Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition)

Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition)

Titel: Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
Vom Netzwerk:
sie zurückbrülle, hatte ihn ein ganz und gar unwillkommenes Gefühl überfallen. Als sie dann Sekunden später schluchzend gegen seine Brust gesunken war, hatte dieses Gefühl Wurzeln geschlagen und ließ sich seitdem nicht mehr ausreißen, egal, wie sehr er es versuchte. Er war bezaubert.
    Er sagte sich, es sei nichts weiter als eine Vernarrtheit. Es war Jahre her, seit er zuletzt Zeit in Gesellschaft einer jungen Lady verbracht hatte. Er war anfällig für so was. Und was war schon dabei? Viele Männer verfielen dem Zauber der Sirenen, die ja gerade ihre Unerreichbarkeit so unwiderstehlich machte. Es fiel ihm zwar schwer, sich dieses stürmische und äußerst unverblümte Mädchen in der Rolle einer Sirene vorzustellen, aber genau das war sie eben. Sie war unerreichbar und er war bezaubert.
    Also betrachtete er sie und prägte sich all ihre Liebreize ein, er hortete jeden Eindruck, jedes Detail ohne Vorbehalt oder Reue, er sammelte sie für eine Zukunft ohne sie.
    Ja. Es war ganz harmlos, eine moralisch einwandfreie Art, sich die Zeit zu vertreiben. Beinahe unschuldig. Beinahe ...
    »... und jetzt kommt das Beste.« Sie beugte sich zu ihm vor, als würde sie ihm jeden Moment den Namen des Liebhabers ihrer Nachbarin verraten, anstelle eines dreitausend Jahre alten Skandals um einen toten König. »Es gibt einige Hinweise in den Aufzeichnungen, die belegen, dass
er
vielleicht eine
Sie
war.« Mit genüsslich schockierter Miene richtete sie sich wieder auf.
    »Ist nicht wahr.«
    »Doch!«, bekräftigte sie und wedelte sich lässig mit ihrer Pferdeschweiffliegenklatsche vor dem Gesicht herum, um die Insektenscharen zu verscheuchen, die sie auf dieser Reise begleiteten. Es machte ihr nicht halb so viel aus, wie er erwartet hatte. Obwohl Pomfrey dafür gesorgt hatte, dass sie bestens ausgestattet waren, und ihr sogar eine Matratze und Porzellan zur Verfügung stand, musste sie doch an einen völlig anderen Lebensstandard gewöhnt sein.
    Doch sie verschlang die Saubohnen-Öl-Pampe, die es jeden Abend zu essen gab, mit bemerkenswertem Appetit und beklagte sich nie über den Wüstenwind, der einem Augen und Mund austrocknete, oder über die Hitze oder den Gestank der Kamele. Immer war sie gut gelaunt, anpassungswillig und gewinnend. Es war, als wäre sie für dieses Leben geboren worden.
    Pomfrey hatte gut gewählt. Gott verfluche ihn. Auch wenn Jim aufgefallen war, dass Mildred ihren Verlobtenkaum einmal erwähnte ... Aber vielleicht fühlte sie sich auch einfach unwohl bei dem Gedanken, mit ihm über ihren Liebsten zu sprechen. Zum Glück. Denn Jim war sich ganz und gar nicht sicher, ob er derartige romantische Geständnisse von ihr an Pomfrey mit Haltung ertragen könnte.
    Zum hundertsten Mal erinnerte er sich daran, dass seine Aufgabe nur darin bestand, sie zu ihm zu bringen, und genau das würde er auch tun. Er war mit ihrem Schutz beauftragt worden und wenn das bedeutete, dass er sie auch vor sich selbst schützen musste, dann würde er eben auch das tun.
    »Mr Owens?«, fragte sie und riss ihn damit aus seinen Gedanken. »Geht es Ihnen gut? Sie sehen so merkwürdig aus.«
    »Es geht mir gut«, sagte er. »Und es wäre mir lieber, Sie würden mich einfach Jim nennen. Das kann man im Notfall schneller rufen als ›Mr Owens‹.«
    Sie reagierte völlig unerwartet auf diese betont beiläufige Bemerkung. Anstatt pikiert oder gekränkt zu sein, lächelte sie ihn so zufrieden an wie ein Fohlen im Frühlingsklee. »Wirklich?«
    »Wirklich.«
    »Danke, Jim.« Sie zögerte und er wartete in der Hoffnung, sie würde ihm die gleiche Vertraulichkeit anbieten, doch dann senkte sie den Blick, als hätte sie seine Gedanken gelesen.
    Er hatte nicht ernsthaft erwartet, dass sie ihm ebenfalls gestatten würde, sie beim Vornamen zu nennen. GewisseVerhaltensregeln und eine angemessene Distanz mussten eingehalten werden und sie schien darauf bestehen zu wollen, auch wenn er es nicht tat.
    Sie wand sich ein wenig und fühlte sich sichtlich unwohl, doch das hatte er gar nicht gewollt. »Erzählen Sie weiter«, sagte er. »Es ging gerade um einen Pharao, der vielleicht eine Pharaonin war ...«
    »Es gibt keine Pharaoninnen. Das ist wie bei dem Wort ›Majestät‹, da existiert einfach keine weibliche Form«, stürzte sie sich auf die Ablenkung. »Und wie ich vorher schon gesagt habe, haben seine – oder vielleicht ihre – Baumeister zwei
Merkhets
verwendet, um seine – oder ihre – Pyramide auszurichten. Den ersten haben sie

Weitere Kostenlose Bücher