Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
Vom Netzwerk:
einschließlich Richard Lyons, die sich um ihn scharten. Edward fand es amüsant, dass ich ihn vor ebenjenen Männern warnte, mit denen ich selbst freiwillig Geschäfte betrieb.
    In Wahrheit unterhielt ich überhaupt nicht mit allen von ihnen Geschäftsbeziehungen, aber das spielte jetzt keine Rolle. Ich widersprach also nicht, sondern verfolgte weiter mein eigentliches Ziel. »Sie sind in Wirtschaftsdingen von Nutzen, nicht wenn es um das Regieren eines Königreichs geht.«
    Als er meine Meinung mit einem Lachen abtat, hatte ich das Gefühl, jeglichen Einfluss verloren zu haben. Viele Jahre zuvor war ich einmal besorgt gewesen, mich meiner Liebe zu einem Mann wegen selbst verlieren zu können. Aber dies hier war schlimmer. Nichts, was ich sagte, schien noch Gewicht zu haben. Ich wurde gerügt, sobald meine Meinung auch nur im Geringsten von seiner abwich.
    Duke John und Prince Edward wiesen mich an, stets an der Seite des Königs zu bleiben, sollte keiner von ihnen anwesend
sein, ihm zu helfen, sollte sein Gedächtnis ihn im Stich lassen, und ihn zu entschuldigen, sollte er einer Ruhepause von Höflingen bedürfen, die nicht zu seinem engsten Kreis zählten.
    »Sie werden es mir übelnehmen. Und wenn die Höflinge und Barone sich deshalb gegen mich wenden?«
    »Habt Vertrauen in uns, Dame Alice«, sagte Prince Edward. Er hatte sich in letzter Zeit mir gegenüber freundlich und erheblich respektvoller benommen, was in erster Linie wohl auf Joans Ermahnung zurückzuführen war, was allerdings auch die Folge einer unvermittelten Verbesserung seines Gesundheitszustands sein konnte. »John und ich werden Euch zu beschützen wissen«, versicherte er mir.
    Selbstverständlich würden sie das sagen. Sie würden alles sagen, um mich zum Bleiben zu bewegen. In Wahrheit jedoch hatte ich gar keine Wahl.
    Gleichwohl entbehrte mein Leben zu dieser Zeit keineswegs der schönen Momente. Wie groß die Schwierigkeiten und Meinungsverschiedenheiten zwischen Edward und mir bei Tag auch sein mochten, unsere Abende waren weiterhin voller Liebe und Zuneigung, gelegentlich sogar leidenschaftlich, und am frühen Morgen ritten wir häufig gemeinsam aus oder führten unsere Falken zur Jagd. Ungeachtet all seiner Runzeln und seiner schmerzenden Gelenke kleidete sich Edward stets mit großer Sorgfalt und machte auf seinem Pferd eine stattliche und majestätische Figur. Wir spielten mehr Schach als früher, und nachmittags las ich ihm häufig vor – Briefe, Dokumente, aber vor allem Predigten und Verse –, oder wir saßen Arm in Arm und lauschten einem Barden oder bestaunten einen Akrobaten.
    Sooft ich konnte, unternahm ich etwas anspruchsvollere Ausritte als die mit Edward. Dann jagte ich ohne Ziel davon, wollte nur die Freude auskosten, eins mit einem herrlichen
Geschöpf zu werden, meinen Körper zu prüfen und die frische Luft tief in mich einzusaugen. Es half mir, einen kleinen Moment lang die Sorgen zu vergessen, die ich mir um meinen Liebsten machte – und um meine eigene Zukunft.
     
    William Wyndsors Name war bei den Weihnachtsfeiern am Hofe in aller Munde gewesen, wobei vor allem Widerspruch erregte, wie er seinen Amtspflichten als Edwards Statthalter in Irland nachkam. So hatte er starrsinnig einer verhassten Verordnung Nachdruck verliehen, die von den englischen Grundherren verlangte, unter Androhung der Enteignung zugunsten der Krone für die Verteidigung ihrer irischen Besitzungen aufzukommen, und damit den Earl of Pembroke, die Mortimers, die Despensers und andere einflussreiche Familien gegen sich aufgebracht. Edward hatte tatsächlich viele Ländereien unter seine Obhut genommen und damit in meinen Augen das Vorgehen mitgetragen, denn er brauchte die Einnahmen dringend, um die Truppen zu finanzieren, die er für seinen Feldzug nach Frankreich zusammenstellte. Letztlich jedoch beugte er sich dem lauter werdenden Gezeter der Adelsfamilien und beorderte Wyndsor nach Westminster, wo er sich den Anschuldigungen stellen sollte.
    Es war Geoffrey, der mich hierüber im Wesentlichen aufklärte. Edward und ich sprachen nie über William.
    »Er wird im Frühling zurückerwartet«, erzählte mein Freund mir. »Wie gut, dass du nicht meinem Rat gefolgt bist und ihn geheiratet hast. Er scheint ein Mensch zu sein, dem die Gabe innewohnt, sich Feinde zu machen.«
    Ich war fest davon überzeugt gewesen, dass William in Irland bleiben würde, da niemand sonst den Posten haben wollte. Alle gierten nach dem Ruhm und der Beute, die ein Feldzug

Weitere Kostenlose Bücher