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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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Gericht denn so blind sein?«, fragte ich.
    »Du hast zu lange nur in Kreisen des Königs verkehrt, werte Freundin«, sagte Geoffrey. »So weißt du nicht um die zornige Stimmung, die auf den Märkten herrscht.«
    »Mir scheint, als hätten sie diesen Zorn nun ins Parlament getragen«, meinte Pippa. »Es wird erzählt, die Bürger hätten sich gegen den König gewandt.«
    Die Neuigkeiten aus dem Parlament sickerten derzeit durch die Stadt und wurden vom Volk begeistert als Sieg ausgelegt. Die Abgeordneten gaben den geistlichen Beratern die Schuld an dem gescheiterten Kriegszug gegen Frankreich, vor allem Wykeham und dem Schatzmeister Thomas Brantingham, seines Zeichens Bischof von Ely. Als Gegenleistung für ihre Einwilligung in die neue Besteuerung verlangten die Abgeordneten, die beiden auf ihren Posten durch Nichtgeistliche zu ersetzen. Edward hatte sich ihren Forderungen gebeugt. Als ich wieder mit ihm zusammenkam, war ich vor Wut noch ganz außer mir.
    »Du hast William Wykeham gebeten, von seinem Amt zurückzutreten? Aber, Edward, er ist ein guter Freund von dir und ein verlässlicher Berater. Er kam erst kürzlich zu dir, um dir durch schwere Tage zu helfen. Und mir gegenüber hast du in höchsten Tönen von ihm als Kanzler geschwärmt. Ich kann nicht verstehen, warum, wie du den Forderungen des Pöbels nur nachgeben konntest.«
    »Alice, meine Liebste, ich erwarte eigentlich auch nicht von dir, dass du begreifst, wie ein König regieren muss. Wykeham ist weiterhin Bischof von Winchester und bleibt weiterhin mein geschätzter Berater. Ich sprach unter vier Augen mit ihm. Er hat sich zum Wohl des Königreichs zu diesem Schritt bereiterklärt. Ebenso wie Brantingham.«
    Edwards Worte klangen wacker und nüchtern, doch die an seiner Schläfe pulsierende Ader und der Schweißfilm auf seiner Haut zeugten von der Enttäuschung und der Wut, einer entmutigten Wut, die er zu verbergen suchte. Wie Lancaster, als er mich nach Philippas Tod hatte rufen lassen, so fürchtete nun auch ich, dass Edward im Alter zunehmend angreifbarer wurde. Er brauchte einen seiner älteren Söhne an seiner Seite. Edmund und Thomas waren noch zu unerfahren, um ihn beraten zu können.
    »Versprich mir, dass du wirklich an Wykehams Rat festhalten wirst«, flehte ich. Ich fürchtete um Edward. Diese neue Macht des gemeinen Volks war mir unverständlich – denn über Macht mussten sie verfügen, wenn sie Edward zu einer Trennung von Wykeham zwingen konnten.
    Er hob mein Kinn und küsste mich. »Ich habe doch bereits gesagt, dass ich dies tun werde. Sei unbesorgt, Alice.«
    Doch ich blieb besorgt, insbesondere da in rascher Folge weitere Veränderungen eintraten. Edward machte William Latimer zu seinem Kämmerer und John Neville of Raby, den zweiten Paten unseres Sohnes, zu seinem Truchsess. An
Nevilles Berufung hatte ich gar nichts auszusetzen, aber ich verstand nicht, was Edward in Latimer sah. Ich kannte ihn ein wenig durch Richard Lyons und seine Besuche bei Hofe und hielt ihn für einen Kriecher, der besser mit Angelegenheiten des Zolls oder der Münze betraut worden wäre als mit der königlichen Hofführung. Er konnte unmöglich Edwards eigene Wahl gewesen sein. Mein Liebster schien nicht länger das Heft in der Hand zu haben.
    Zu meiner Erleichterung erfuhr ich, dass Prince Edward und Princess Joan gelandet waren und ihr Eintreffen am Hof jeden Moment erwartet wurde. Ohne daran zu denken, weswegen sie Bordeaux verlassen hatten, setzte ich meine Hoffnung darauf, dass sie die Dinge schon wieder in Ordnung zu bringen wüssten. Zweifel überfielen mich jedoch, sobald ich ihrer ansichtig wurde. Als sein ältester Sohn auf seiner Sänfte in den Rittersaal getragen wurde, suchte Edward nach meiner Hand und umklammerte sie so fest, dass mir die Tränen in die Augen traten. An der Seite ihres kranken Gemahls schritt Princess Joan, die selbst nach der langen Reise noch majestätisch und elegant wirkte. Sobald sie den Sänftenträgern die nötigen Anweisungen erteilt hatte, eilte sie voran, um sich ehrerbietig vor Edward zu verbeugen. Ich stieß ihn an, damit er den Blick von seinem schwerkranken Sohn löste und sich Joan zuwandte.
    Als sie sich erhob und einem Bedienten erlaubte, ihren Umhang zu nehmen, wurde sichtbar, welchen Tribut die Jahre in Bordeaux ihr abverlangt hatten. Falten der Erschöpfung und des Leids durchzogen ihr schönes Antlitz, und ihre einstmals schlanke Figur war jetzt deutlich fülliger. Selbst so überstrahlte sie indes

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