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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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fragte mich, was wohl aus mir würde, wenn diese Zeit anbrach.
    Gegen Ende des Winters, nur wenige Monate bevor er gemeinsam mit dem Prinzen und einer großen Flotte nach Frankreich in See stechen wollte, häuften sich die Fälle von Erinnerungsverlust bei Edward so dramatisch, dass ich ihn bat, seine Ärzte um Rat zu fragen. Anfänglich wies er mein Drängen ab, obwohl ich wusste, dass er ebenso besorgt war wie ich.
    Den ersten Vorfall hatte ich zunächst als Kränkung unserer jüngsten Tochter Jane aufgefasst. Sie war bei mir in meiner Kammer. Als Edward eintrat, schien er von ihrer Anwesenheit überrascht zu sein.
    »Wessen Kind ist das?«
    »Wessen Kind? Edward, das ist Jane, unsere Tochter.«
    Er warf mir einen scharfen Blick zu, als hätte ich mich erdreistet, ihn zu beleidigen. »Versuche nicht, dich zu verstellen, Alice. Wir haben einen Sohn und …« Er zögerte. Ganz offensichtlich waren seine Erinnerungen verwirrt oder ausgelöscht. »Haben wir auch eine Tochter? Ja, ich glaube schon … aber älter als diese Kleine. Wer ist sie?«
    Ich reichte Jane einer Kindermagd und gebot ihr mit einer Handbewegung sich zurückzuziehen. Edward, der sich augenscheinlich zur Beizjagd gekleidet hatte, nahm nun neben mir Platz und erzählte von seinen Plänen, in Eltham neue Bäder einrichten zu lassen, ein Vorhaben, das bereits einige Jahre zuvor abgeschlossen worden war. Ich verbesserte ihn nicht, sondern hörte nur zu und nickte, wo es angemessen schien. Plötzlich schlug er sich auf die Oberschenkel, stand auf und rief: »Warum sprechen wir überhaupt davon? Wir benutzen diese Bäder doch schon ein Jahr oder länger.« Er sah sich im Raum um. »War Jane nicht hier?« Er rieb sich die Schläfen und schien dann seine Kleidung zu bemerken. »Ich wollte mit den Falken zur Jagd.«
    Als er das Gemach verließ, folgte ich ihm unter dem Vorwand,
noch eine Kleinigkeit mit ihm besprechen zu wollen, und geleitete ihn so sicher zu den Stallungen. Er schien jetzt wieder mehr er selbst und zeigte sich etwas darüber verwundert, dass die Kindermagd Jane weggebracht hatte, noch bevor er sie hatte begrüßen können. Dennoch lag weiterhin eine gewisse Wildheit in seinem Blick.
    »Ich würde gerne mit Euch ausreiten, Mylord«, erklärte ich und versuchte dabei möglichst sorglos und unternehmungslustig zu klingen.
    »Ich brauche keine Kindermagd«, knurrte er mit einem abweisenden Wink.
    Zwar bedauerte ich, ihn verärgert zu haben, aber immerhin hatte ich so erfahren, dass er seine Schwierigkeiten selbst bemerkte und ihn diese Beobachtung beunruhigte, vielleicht sogar erschreckte. Dies würde es mir hoffentlich erleichtern, mit meinem Vorschlag bei ihm durchzudringen, seine Ärzte zu Rate zu ziehen.
    Ähnliche Vorfälle ereigneten sich einige Tage sowie zwei Wochen später. Glücklicherweise erlebte Duke John den dritten Fall dieser Art mit und unterstützte meine Auffassung, dass den Leibärzten des Königs von diesen Ereignissen berichtet werden sollte, am besten so detailliert, wie nur ich es vermochte.
    Edwards Schultern schienen herabzusacken, als er sich unsere Empfehlungen anhörte und unsere Mienen studierte. Aber meine Vermutungen bestätigten sich – er hatte schon selbst bemerkt, dass etwas nicht in Ordnung war, und willigte daher murrend in unsere Vorschläge ein. Hohes Alter, zu viel Wein, unzureichende Bewegung, zu wenig Schlaf, zu viel Schlaf, zu viel Essen, zu wenig Essen, das die vier Körpersäfte ins rechte Gleichgewicht bringt … in den folgenden Tagen erhielt Edward so viele einander widersprechende Ratschläge, das er bereits drohte, alle drei Ärzte in die
Verbannung zu schicken. Aber am Ende beschloss er, den Empfehlungen jenes Medicus zu folgen, der ihn einst von seinen Kopfschmerzen kuriert hatte, da er sich sagte, dass auch das Gedächtnis im Kopf wohne. Es war der Arzt, der zu einer die Körpersäfte ausgleichenden Ernährung riet, außerdem zu mehr Bewegung und weniger Wein.
    Ich betete für einen Erfolg der Behandlung, hegte jedoch die Befürchtung, Edward würde sich schon bald mit einem geruhsameren Leben abfinden und seinen Söhnen zwangsläufig mehr Verantwortung beim Regieren übertragen müssen – eine Entwicklung, die ihm zwar vorgeschwebt, die er aber nie ernsthaft verfolgt hatte. Er klammerte sich nach wie vor daran, alleiniger Herrscher über seine Insel zu sein. Ich drängte ihn, lieber auf seine Söhne zu vertrauen als auf Latimer, Neville oder all die anderen Höflinge und Geldgeber,

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