Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)
Spiegelbild zu betrachten«, sagte er. »Jetzt wisst Ihr, warum sich Eure Taille weitet. Ihr habt Euch geirrt. Es war
nicht Eure Erregung über das Auftreten des Abgeordneten, die Euren Monatsfluss hat ausbleiben lassen.«
Wochen später, als ich mir sicher genug war, um Edward von der Neuigkeit zu erzählen, prahlte er sofort gegenüber seinem Sohn, dass er schon wieder ein Kind gezeugt hatte.
Prince Edward zwinkerte mir zu.
Unvermittelt schlug Princess Joan vor, wir sollten die Männer sich noch ungestört unterhalten lassen. Sie begleitete mich zu meiner Kammer, setzte sich auf mein Bett und lud mich ein, mich neben sie zu setzen.
»Mein Gemahl ist derzeit auf die ganze Welt wütend, Alice. Ich bitte Euch, achtet nicht auf ihn. Es lag nicht in seiner Absicht, Euch zu beleidigen.« Sie beugte sich näher, strich mir das Haar aus der Stirn und küsste mich auf die Wange. Sie roch nach Lavendel und Sandelholz. »Ihr macht den König sehr glücklich. Er platzt vor Stolz und fühlt sich in seiner Manneskraft bestärkt.«
»Findet Ihr ihn sehr verändert?«
Sie lehnte sich zurück und musterte mich aufmerksam. Ihr Lächeln war verschwunden. »Macht Ihr Euch denn Sorgen um ihn?«
»Euer Gemahl macht sich Sorgen.« Ich berichtete ihr von Prince Edwards Vorschlägen.
John holte tief Luft. »Der König wird alt, Alice. Er sieht tatsächlich sehr viel älter aus als bei unserer letzten Begegnung, aber das habe ich nicht anders erwartet. Er hat Philippa verloren, Lionel, Mary und Margaret, Blanche – die Liste ist schier endlos, habe ich Recht? Und dann Aquitanien.« Sie wandte sich für einen Moment ab, als müsse sie sich sammeln.
»Dann sollte ich dem Rat Eures Gemahls folgen?«
Sie schüttelte sich, als würde sie aus einem Traum erwachen, und lächelte mich an. »Macht so weiter wie bislang,
Alice. Ich weiß von niemandem, der dem König die nötige Achtung verweigert hätte.«
Diesmal bestand Edward darauf, dass ich bis einen Monat vor der erwarteten Niederkunft an seiner Seite blieb, und ich widersetzte mich nicht. Es kam mir vor, als hätte Prince Edward mir einen Schleier von den Augen genommen. Jetzt schenkte ich den Ausfällen meines Liebsten stärkere Beachtung. Im Spätsommer erwachte er eines Morgens und hatte kein Gefühl mehr in seinem rechten Arm. Ich massierte ihn und ließ ihn einfache Bewegungen machen, bis wir sicher waren, dass die Taubheit, woher immer sie gerührt haben mochte, verschwunden war. Aber auch später noch bemerkte ich häufig, dass sein Arm schlaff herunterhing, und dann fasste ich ihn an, um Edward an seine Übungen zu erinnern.
»Du musst dich bemühen, ihn mehr zu benutzen, mein Lieb, sonst verkümmert er.« Einer seiner Ärzte hatte uns diesen Rat gegeben. Er hielt es für die Folge einer alten Wunde, die dem König beim Jagen wieder aufgebrochen war.
»Bemuttere das Kind in deinem Schoß, nicht mich«, brummte Edward bloß.
Als mein Kindbett unmittelbar bevorstand, zog ich in Windsor nur ein kleines Stück weiter in ein hübsches Haus am Fluss. Bei dieser Geburt kam Großmutter nicht mehr zu mir. Selbst eine solch kurze Reise fiel ihr inzwischen zu schwer. Aber meine Hebamme Felice war bei mir, außerdem Gwen, Mary und Joan.
Im November kam meine geliebte Jane zur Welt. Die kleine Joan war begeistert über die neue Spielgefährtin. Edward war enttäuscht.
»Du bevorzugst das weibliche Geschlecht, meine Teuerste. Vielleicht sollten wir einen Alchemisten befragen, ob er im Mutterleib Weiber in Männer verwandeln kann.«
»Du verbringst zu viel Zeit in Gesellschaft deines Sohnes, des Prinzen«, erwiderte ich. »Deinen Witzen mangelt es an Geist und Humor.«
Edward starrte mich an und verschwand, kehrte allerdings ein paar Stunden später zurück und behauptete, dass er mich nur habe necken wollen. Er überschüttete mich mit Perlen, Rubinen und Diamanten und beharrte darauf, dass ich Weihnachten mit ihm am Hofe in King’s Langley verbringen müsse. John und seine neue Herzogin wurden ebenfalls dort erwartet.
Edwards abweisende Reaktion auf Jane erschreckte und verletzte mich. Selbst die Ankunft meines getreuen Robert, der Geschenke für Jane und mich bei sich hatte, wusste meine Laune nicht vollends aufzuheitern. Doch zumindest wirkte das freundliche Wesen meines Verwalters gewohnt beruhigend auf mich.
III-4
»In aller Welt kein Herz so grausam ist,
Dass es beim Klange ihrer bittren Klagen,
Nicht auch gejammert hätt ob ihrer Qual,
So rührend weinte sie von
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