Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)
ich.
»Einige Male im Jahr.«
Ich bemühte mich nach Kräften, meine Bestürzung zu verbergen. »Worüber habt ihr gesprochen?«
»Nichts, worum Ihr Euch Gedanken machen müsstet.«
»John, warum fällt es dir nur so schwer, darüber zu reden? «
»Weil ich es eigentlich nicht tun sollte. Ich habe es versprochen. «
Zu erschrocken und verärgert, um weiter in meinen Sohn zu dringen, ließ ich das Thema einstweilen fallen. Aber die nächsten Tage wurde er zunehmend gesprächiger und gestand mir schließlich, dass Williams einzige Beschwerden über mich mein ständiges Gerede über sein Testament und meine Abneigung gegenüber seinem Neffen betrafen.
»Hier scheint zwischen euch noch tiefes Misstrauen zu herrschen«, sagte er.
»Wundert dich das, John? Als mein Ehemann versucht William, meine Besitzungen für sich zurückzugewinnen, nicht für mich, und er hat auch sein Testament nicht geändert, um Joan und Jane einzubeziehen. Der Grundbesitz, den ich zur Absicherung der Zukunft deiner Schwestern erworben habe, wird also an einen verlogenen, heimtückischen Neffen fallen, der mich verachtet.«
Johns Miene hatte sich verdüstert. »Er behauptet, Joan und Jane seien die Töchter von Robert Broun, und dass Robert für ihren Unterhalt aufkommen solle.«
Einen Moment lang verschlug es mir den Atem.
»Mutter?« John berührte meinen Arm. »Ist Euch nicht gut?«
Ich fand eine Bank und ließ mich darauf nieder. »Das ist eine Lüge! Ich habe deinen Vater niemals betrogen. Niemals. Du musst doch nur einen Blick auf Joan werfen, um zu sehen, dass sie – genau wie du – eine reine Plantagenet
ist. Jane ähnelt eher mir, das stimmt, aber sie sind beide deine leiblichen Schwestern. Beide!«
John setzte sich neben mich. »Ich habe auch nicht glauben wollen, dass Ihr Vater betrogen habt.«
»William hat selbst mit allen Mitteln versucht, mich in sein Bett zu bekommen, während dein Vater noch lebte. Er sollte am besten von allen Menschen wissen, wie standhaft ich in meiner Treue zu Edward stets gewesen bin.«
John legte seine Arme um mich und drückte mich an sich. »Ich werde versuchen, seine Haltung in dieser Frage zu ändern, Mutter, das verspreche ich.«
Es war eine Geste voller Zuneigung, und ich unterdrückte meinen Zorn mit aller Macht, um diesen seltenen Augenblick mit meinem Sohn, der nun schon so groß war, dass ich meinen Kopf an seine Schulter legen konnte, zu genießen. Doch nachgeben würde William niemals, das wusste ich genau.
»Ich beschwöre dich, John, lass ihn nicht unser inniges Verhältnis vergiften.«
»Nein, Mutter, niemals«, erklärte John.
Meine Jahre bei Hofe hatten mich bestens die Kunst gelehrt, die eigenen Gefühle zu verbergen. Und so bemühte ich mich nach Kräften, mir meine Entrüstung während der verbleibenden Tage mit meinem Sohn nicht anmerken zu lassen. Ich war viel zu froh, von den geheimen Zusammenkünften erfahren zu haben, und viel zu erleichtert, dass John sich mir anvertraut hatte und er meiner Treue zu seinem Vater Glauben zu schenken schien.
Obwohl ich selbst mich zurückhielt, um Spannungen zu vermeiden, ließen einige Familienmitglieder und Freunde es nicht unversucht, meinen Sohn vom Eintritt in den Waffendienst abzubringen, aber John war fest entschlossen.
Eine schwierige Unterredung stand indes noch aus.
»Ich möchte, dass Ihr wisst, ich hätte niemals geglaubt, was Sir William über Robert erzählte, wäre mir nicht Eure Liebe zu ihm und seine zu Euch bekannt gewesen«, sagte John eines Nachmittags.
Jetzt war es an mir zu erröten. »Robert war es, der mir nach dem Tod deines Vaters Trost spendete und Halt gab. Inzwischen bist du alt genug, die Wahrheit zu erfahren, John.« Ich erklärte ihm, weshalb ich William geheiratet hatte, und dass unsere Ehe eine bloße Fassade war. Über Robert und mich erzählte ich ihm allerdings nicht die ganze Wahrheit. Ich wagte es nicht, jede Vorsicht aufzugeben, nicht einmal meinem geliebten Sohn gegenüber.
Wir hatten uns Dinge angesehen, die er vielleicht mitnehmen wollte. In diesem Moment waren wir in den Stallungen und betrachteten Janyns edlen Sattel, den männliche Besucher auf Gaynes häufig benutzten. Während ich über Lancasters Ultimatum sprach und erklärte, wie sich damit all meine Hoffnungen auf eine glückliche Zukunft mit Robert zerschlagen hatten, strich John immer wieder mit den Händen über das Leder. Weder sah er mich an noch unterbrach er mich. Auch als ich meinen Bericht beendet hatte, hielt sein
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