Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)
Kinder gemacht … oder sind es schon drei?«
Ich errötete, als ich begriff, wie häufig die Söhne offenbar über mich sprachen. Über uns beide. Ich wünschte, Princess Joan hätte uns nicht alleingelassen.
»Er bringt ihn also immer noch hoch, wie?«
Und du?, lag es mir auf der Zunge zu sagen, aber ich verkniff es mir.
Mein Schweigen schien als Zurechtweisung zu wirken. Sein aufgedunsenes Gesicht nahm einen betroffenen Ausdruck an. »Verzeiht. Die Beschwerden lassen mich gefühllos werden. Ich bitte Euch, seid unbesorgt und verübelt es mir nicht. Ich zähle darauf, in Euch eine Verbündete zu haben.«
Er erzählte mir von seiner langen Krankheit und beschrieb verbittert die wachsende Missachtung, die er von den gascognischen Lords erfahren hatte. Seiner Darstellung zufolge waren nicht eigene Fehleinschätzungen und sein hitziges Gemüt dafür verantwortlich, dass die Gascogner von ihm abrückten, sondern ihre überhebliche Art, ihm wegen seiner krankheitsbedingten Schwäche jegliche Autorität abzusprechen. Einem Herrscher, der sich bei einem Kriegszug nicht einmal auf einem Pferd halten konnte, musste kein Gehorsam erwiesen werden.
»Hier darf es nicht so weit kommen. Mein Vater, der König, darf nicht schwach erscheinen. Die Barone dürfen niemals den Eindruck haben, sie könnten ihm überlegen werden.«
Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, aber sein verschwollenes Gesicht war vor Erregung rot angelaufen.
»Mylord, ich habe bislang keine Anzeichen einer solchen Ehr – oder Treulosigkeit entdeckt.«
»Und was ist mit diesem Parlament? Wie können sie es wagen, das Recht des Königs infrage zu stellen, Steuern zu erhöhen, um damit ihre eigenen jämmerlichen Leben auf dem Schlachtfeld zu verteidigen?« Seine Empörung verursachte einen Hustenanfall. Ein Diener eilte mit einem warmen Getränk herbei.
»Mylord, von der Arbeitsweise des Parlaments verstehe ich nichts. Wahrscheinlich vermag Euch hierzu der Bischof von Winchester bessere Auskunft geben.«
»Wykeham?« Er knurrte den Namen. »Seine Unfähigkeit hat uns doch erst in diese Misere gebracht! Redet nicht von Wykeham in meiner Gegenwart.«
Um so dümmer für Euch, dachte ich. »Was wünscht Ihr von mir, Mylord?«
»Haltet Euch so viel wie möglich an der Seite des Königs auf. Überprüft seine Garderobe. Bringt ihn dazu, sich zurückzuziehen und niemanden zu empfangen, wenn er sich kränklich fühlt.«
»Mylord, Ihr beschreibt einen gebrechlichen Greis. Seine Hoheit ist alles andere als das. Er reitet, er jagt, er leitet die Zusammenkünfte mit seinem Rat.«
»Was mich zu der Anfangsfrage zurückbringt – regt sich immer noch was bei ihm im Bett?«
Ich hatte den Prinz noch nie sonderlich gemocht, aber in diesem Moment konnte ich ihn nicht ausstehen. Glücklicherweise hatten gerade seine Ärzte den Raum betreten.
»Die Ärzte erwarten Euch, Mylord. Möge Gott Euch beistehen. « Ich verneigte mich vor Prince Edward und zog mich zurück.
Dem König zu gehorchen, war eine Sache, aber den Gedanken, eine bloße Schachfigur seiner Söhne zu sein, ertrug ich nicht. Nachdem ich meinen Ärger bei einem langen Ausritt besänftigt hatte, wurde mir schlecht, und ich verbrachte den Rest des Tages im Bett. Sich unter die Bettdecke zu verkriechen und zu dösen, war keineswegs so angenehm wie gedacht, denn meinen Kopf plagten Sorgen. Die Anzüglichkeiten und verbitterten Spitzen des Prinzen ließen sich noch verdrängen, nicht jedoch sein angstvolles Bemühen, Edward vor dem Hofstaat und der Öffentlichkeit stets gesund und munter wirken zu lassen. Hatte er auf seinen Sohn etwa nicht so gewirkt? Im Laufe des Tages wuchs meine Furcht, Edward altere womöglich doch schneller, als ich es hatte wahrhaben wollen. Ich fühlte, wie der tiefe Treibsand unter mir in Bewegung geriet. Ich wollte seine Geliebte sein, nicht seine Aufpasserin. Hatte mich dies blind werden lassen für das Ausmaß der Veränderungen an ihm?
Dennoch war mir klar, dass ich mich dem Prinzen gegenüber freundlich zu verhalten hatte. Ich durfte keinesfalls riskieren, seinen Unmut zu erregen. Ich musste tun, was er verlangte, obwohl er mich offenkundig nur als bessere Dienstmagd betrachtete.
Noch mehr Verantwortung für Edwards Wohlbefinden zu übernehmen, könnte sich jedoch als schwierig erweisen – zumindest in den nächsten neun Monaten oder so. Gwen stöhnte auf, als mir an zwei Tagen in Folge schlecht wurde.
»Wenigstens werdet Ihr aufhören, ständig vorwurfsvoll Euer
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