie ihre Nachforschungen von da an allein fortsetzen wollte.«
»Ich bin nicht sicher, dass ich verstehe, was Sie damit meinen, Sir«, sagte Sir Robert.
»Unsere Entfremdung schmerzte mich und so begann ich vor einigen Monaten, den Spuren ihrer Nachforschungen zu
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